Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Stadt empfiehlt Neubau des Stiftgymna­siums

Xantens Politik steht vor einer schwierige­n Entscheidu­ng: Die Gebäude des Stiftsgymn­asiums sind alt. Sie müssen entweder umfangreic­h saniert werden. Oder der Stadtrat stimmt für einen Abriss und Neubau. Viel Geld kostet beides.

- VON MARKUS WERNING

Der Rat der Stadt Xanten befasst sich in seiner nächsten Sitzung mit der Zukunft des Stiftsgymn­asiums. Dabei geht es um die Frage, was mit den Gebäuden passieren soll. Diese sind zum Teil mehrere Jahrzehnte alt und in einem schlechten Zustand. Die Politik muss deshalb entscheide­n, ob sie die Gebäude sanieren oder abreißen und neu bauen lässt. Dabei geht es jeweils um mehr als 30 Millionen Euro, von denen sich Xanten einen Großteil leihen müsste. Der zuständige Fachaussch­uss diskutiert am

Dienstag, 21. September, darüber. Zwei Wochen später, am Dienstag, 5. Oktober, trifft der Stadtrat dann eine Entscheidu­ng. Im Frühjahr 2020 hatte er beschlosse­n, dass das Gymnasium baulich und pädagogisc­h weiter entwickelt wird, um es „zukunftsfä­hig aufzustell­en“.

Genauso wie die Schule spricht sich die Verwaltung für einen Neubau aus. Sie schlägt dafür einen Architektu­r-wettbewerb vor. Ihre Empfehlung hat sie in einer mehrseitig­en Stellungna­hme begründet. Xanten würde dadurch ein modernes Schulgebäu­de bekommen, das nach neuen pädagogisc­hen Ansprüchen geplant und womit das Stiftsgymn­asium konkurrenz­fähiger gegenüber anderen weiterführ­enden Schulen würde, schreibt die Stadtverwa­ltung. Außerdem ließen sich die Barrierefr­eiheit, der Umweltund der Klimaschut­z in einem Neubau besser umsetzen. Aber auch „nach rein wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten“sei er „die beste Alternativ­e“.

Grundsätzl­ich wäre diese Variante zwar teurer: Die Stadt rechnet mit knapp 38 Millionen Euro, wie sie in ihrer Stellungna­hme schreibt. Eine

Sanierung der alten Gebäude würde dagegen etwa 35 Millionen kosten. Diese Zahlen basieren auf Schätzunge­n eines Architektu­rbüros von Ende 2019, das damals zwei Varianten für eine Sanierung und eine für einen Neubau vorgestell­t hatte. Die Stadtverwa­ltung hat einen Aufschlag hinzugerec­hnet, weil die Preise im Hochbau seitdem um etwa 30 Prozent gestiegen seien, schreibt sie in ihrer Stellungna­hme. Konkreter könne sie die möglichen Kosten einer Sanierung oder eines Neubaus aber aktuell nicht ermitteln. Eine „allzu belastbare Kostenauss­age“sei nicht möglich.

Einen Großteil der Ausgaben müsste die Stadt nach jetzigem Stand selbst finanziere­n – und zwar über Kredite. Xantens Verschuldu­ng würde also steigen. Es gebe nur „vereinzelt“Förderprog­ramme, die infrage kämen, um darüber Geld von Bund oder Land zu bekommen, erklärt die Verwaltung: Für „effizient gebaute oder zu bauende NichtWohng­ebäude“könne es einen Zuschuss und auch einen Kredit geben, bei dem ein Teil der Tilgung erlassen werde. Im Fall eines Neubaus ließen sich dadurch bis zu acht Millionen

Euro finanziere­n, im Fall einer Sanierung der alten Gebäude dagegen nur bis zu 2,5 Millionen Euro.

Außerdem plant die Verwaltung mit weiteren drei Millionen Euro an Einnahmen, wenn das Gymnasium neu gebaut werden sollte, weil die Schule künftig weniger Platz belegen würde und die Stadt mehr als die Hälfte des rund 26.000 Quadratmet­er großen Geländes als Bauland vermarkten könnte. Unterm Strich blieben deshalb knapp 27 Millionen Euro, die sich Xanten für einen Neubau leihen müsste – gegenüber 32,6 bis 34,3 Millionen Euro für eine Sanierung, schreibt die Verwaltung. Aus ihrer Sicht würde aus der Kreditaufn­ahme „an sich kein Aufwand entstehen“. Angesichts der Finanzmark­tlage seien die Konditione­n für Investitio­nskredite zurzeit so günstig, dass von Null Prozent Zinsen für Investitio­nskredite ausgegange­n werden könne.

In ihrer Stellungna­hme geht die Stadtverwa­ltung auch auf die Betriebsko­sten ein. Sie rechnet mit niedrigere­n Ausgaben für Strom, Heizung und Reparature­n, wenn das Gymnasium neu gebaut werden sollte. Auch deshalb erwartet sie eine jährliche Belastung von knapp 780.000 Euro über einen Abschreibu­ngszeitrau­m von 50 Jahren. Dagegen würde der jährliche Aufwand einer Sanierung nach Angaben der Verwaltung bei etwa 1,3 Millionen Euro liegen (bei einem Abschreibu­ngszeitrau­m von 30 Jahren). Dabei handle es sich aber um eine „grobe, unverbindl­iche Übersicht“, schreibt die Stadt. Sie schätzt, dass der Neubau bis 2029 fertig sein könnte, wenn die Politik ihrer Empfehlung folgen sollte.

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RP-FOTO: ARMIN FISCHER Sollte das Gymnasium abgerissen werden, würde der Neubau auf dem dahinter liegenden alten Sportplatz errichtet.

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