Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Uefa und ihr Robin-hood-kostüm
A ls zwölf Vereine im April die Revolution ausheckten und ihre Super-league-pläne pub- lika wurden, verkleideten sie sich beim Europäischen Fußballverband Uefa eiligst als Robin Hood und stilisierten sich zum Kämpfer für Gerechtigkeit und gegen die Spaltung des Fußballs, wie wir Fans ihn doch alle lieben. Das war in der Außendarstellung so scheinheilig wie genial. Doch weder dieser vermeintliche Pr-coup noch das rekordverdächtig schnell wieder in sich zusammenfallende Kartenhaus Super League können übertünchen, dass die Uefa den Fußball alljährlich aufs Neue spaltet. In Teams, die in der Champions League spielen, und in den Rest.
Die lukrativste Mogelpackung im europäischen Fußball – denn Champions, also Landesmeister, sind hier schon lange nicht mehr unter sich – macht die Reichen reicher, weil sie ja jedes Jahr dabei sind. Und sie hängt das Gros der Vereine ab, denn die sind nur selten oder nie dabei. Die Trostpreis-wettbewerbe Europa League und Conference League muten gegenüber den Verdienstmöglichkeiten in der Königsklasse wie Almosen an: Die 32 Teams, die ab diesem Dienstag an der Gruppenphase der Champions League teilnehmen, kassieren eine Startprämie von jeweils mehr als 15 Millionen Euro, für einen Sieg zahlt die Uefa 2,8 Millionen. Insgesamt fließen zwei Milliarden Euro an die Starter.
Und so ist es eben zutiefst heuchlerisch seitens der Uefa, Klubs für Super-league-pläne zu verdammen, mit denen diese sich als dann Super-reiche von den Reichen abspalten wollen. Denn es ist derselbe Mechanismus, der hinter der Champions League steckt. Eine Champions League, die ab 2024 reformiert wird. Ganz im Interesse der europäischen Topclubs. Als die Uefa diese Reform beschloss, lag das Robin-hoodKostüm wieder ganz weit hinten im Schrank.
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