Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Autoschau IAA endet mit Protesten
Die Messe wurde begleitet von Kritik. Ein Bündnis forderte ein Ende der autodominierten Verkehrspolitik.
MÜNCHEN (dpa) Trotz Protesten ist die Premiere der Automesse IAA Mobility in München von den Veranstaltern als großer Erfolg gewertet worden. Die Aussteller seien im Großen und Ganzen sehr zufrieden, und trotz der Pandemie seien in nur sechs Tagen mehr als 400.000 Besucher gekommen – „eine deutliche Abstimmung mit den Füßen“, sagte die Präsidentin des Branchenverbandes VDA, Hildegard Müller, zum Abschluss am Sonntag.
Befragungen zufolge fänden die meisten Aussteller und Besucher das neue Konzept gut, Autos und erstmals auch Fahrräder in der ganzen Stadt vorzuführen und nicht nur in Messehallen auszustellen. „Besonders positiv bewertet wurde die Mischung der Aussteller und die Möglichkeit, Neuheiten direkt testen zu können“, teilten die Veranstalter mit. Zwei Drittel der Besucher seien jünger als 40 Jahre. Es sei große Offenheit und Neugier für neue Antriebe und ganz praktische Fragen wie das Laden zu spüren gewesen, aber auch für Themen wie Digitalisierung oder autonomes Fahren, sagte die Vda-präsidentin.
Allerdings sind auch am Abschlusswochenende der IAA Mobility in München wieder Tausende Menschen gegen die Messe und die Autoindustrie auf die Straße gegangen. Am Samstag erreichten die Demonstrationen einen zahlenmäßigen Höhepunkt. Die Polizei sprach von zusammen etwa 14.500 Teilnehmern einer Fahrrad-sternfahrt und einem Demonstrationszug zur Theresienwiese. Erneut kam es dabei zu Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Polizei. Insgesamt blieb das Wochenende aber ruhiger als der Freitag, an dem es zahlreiche Blockadeaktionen gegeben hatte.
Zu Sternfahrt und Demonstration hatte ein Bündnis eingeladen, zu dem unter anderem der ADFC, Attac, der BUND, die Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace und der Verkehrsclub Deutschland gehören. Sie forderten „eine klare Abkehr von der autodominierten Verkehrspolitik und Vorrang für den Fuß-, Radund Nahverkehr“.
Die IAA wurde seit ihrem Start von Protesten begleitet. Bereits am Eröffnungstag wurden mehrere Autobahnen rund um München blockiert. Aktivisten werfen der Messe vor, eine „Greenwashing-veranstaltung“zu sein, also lediglich einen ökologischen Eindruck erwecken zu wollen. Zudem kündigten sie an, ähnliche Veranstaltungen stören zu wollen.
Teilnehmende Autohersteller zeigten sich hingegen zufrieden. „Wir ziehen ein positives Fazit – die IAA Mobility war eine ideale Plattform, um sich über nachhaltige Mobilität auszutauschen“, hieß es bei BMW. Daimler-chef Ola Källenius sagte: „Der Ansatz, die Messe in die Stadt hineinzutragen, war absolut richtig.“Die IAA in München sei „ein klares Signal für den Wandel der Branche“.
Die Besucherzahlen lagen allerdings – wohl auch pandemiebedingt – unter denen früherer Jahre. 2019 waren noch mehr als 160.000 Menschen mehr zur IAA gekommen, die damals noch in Frankfurt stattfand. 2007 lag die Zahl noch bei rund einer Million. Auch mehrere große Autokonzerne wie Toyota, General Motors oder die Opel-mutter Stellantis waren nicht auf der IAA dabei. Vda-chefin Hildegard Müller gab sich jedoch optimistisch, dass viele internationale Aussteller bei der nächsten IAA mit an Bord seien.