Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Jazz im Burgtheater, Krimilesung am Tenderingssee
Chris Hopkins und die Dutch Swing All Stars aus den Niederlanden jammten im Burgtheater.
DINSLAKEN (bes) Dies hat der Jazz mit der so genannten klassischen Musik gemein: Er funktioniert in jeder Besetzung. Und das Spannende ist: Selbst wenn die Musikerpersönlichkeiten dieselben bleiben, selbst wenn sich der Musikstil nicht ändert, bringt jede neue Konstellation nicht nur eine neue Mischung der Klangfarben, sondern auch der musikalischen Interaktion hervor. Davon konnten sich die Besucher des dritten und letzten Konzertes der Jazz Initiative Dinslaken in der Sommerkultur 2021 im Burgtheater gleich viele Bilder machen.
„Chris Hopkins meets the Dutch Swing All Stars“lautete der Titel und eben jenes kleine „meets“war Programm. Es handelte sich nicht um ein festes, eingespieltes Ensemble, das sein lang vorbereitetes SwingProgramm vortrug, sondern um ein geradezu spontanes musikalisches Treffen des Pianisten Hopkins mit seinen niederländischen Jazz-kollegen Menno Daams ( Trompete), Frank Roberscheuten ( Saxophon Klarinette), David Lukács (ebenfalls Saxophon und Klarinette), Durk Hijma (Gitarre), Joep Lumeij (Kontrabass) und Frits Landesbergen (Schlagzeug).
Diese Sieben jammten sich in stets wechselnden Besetzungen durch Swing und Latin, bestanden auf den „dreckigen“Blues, der einfach in jedes Programm gehöre, so Hopkins, zogen den Hut vor Cole Porter, Irving Berlin und der Location: Ein komplett improvisiertes Stück wurde von Hopkins „Burghof Blues“betitelt.
Nur eine Handvoll Raummikros nahmen den Sound auf der Bühne ab, er blieb leise, differenziert und äußerst natürlich, was vor allem dem schönen Trompetenton von Menno Daams zugute kam. Chris Hopkins schwärmte von der Naturakustik des als Amphitheater angelegten Burgtheaters. Und lobte die Technik, deren dezente Verstärkung vom Publikum kaum wahrgenommen werden konnte.
Menno Daams war aber noch aus einem weiteren Grund hervorzuheben: Er ist der musikalische Kopf des Quartetts „The unaccounted Four“. Zu dem „zufälligerweise“auch Hijma, Lumeij und Lukács gehören, die „zufälligerweise“mit auf der Bühne standen. Und so lag es nahe, dass das zweite Set nach der Pause mit einem „Gastauftritt“der „Unaccounted Four“begann. Dem „Charleston in 5/4“folgte das sanft wiegende „La vieux bateau“, eines der schönsten Stücke des Abends. Die verbleibenden Hopkins, Roberscheuten und Landesbergen setzten ihre Hommage an das Benny Goodman Trio dagegen.
Mit „Wonderful World“endete das dreistündige Konzert, das mit der ganzen Wucht einer Big Band begonnen hat.
Zwar war es dem Ensemble des Gustav-heinemann-gymnasiums unter der Leitung von Heike Jäger nach der rund eineinhalbjährigen Coronapause nur sechs Mal möglich, für ihren Auftritt im Burgtheater zu proben. Aber die Schülerinnen und Schüler zeigten zwischen „Hit the Road Jack“und „Watermelon Man“, dass sie den Swing nicht verlernt haben.
Und dann war da noch der Bassist der Big Band, Eliseo Gerardo Guarnieri, der Klavier spielt, seit er sechs Jahre alt ist.
Er ließ unter anderem mit „Take Five“vernehmen, dass die nächste Generation der Jazz Pianisten Chris Hopkins am Sonntag schon auf die Finger geschaut hat.