Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Wir brauchen eine Impfpflicht“
Erneut helfen beim Duisburger Gesundheitsamt wieder Soldaten aus. Warum Amtsleiter Ludwig Hoeren eine Impfpflicht sowie die generelle Einführung der 2G-regel fordert und was er im Herbst für Duisburg befürchtet.
„Wir haben sehr viel Werbung und viele Aktionen fürs Impfen gemacht. Meine persönliche Meinung ist: Wir werden nicht drumherum kommen, eine 2G-regelung zu fahren. Und meine ganz persönliche Meinung ist: Wir brauchen eine Impfpflicht. Das ist eine politische Entscheidung, und Herr Spahn hat erneut wiederholt bekräftigt, es werde keine Impfpflicht geben. Ich warte mal die Wahl ab“, erklärte Duisburgs Gesundheitsamtsleiter Ludwig Hoeren am Dienstag vor dem Ausschuss für Arbeit, Soziales und Gesundheit in der Glückauf-halle in Homberg. Wenn man Länder wie Dänemark mit einer Impfquote von 80 Prozent sehe, dann könne man vollständige Lockerungen riskieren. „Wenn wir das riskieren würden, bekämen wir erhebliche Probleme und Schwierigkeiten“, sagte Hoeren.
Zuvor hatte der Gesundheitsamtsleiter den Mitgliedern des Ausschusses die aktuelle Corona-situation in der Stadt erläutert. 41 Corona-patienten in Duisburger Krankenhäusern – davon zehn auf der Intensivstation (siehe Box) – bedeuten, dass es noch mehr als fünf Prozent freie Intensivbetten in Duisburg gibt. Die Stadt schätzt die Situation daher als relativ entspannt ein. Nach einem Ampel-system steht sie in Duisburg derzeit noch auf Grün. Gemessen an der Inzidenz lag Duisburg am gestrigen Dienstag mit 117 deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 81,1 oder dem Durchschnitt in NRW mit 99,4.
Der Gesundheitsamtsleiter sieht die Hauptgründe für die noch halbwegs entspannte Situation in der Stadt im derzeit noch schönen Spätsommerwetter. Das könne sich im kommenden Herbst allerdings schnell ändern. Der Grund seien vor allem die sehr schlechten Impfquoten Duisburgs: 57 Prozent Zweit- und 65 Prozent Erstimpfungen seien viel zu wenig. An Ständen von Sonderimpfaktionen kämen oftmal nicht mehr als 20 Impfungen innerhalb von sechs Stunden zusammen. „So werden wir die Quoten nicht nennenswert erhöhen“, sagte Hoeren.
Dies sei aber notwendig: Bei den Neuinfektionen handelt sich lediglich in zehn Prozent der Fälle um „Impfdurchbrüche“vollständig
Geimpfter – meist zudem mit milden Verläufen. „Es handelt sich also vor allem um eine Welle der Ungeimpften“, so der Amtsleiter. Während sich an der Station am Hauptbahnhof pro Tag zwischen 80 und 130 Menschen impfen ließen, lägen alle anderen Stationen deutlich darunter. Dabei seien nach Vorgaben des Landes nur solche Stationen zulässig, die auf mindestens zehn Impfungen pro Stunde kämen. Da die Station am Hauptbahnhof als „stationär“gilt, droht auch ihr nach den Landesbestimmungen das Aus: Künftig sollen nur noch mobile Stationen zulässig sein.
Im Gesundheitsamt sei die Stadt derzeit „personell grenzwertig belastet“, befand Hoeren. Die Folge: 20 Bundeswehrsoldaten haben inzwischen wieder im Fortbildungszentrum in der City damit begonnen, bei der Kontaktverfolgung zu helfen. Nach der Schließung des Impfzentrum am TAM Ende des Monats soll ab Oktober in Duisburg ein „Impfbus“unterwegs sein. Er könnte zum Beispiel von der DVG angemietet werden. Der Impfbus soll an festen Standorten stehen und an sechs Tagen von montags bis samstags Erstund Zweitimpfungen ermöglichen.