Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Den Wandel nicht verschlafe­n

- VON FLORIAN RINKE

Woftw enn es um mahnende Beispiele für verpasste Trends in der Wirtschaft geht, ist

die Rede vom Kodak-moment. Der seinerzeit weltgrößte Hersteller von Filmen hatte den Wandel zur Digitalkam­era verschlafe­n – und verschwand in der Bedeutungs­losigkeit. Die Messe IAA sollte zeigen, dass es den Kodak-moment in der AutoIndust­rie nicht geben wird, weil die Branche früh genug aufgewacht ist. Es ging um Elektromob­ilität, Software, sogar Fahrräder waren Teil der einst stolzen Automesse.

Aus deutscher Sicht muss man sagen: Es darf ihn angesichts der Bedeutung der Industrie für Wohlstand und Arbeitsplä­tze auch nicht geben. Vielmehr wird sich an der Branche zeigen müssen, dass es gelingen kann, innerhalb weniger Jahre klimaneutr­al zu werden – und dabei die Industrie zu erhalten. Denn die Umweltorga­nisation Greenpeace hatte bereits vor zwei Jahren errechnet, dass die gesamte Automobili­ndustrie weltweit für rund neun Prozent aller Co2-emissionen verantwort­lich ist. Ohne die Industrie wird der Klimawande­l daher nicht gestoppt werden können. Und umgekehrt gilt: Wenn die in vielen Bereichen so fortschrit­tliche Automobili­ndustrie den Wandel nicht schafft, wer dann?

Der Veränderun­gsdruck ist enorm. Die Branche muss den Trend zur E-mobiltität meistern und gleichzeit­ig dafür sorgen, dass die Autos künftig autonom fahren können. Die Politik muss daher kluge Leitplanke­n setzen, damit langfristi­ge Planungen möglich sind: Welche Rolle sollen Autos in den Innenstädt­en spielen? Wie gelingt die Mobilitäts­wende im ländlichen Raum?

Der E-auto-pionier Tesla wird an der Börse fünfmal so hoch bewertet wie der Vw-konzern, obwohl Tesla 2020 knapp 500.000 Fahrzeuge ausgeliefe­rt hat und VW 9,3 Millionen. Doch VW baute nur halb so viele Elektroaut­os wie Tesla. Das zeigt: An der Börse wird die Zukunft gehandelt – wer sich darauf einlässt, wird gewinnen.

AUTOSCHAU IAA ENDET MIT PROTESTEN, WIRTSCHAFT

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