Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Viele Jugendliche haben Angst vor der Zukunft
Laut einer Studie fühlen sich 85 Prozent der 14- bis 24-Jährigen alleingelassen. Auch ihr Finanzwissen ist meist ausbaufähig.
FRANKFURT Jugendliche fühlen sich in der Corona-pandemie oft im Stich gelassen. Das ist ein Ergebnis der Jugendstudie 2021, die der Bundesverband deutscher Banken (BDB) zum nunmehr siebten Mal erhoben hat. Darin hat der Verband im Juli 700 Jugendliche im Alter von 14 bis 24 Jahren sowohl nach ihrer Stimmungslage als auch nach ihrer ökonomischen Bildung befragt. Die Jugendlichen seien enttäuscht davon, wie die Politik sie nicht beachtet habe. Diese habe „wenig bis sehr wenig“für sie getan, gaben 85 Prozent der Befragten an.
82 Prozent von ihnen fühlten sich zudem im Vergleich zu älteren Menschen benachteiligt. Die jungen Menschen haben nach eigenen Angaben nicht nur stark unter den Kontaktbeschränkungen gelitten; knapp die Hälfte sehen ihre Zukunftschancen durch die Pandemie getrübt: „Die meisten wissen, sie haben da schon ein Päckchen zu tragen, was die Zukunft nicht unbeeinflusst lässt“, sagte Bdb-hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid bei der Vorstellung der Studie. Wie stark sich die wirtschaftlichen Zukunftschancen verschlechtert hätten, könne man wahrscheinlich aber erst in einigen Jahren sagen, so Krautscheid.
Auch das Finanzwissen der Jugendlichen ist schlechter geworden. Um das zu ermitteln, fragt der BDB auch nach einzelnen Wirtschaftsbegriffen: „Was ist Inflation – und wie hoch ist die aktuell?“So lautete eine der Fragen in diesem Jahr. Viele Jugendliche hätten den Begriff nicht definieren können, nur 14 Prozent die ungefähre Höhe gekannt. Auch bei der Frage nach der Europäischen
Wissen „mangelhaft“, so das Fazit der Erhebung. Zu diesem Ergebnis kommt im Übrigen auch eine Studie der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment. Dabei habe die Schule dafür die Verantwortung, glauben 85 Prozent der 2000 Befragten zwischen 18 und 29 Jahren in dieser Studie. Dabei wissen die jungen Menschen auch selbst, dass Finanzwissen eines der wichtigsten Themen ist, um gut auf das weitere Leben vorbereitet zu sein. Knapp zwei Drittel von ihnen schätzten das eigene Wissen zu den Themen Geld und Finanzen als befriedigend bis ausreichend ein. Die meisten wünschen sich aber mehr Wissen, um besser auf die Zukunft vorbereitet zu sein.
„Die Bildungslücken sind alarmierend und zeigen deutlich, dass Wirtschafts- und Finanzthemen einen höheren Stellenwert in den Lehrplänen erhalten müssen“, sagte Krautscheid und forderte mehr Engagement der nächsten Bundesregierung in dieser Frage. Sie habe da einen Auftrag zu erfüllen. Doch bei der Frage, wie gut die Vermittlung gelinge, komme es vor allem auf die Lehrer an. Die Finanzinstitute engagieren sich für eine bessere Wirtschafts- und Finanzbildung schon seit Jahren. So stellen sie den Schulen häufig Lehr- und Lernmaterial zur Verfügung, das Schülerinnen und Schülern den Einstieg in diese Lernfelder erleichtern sollen. Doch andererseits würden sie diese Aufgabe nur zu gerne den Schulen überlassen, versichert der Branchenverband der privaten Banken. Wenn Wirtschaft „offiziell und überall in den Fächerkanon aufgenommen“werde, dann könnten wir uns noch ganz anders engagieren“, hieß es seitens des BDB.