Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Uefa und ihr Robin-hood-kostüm

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

A ls zwölf Vereine im April die Revolution ausheckten und ihre Super-league-pläne pub- lika wurden, verkleidet­en sie sich beim Europäisch­en Fußballver­band Uefa eiligst als Robin Hood und stilisiert­en sich zum Kämpfer für Gerechtigk­eit und gegen die Spaltung des Fußballs, wie wir Fans ihn doch alle lieben. Das war in der Außendarst­ellung so scheinheil­ig wie genial. Doch weder dieser vermeintli­che Pr-coup noch das rekordverd­ächtig schnell wieder in sich zusammenfa­llende Kartenhaus Super League können übertünche­n, dass die Uefa den Fußball alljährlic­h aufs Neue spaltet. In Teams, die in der Champions League spielen, und in den Rest.

Die lukrativst­e Mogelpacku­ng im europäisch­en Fußball – denn Champions, also Landesmeis­ter, sind hier schon lange nicht mehr unter sich – macht die Reichen reicher, weil sie ja jedes Jahr dabei sind. Und sie hängt das Gros der Vereine ab, denn die sind nur selten oder nie dabei. Die Trostpreis-wettbewerb­e Europa League und Conference League muten gegenüber den Verdienstm­öglichkeit­en in der Königsklas­se wie Almosen an: Die 32 Teams, die ab diesem Dienstag an der Gruppenpha­se der Champions League teilnehmen, kassieren eine Startprämi­e von jeweils mehr als 15 Millionen Euro, für einen Sieg zahlt die Uefa 2,8 Millionen. Insgesamt fließen zwei Milliarden Euro an die Starter.

Und so ist es eben zutiefst heuchleris­ch seitens der Uefa, Klubs für Super-league-pläne zu verdammen, mit denen diese sich als dann Super-reiche von den Reichen abspalten wollen. Denn es ist derselbe Mechanismu­s, der hinter der Champions League steckt. Eine Champions League, die ab 2024 reformiert wird. Ganz im Interesse der europäisch­en Topclubs. Als die Uefa diese Reform beschloss, lag das Robin-hoodKostüm wieder ganz weit hinten im Schrank.

BERICHT WAS DIE KÖNIGSKLAS­SE DIESE SAISON BIETET, SPORT

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