Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Niederlande: Abschied vom Abstand
Ministerpräsident Mark Rutte hat die Eineinhalb-meter-regel abgeschafft.
AMSTERDAM (dpa/tm) In den Niederlanden bereitet man sich auf die Zeit nach der Corona-krise vor: Ab dem 25. September werde die seit Pandemie-beginn geltende Eineinhalb-meter-regel abgeschafft, kündigte Ministerpräsident Mark Rutte am Dienstagabend in Den Haag an. Zugleich wird ein sogenannter Corona-pass für Gaststätten, Sportund Kulturveranstaltungen eingeführt. Damit ist ein Qr-code gemeint, der gemäß dem deutschen 3G-prinzip funktioniert. Besucher müssen nachweisen, dass sie geimpft, getestet oder genesen sind.
Premier Rutte mahnte seine Landsleute weiterhin zur Vorsicht: „Das ist nicht der Tag, an dem alles wieder so sein wird wie vor Corona, dafür gibt es noch zu viele Infektionen und werden noch zu viele Menschen in Krankenhäuser eingeliefert.“Die Unsicherheit über die Entwicklung im Herbst bleibe weiter groß, so der rechtsliberale Premier.
Viele Maßnahmen bleiben bestehen, darunter die Maskenpflicht im Nahverkehr und auf Flughäfen. Diskotheken und Clubs dürfen zwar wieder öffnen, müssen aber wie alle anderen Gaststätten um Mitternacht schließen. Durch die Aufhebung der Abstandsregel können bei Veranstaltungen sowie in Restaurants und Cafés mehr Besucher zugelassen werden – aber nur mit Corona-pass. Sicher ist somit: Die Niederlande werden nicht dem dänischen Beispiel folgen, wo vergangene Woche alle Corona-maßnahmen aufgehoben wurden. Zwischen
Maastricht und Groningen muss in Bus und Bahn weiter eine Maske getragen werden. Gut 85 Prozent der Erwachsenen haben nach Schätzung des Gesundheitsministeriums eine erste Impfung, mehr als 77 Prozent die zweite erhalten.
Die Pressekonferenz der Regierung war mit Skepsis erwartet worden: Während der Abschied vom Abstand begrüßt wird, verursacht die Aussicht auf einen Corona-pass in den Niederlanden viel Aufregung. Skeptiker sehen darin einen indirekten Impfzwang und befürchten eine gesellschaftliche Spaltung in Geimpfte und Ungeimpfte. Der stellvertretende Ministerpräsident Hugo de Jonge verbindet damit auch die Hoffnung, „dass mehr Menschen sich impfen lassen“.