Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Stadt empfiehlt Neubau des Stiftgymnasiums
Xantens Politik steht vor einer schwierigen Entscheidung: Die Gebäude des Stiftsgymnasiums sind alt. Sie müssen entweder umfangreich saniert werden. Oder der Stadtrat stimmt für einen Abriss und Neubau. Viel Geld kostet beides.
Der Rat der Stadt Xanten befasst sich in seiner nächsten Sitzung mit der Zukunft des Stiftsgymnasiums. Dabei geht es um die Frage, was mit den Gebäuden passieren soll. Diese sind zum Teil mehrere Jahrzehnte alt und in einem schlechten Zustand. Die Politik muss deshalb entscheiden, ob sie die Gebäude sanieren oder abreißen und neu bauen lässt. Dabei geht es jeweils um mehr als 30 Millionen Euro, von denen sich Xanten einen Großteil leihen müsste. Der zuständige Fachausschuss diskutiert am
Dienstag, 21. September, darüber. Zwei Wochen später, am Dienstag, 5. Oktober, trifft der Stadtrat dann eine Entscheidung. Im Frühjahr 2020 hatte er beschlossen, dass das Gymnasium baulich und pädagogisch weiter entwickelt wird, um es „zukunftsfähig aufzustellen“.
Genauso wie die Schule spricht sich die Verwaltung für einen Neubau aus. Sie schlägt dafür einen Architektur-wettbewerb vor. Ihre Empfehlung hat sie in einer mehrseitigen Stellungnahme begründet. Xanten würde dadurch ein modernes Schulgebäude bekommen, das nach neuen pädagogischen Ansprüchen geplant und womit das Stiftsgymnasium konkurrenzfähiger gegenüber anderen weiterführenden Schulen würde, schreibt die Stadtverwaltung. Außerdem ließen sich die Barrierefreiheit, der Umweltund der Klimaschutz in einem Neubau besser umsetzen. Aber auch „nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten“sei er „die beste Alternative“.
Grundsätzlich wäre diese Variante zwar teurer: Die Stadt rechnet mit knapp 38 Millionen Euro, wie sie in ihrer Stellungnahme schreibt. Eine
Sanierung der alten Gebäude würde dagegen etwa 35 Millionen kosten. Diese Zahlen basieren auf Schätzungen eines Architekturbüros von Ende 2019, das damals zwei Varianten für eine Sanierung und eine für einen Neubau vorgestellt hatte. Die Stadtverwaltung hat einen Aufschlag hinzugerechnet, weil die Preise im Hochbau seitdem um etwa 30 Prozent gestiegen seien, schreibt sie in ihrer Stellungnahme. Konkreter könne sie die möglichen Kosten einer Sanierung oder eines Neubaus aber aktuell nicht ermitteln. Eine „allzu belastbare Kostenaussage“sei nicht möglich.
Einen Großteil der Ausgaben müsste die Stadt nach jetzigem Stand selbst finanzieren – und zwar über Kredite. Xantens Verschuldung würde also steigen. Es gebe nur „vereinzelt“Förderprogramme, die infrage kämen, um darüber Geld von Bund oder Land zu bekommen, erklärt die Verwaltung: Für „effizient gebaute oder zu bauende NichtWohngebäude“könne es einen Zuschuss und auch einen Kredit geben, bei dem ein Teil der Tilgung erlassen werde. Im Fall eines Neubaus ließen sich dadurch bis zu acht Millionen
Euro finanzieren, im Fall einer Sanierung der alten Gebäude dagegen nur bis zu 2,5 Millionen Euro.
Außerdem plant die Verwaltung mit weiteren drei Millionen Euro an Einnahmen, wenn das Gymnasium neu gebaut werden sollte, weil die Schule künftig weniger Platz belegen würde und die Stadt mehr als die Hälfte des rund 26.000 Quadratmeter großen Geländes als Bauland vermarkten könnte. Unterm Strich blieben deshalb knapp 27 Millionen Euro, die sich Xanten für einen Neubau leihen müsste – gegenüber 32,6 bis 34,3 Millionen Euro für eine Sanierung, schreibt die Verwaltung. Aus ihrer Sicht würde aus der Kreditaufnahme „an sich kein Aufwand entstehen“. Angesichts der Finanzmarktlage seien die Konditionen für Investitionskredite zurzeit so günstig, dass von Null Prozent Zinsen für Investitionskredite ausgegangen werden könne.
In ihrer Stellungnahme geht die Stadtverwaltung auch auf die Betriebskosten ein. Sie rechnet mit niedrigeren Ausgaben für Strom, Heizung und Reparaturen, wenn das Gymnasium neu gebaut werden sollte. Auch deshalb erwartet sie eine jährliche Belastung von knapp 780.000 Euro über einen Abschreibungszeitraum von 50 Jahren. Dagegen würde der jährliche Aufwand einer Sanierung nach Angaben der Verwaltung bei etwa 1,3 Millionen Euro liegen (bei einem Abschreibungszeitraum von 30 Jahren). Dabei handle es sich aber um eine „grobe, unverbindliche Übersicht“, schreibt die Stadt. Sie schätzt, dass der Neubau bis 2029 fertig sein könnte, wenn die Politik ihrer Empfehlung folgen sollte.