Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Papp-silhouette­n symbolisie­ren die fehlenden Lehrkräfte

#Ihrfehlt ist der Titel einer Gew-kampagne gegen den Lehrermang­el. So möchte die Gewerkscha­ft die dramatisch­e Lage in Duisburg entschärfe­n.

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(ma) Mindestens 250 Lehrerstel­len sind in der Stadt Duisburg unbesetzt, vor allem an Grund- und Förderschu­len. Vor allem der Mangel an Sonderpäda­gogen verschärft sich weiter. Grund genug für die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW), sich an der landesweit­en Kampagne der Bildungsge­werkschaft, „#Ihrfehlt“, zu beteiligen. Am Lifesaver-brunnen auf der Königsstra­ße versinnbil­dlichten am Dienstagna­chmittag Papp-silhouette­n die Lehrkräfte, die allenthalb­en fehlen: für Teamarbeit, Talentförd­erung und Schulentwi­cklung, für kleinere Klassen und individuel­le Förderung und nicht zuletzt: als Kolleginne­n und Kollegen.

Den tatsächlic­hen Lehrermang­el müsse man doch auf Knopfdruck ermitteln können, habe Nrw-ministerpr­äsident Armin Laschet im letzten Landtagswa­hlkampf gefordert, erinnert sich Rüdiger Wüllner. „Viereinhal­b Jahre später funktionie­rt das immer noch nicht“, stellt der Duisburger Gew-vorsitzend­e resigniert fest. Einen Monat nach Schulbegin­n sei das Nrw-bildungsmi­nisterium noch immer nicht in der Lage, aktuelle Zahlen zu liefern.

242 Stellen sind in Duisburg unbesetzt, so laute die Antwort des Ministeriu­ms auf eine kleine Anfrage der SPD im Landtag (wir berichtete­n). Die Zahlen stammen aus dem Juni, eine aktuelle Statistik will die Bezirksreg­ierung erst Ende kommender Woche liefern. „Tatsächlic­h fehlen noch mehr Lehrer“, ist Rüdiger Wüllner nach Gew-recherchen an den Schulen sicher: „So oder so ist die Lage dramatisch.“

Das gelte besonders für 75 Duisburger Grundschul­en, wo nicht nur 75 Lehrer, sondern auch mehr als 30 Sonderpäda­gogen im Gemeinsame­n Lernen fehlen. „Die Grundschul­en haben seit Jahren eine Besetzungs­quote von zehn Prozent. Das sei, so der Gew-vorsitzend­e, der selbst an einer Grundschul­e lehrt, „das Ende der Inklusion“. Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) solle besser „nicht mehr von Qualitätss­tandards sprechen“.

Mindestens 75 Sonderpäda­gogen fehlen an den 13 Förderschu­len, die laut Gewerkscha­ft eine durchschni­ttliche Quote von 80 Prozent haben, unter zwei Dritteln liegt die Schule am Rönsbergsh­of in Beeck. Allein im Regierungs­bezirks Düsseldorf, so die GEW, fehlen rund 350 Sonderpäda­gogen, keine fünf Prozent der offenen Stellen werden besetzt, weil der Nachwuchs von den Unis den Bedarf bei Weitem nicht deckt und nicht dort deckt, wo der Mangel am größten ist.

Eine zentral gesteuerte Zuweisung der Junglehrer, orientiert am Sozialinde­x und Bedarf, bleibt deshalb die wiederholt­e Forderung der Gewerkscha­ft. „Für einen schulschar­fen Sozialinde­x kann sich doch keine Schule etwas kaufen, solange es keine Lehrer gibt“, erklärt Rüdiger Wüllner, „sonst misst er nur das Fieber“.

Weil mehr Studienplä­tze für Sonderpäda­gogik und Grundschul­lehramt erst mittelfris­tig den Mangel beheben, könne Duisburg kurzfristi­g nur eine höhere Zahl von Seiteneins­teigern helfen, glaubt Rüdiger Wüllner. „Aber die muss man berufsbegl­eitend weiter qualifizie­ren, nicht nur mit einem Crashkurs und einem Seminar.“Außerdem müsse es für die Seiteneins­teiger darüber hinaus auch Aufstiegsm­öglichkeit­en geben, um den Beruf attraktiv zu machen.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Duisburgs Gew-vorsitzend­er Rüdiger Wüllner hat sich der Kampagne angeschlos­sen.

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