Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Angela Merkel möchte ihre Politik weitergefü­hrt sehen“

RALPH BRINKHAUS Der Unionsfrak­tionschef über die größten Unterschie­de zwischen Union und Rot-grün – und die Einmischun­g der Kanzlerin in den aktuellen Wahlkampf.

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Herr Brinkhaus, was braucht es auf den letzten Metern für die Union? BRINKHAUSW­IR brauchen eine klare Abgrenzung in Sachfragen. Es gibt viele inhaltlich­e Unterschie­de zwischen uns und einer Rot-grün-plusKoalit­ion. Es geht um Fragen der inneren und äußeren Sicherheit. Wir haben auch einen deutlich anderen europapoli­tischen Ansatz: Die SPD ist für eine Fiskal- und Schuldenun­ion, die Grünen und die Linken auch, sie ist für eine Europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung, die Belastung von Wirtschaft und Unternehme­n.

Die Unterschie­de sind riesig.

Wie sehen diese genau aus? BRINKHAUS Olaf Scholz hat sich schon bei den Beratungen zum Europäisch­en Wiederaufb­aufonds gefreut, dies sei jetzt der Moment, in dem wir als EU gemeinsam Schulden aufnehmen. Im Spd-wahlprogra­mm steht außerdem, dass die Partei eine europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung anstrebt. Das heißt, dass wir auch für Arbeitslos­e in Portugal oder Griechenla­nd haften sollen. Auch beim Thema Migration gibt es große Gegensätze. SPD, Linke und Grüne stehen für eine sehr offene Migrations­politik – wir dagegen stehen für eine geordnete Zuwanderun­g, die unsere Sozialsyst­eme nicht überlastet. Mich wundert es, dass diese Themen im Wahlkampf noch nicht mehr zum Tragen gekommen sind.

Die Bundeskanz­lerin hat sich in den Wahlkampf eingemisch­t?

Wie kam diese prominente Unterstütz­ung an?

BRINKHAUS Das ist sehr gut angekommen, es zeigt, dass wir alle zusammenst­ehen. Ich kann die Kritik an ihrem Auftritt im Bundestag auch nicht nachvollzi­ehen. Sie ist die Bundeskanz­lerin und nicht die Bundespräs­identin. Kanzlerin Merkel möchte ihre Politik weitergefü­hrt sehen – und dass sie sich dabei für Armin Laschet und nicht für Olaf Scholz einsetzt, ist mehr als legitim. Die Aufregung, die entstanden ist, zeigt nur, wie nervös einige sind.

Wie ist die Stimmung in der Fraktion gerade? BRINKHAUS Wir sind alle entschloss­en zu kämpfen und auch überzeugt, dass wir das am Ende noch drehen können. Jeder ist mit 120 Prozent Einsatz dabei. Wir wollen für die

Mitte kämpfen, die leise bürgerlich­e Mitte, die in diesem Wahlkampf bislang nicht zu Wort gekommen ist.

Sie haben uns gesagt, dass Sie Fraktionsv­orsitzende­r bleiben wollen. Gilt das weiterhin?

BRINKHAUS Alles zu seiner Zeit, erst einmal wollen wir ein gutes Wahlergebn­is. Ich möchte gerne Fraktionsv­orsitzende­r bleiben – aber das hat gerade keine Priorität.

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