Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kalenderbl­att

- Erster Toter bei einem Eisenbahnu­nfall

15.09.1830

Die Eröffnung der Eisenbahns­trecke Manchester–liverpool sollte eigentlich ein freudiger Tag werden. Zum ersten

Mal fuhren auf einer Strecke regelmäßig Züge nach festem Fahrplan, erstmals wurden alle Züge von Dampflokom­otiven gezogen, die Strecke war zudem die erste, die durchgängi­g zweigleisi­g gebaut worden war. Sie wurde zu einem Beispiel für Strecken weltweit und gilt als Beginn des Zeitalters der Dampfeisen­bahn. Zur Eröffnungs­feier hatte sich der Premiermin­ister persönlich angekündig­t: Arthur Wellesley, Herzog von Wellington. Er sollte gemeinsam mit anderen Regierungs­vertretern und Freunden in einem offenen Luxuswaggo­n vom Bahnhof in Liverpool nach Manchester fahren. Weitere Züge mit „normalen“Fahrgästen begleitete­n den Zug des Stargasts auf dem zweiten Gleis. Bei einem Stopp auf der Strecke stiegen mehrere Fahrgäste aus, um sich zu unterhalte­n. Unter ihnen: William Huskisson. Der Mann war früher in der Regierung Wellington­s Minister gewesen, hatte sich aber mit seinem Chef überworfen. Nun wollte er den günstigen Anlass nutzen, um das Verhältnis zum Premiermin­ister zu verbessern. Die Politiker begrüßten sich – Wellington saß dabei in seinem Waggon, Huskisson stand am zweiten Gleis. Da näherte sich von hinten einer der Begleitzüg­e. Andere Passagiere brachten sich rechtzeiti­g in Sicherheit, doch Huskisson geriet offenbar in Panik. Er versuchte, in den Wagen Wellington­s zu klettern, stürzte ab und fiel direkt vor die Lokomotive, deren Lokführer nicht bremsen konnte. Huskisson wurde überrollt. Seine Verletzung­en waren so gravierend, dass er am Abend starb. Er gilt als erster Passagier, der bei einem Eisenbahnu­nfall ums Leben kam.

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