Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der Ekel und was dahinter steckt
Maden, Schimmel, Eiter oder ein benutztes Taschentuch – warum finden wir Menschen bestimmte Dinge ekelig? Dafür gibt es gleich mehrere gute Gründe.
Abstoßend, unappetitlich, widerlich oder zum Kotzen: So wird das Gefühl des Ekels häufig beschrieben. Der Ekel ist jedoch auch nützlich und sinnvoll. Dabei gibt es verschiedene Formen. Eine Fachfrau für Ekel ist die Psychologin Sonja Rohrmann. Sie kennt sich mit dem Ekelgefühl aus. Sonja Rohrmann sagt: Ekel entwickelt sich aus dem Gefühl der Abscheu. Das ist angeboren. Wir reagieren dabei zum Beispiel auf schlechten Geschmack, vor allem auf Bitteres oder Saures. Dann verziehen wir das Gesicht oder spucken. Giftige Stoffe etwa schmecken oft bitter oder sauer. „Es ist also eine Reaktion, um den Körper vor Gift zu schützen“, sagt die Expertin.
Ekel entsteht erst in unseren Gedanken. Er wird etwa ausgelöst durch Körperausscheidungen wie Kot, Urin, Blut oder Schleim, sagt die Expertin. Aber auch verdorbene Dinge gehören dazu. Es ist sinnvoll, dass wir uns davor ekeln, denn all diese Dinge können zum Beispiel Bakterien enthalten. Das Ziel sei es, den Körper vor Krankheiten zu schützen.
Auch verletzte oder tote Körper lösen Ekel aus. „Das erinnert uns daran, dass wir sterblich sind“, sagt die Expertin. Außerdem finden wir es meist ekelig, wenn sich jemand nicht die Hände wäscht oder rülpst und furzt. Wir Menschen haben Hygiene-regeln und Tisch-manieren erfunden, um mit dieser Form des Ekels umzugehen. Sie grenzen uns von den Tieren ab. „Wenn man die Regeln nicht befolgt, wird man mit Tiernamen betitelt“, sagt Frau Rohrmann.
Dann heißt es etwa, man frisst wie ein Schwein. Hygiene-regeln und Tisch-manieren sind jedoch nicht überall auf der Welt gleich. „Ekel ist kulturabhängig“, sagt die Expertin. „In der einen Kultur ist es ekelig, Schafsaugen zu essen, in der anderen überhaupt nicht.“Aber wie kommt es, dass manche Menschen sich schneller oder stärker ekeln als andere? Das hat mit der Persönlichkeit zu tun, sagt Sonja Rohrmann. Oft sei es so, dass Menschen, die eher ängstlich sind, auch ekelempfindlicher sind. Allerdings könne man sich an Ekel auch gewöhnen. „Je öfter man Ekelreizen ausgesetzt ist, desto niedriger wird die Reizschwelle“, sagt Rohrmann. So überwinden Ärzte oder Pfleger zum Beispiel den Ekel vor Erbrochenem oder Verletzungen.