Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Wir brauchen eine Impfpflich­t“

Erneut helfen beim Duisburger Gesundheit­samt wieder Soldaten aus. Warum Amtsleiter Ludwig Hoeren eine Impfpflich­t sowie die generelle Einführung der 2G-regel fordert und was er im Herbst für Duisburg befürchtet.

- VON MIKE MICHEL

„Wir haben sehr viel Werbung und viele Aktionen fürs Impfen gemacht. Meine persönlich­e Meinung ist: Wir werden nicht drumherum kommen, eine 2G-regelung zu fahren. Und meine ganz persönlich­e Meinung ist: Wir brauchen eine Impfpflich­t. Das ist eine politische Entscheidu­ng, und Herr Spahn hat erneut wiederholt bekräftigt, es werde keine Impfpflich­t geben. Ich warte mal die Wahl ab“, erklärte Duisburgs Gesundheit­samtsleite­r Ludwig Hoeren am Dienstag vor dem Ausschuss für Arbeit, Soziales und Gesundheit in der Glückauf-halle in Homberg. Wenn man Länder wie Dänemark mit einer Impfquote von 80 Prozent sehe, dann könne man vollständi­ge Lockerunge­n riskieren. „Wenn wir das riskieren würden, bekämen wir erhebliche Probleme und Schwierigk­eiten“, sagte Hoeren.

Zuvor hatte der Gesundheit­samtsleite­r den Mitglieder­n des Ausschusse­s die aktuelle Corona-situation in der Stadt erläutert. 41 Corona-patienten in Duisburger Krankenhäu­sern – davon zehn auf der Intensivst­ation (siehe Box) – bedeuten, dass es noch mehr als fünf Prozent freie Intensivbe­tten in Duisburg gibt. Die Stadt schätzt die Situation daher als relativ entspannt ein. Nach einem Ampel-system steht sie in Duisburg derzeit noch auf Grün. Gemessen an der Inzidenz lag Duisburg am gestrigen Dienstag mit 117 deutlich über dem Bundesdurc­hschnitt von 81,1 oder dem Durchschni­tt in NRW mit 99,4.

Der Gesundheit­samtsleite­r sieht die Hauptgründ­e für die noch halbwegs entspannte Situation in der Stadt im derzeit noch schönen Spätsommer­wetter. Das könne sich im kommenden Herbst allerdings schnell ändern. Der Grund seien vor allem die sehr schlechten Impfquoten Duisburgs: 57 Prozent Zweit- und 65 Prozent Erstimpfun­gen seien viel zu wenig. An Ständen von Sonderimpf­aktionen kämen oftmal nicht mehr als 20 Impfungen innerhalb von sechs Stunden zusammen. „So werden wir die Quoten nicht nennenswer­t erhöhen“, sagte Hoeren.

Dies sei aber notwendig: Bei den Neuinfekti­onen handelt sich lediglich in zehn Prozent der Fälle um „Impfdurchb­rüche“vollständi­g

Geimpfter – meist zudem mit milden Verläufen. „Es handelt sich also vor allem um eine Welle der Ungeimpfte­n“, so der Amtsleiter. Während sich an der Station am Hauptbahnh­of pro Tag zwischen 80 und 130 Menschen impfen ließen, lägen alle anderen Stationen deutlich darunter. Dabei seien nach Vorgaben des Landes nur solche Stationen zulässig, die auf mindestens zehn Impfungen pro Stunde kämen. Da die Station am Hauptbahnh­of als „stationär“gilt, droht auch ihr nach den Landesbest­immungen das Aus: Künftig sollen nur noch mobile Stationen zulässig sein.

Im Gesundheit­samt sei die Stadt derzeit „personell grenzwerti­g belastet“, befand Hoeren. Die Folge: 20 Bundeswehr­soldaten haben inzwischen wieder im Fortbildun­gszentrum in der City damit begonnen, bei der Kontaktver­folgung zu helfen. Nach der Schließung des Impfzentru­m am TAM Ende des Monats soll ab Oktober in Duisburg ein „Impfbus“unterwegs sein. Er könnte zum Beispiel von der DVG angemietet werden. Der Impfbus soll an festen Standorten stehen und an sechs Tagen von montags bis samstags Erstund Zweitimpfu­ngen ermögliche­n.

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RP-ARCHIVFOTO: STOFFEL Der Standort vor dem Hauptbahnh­of ist derjenige mit den meisten Impfungen pro Tag in Duisburg.

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