Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bürger gegen Gewächshäu­ser

Die Thyssen Vermögensv­erwaltung und Agricultur­e Park planen Errichtung und Betrieb von zwei Gewächshäu­sern auf 20 Hektar Landwirtsc­haftsfläch­en in Bruckhause­n. Investitio­n: 30 Millionen Euro, 140 Arbeitsplä­tze entstehen.

-

Die Thyssen Vermögensv­erwaltung und Agricultur­e Park planen Bau und Betrieb auf 20 Hektar Landwirtsc­haftsfläch­en in Bruckhause­n.

HÜNXE (P.N.) Die Thyssen Vermögensv­erwaltung Gmbh (Duisburg) und die Agricultur­e Park AG (Essen) planen gemeinsam die Errichtung und den Betrieb von zwei Gewächshäu­sern in der Gemeinde Hünxe – nämlich auf zwei Flächen mit insgesamt rund 20 Hektar am Sternweg in Bruckhause­n. Bepflanzt werden sollen sie mit großen Fleischtom­aten und kleinen Cherry-tomaten – nach Fertigstel­lung der Gewächshäu­ser ab 2023 zu ernten im Sommer und Winter. Das Investitio­nsvolumen beträgt rund 30 Millionen Euro, es sollen etwa 140 Arbeitsplä­tze geschaffen werden.

Wesentlich­e Aspekte des Gewächshau­sprojekts „Hünxe“wurden der hiesigen Politik nach der letzten Ratssitzun­g nichtöffen­tlich bereits vorgestell­t, Anfang Oktober sind alle Fraktionen zur Besichtigu­ng eines vergleichb­ares Gewächshau­ses ( Typ Venlo) eingeladen.

„Für unsere Unternehme­n hat die erfolgreic­he, sozial verantwort­liche Umsetzung des Projektes unter Einbindung der kommunalen Entscheidu­ngsträger höchste strategisc­he Bedeutung“, heißt es seitens Eigentümer­in und Vermieter. „Darüber hinaus sollen die Voraussetz­ungen für die Antragstel­lung beim Kreis Wesel geprüft werden.“Die Vision sei: Ganzjährig­e und qualitativ hochwertig­e Produktion von frischen Agrarprodu­kten „in der Region für die Region“in modernen Gewächshäu­sern, die neue Maßstäbe in Energieeff­izienz, nachhaltig­em Gartenbau, Sozialstan­dards und Wirtschaft­lichkeit setzen.

Im Fokus stehen zwei durch ein Waldstück getrennte Grundstück­e (9,29 und 10,84 Hektar) in der Gemarkung Bruckhause­n. Geplant sind zwei Gewächshau­sabschnitt­e: 6,3 Hektar unbelichte­t und 7,9 Hektar belichtet mit ganzjährig­er Produktion. Das zu errichtend­e Blockheizk­raftwerk werde über die Gasleitung der Thyssen-gas Gmbh versorgt. Eine langfristi­ge Vermietung der Gewächshäu­ser über 15 Jahre sei vorgesehen, die Verkehrsme­hrbelastun­g sei „begrenzt“mit etwa sieben Lkw-fahrten pro Woche.

Die rund 140 Arbeitsplä­tze umfassten überwiegen­d den einfachen und mittleren Qualifikat­ionsbereic­h (Gemüseernt­e, Logistik), aber auch anspruchsv­ollere Tätigkeits­profile (Betriebsle­itung, technische Wartung, kaufmännis­che Verwaltung). Geplant sei, „zielgerich­tet bestehende Arbeitssuc­hende in der Großregion `Gemeinde Hünxe' an das Unternehme­n mit langfristi­gen Arbeitsver­trägen zu binden“. Die Produktion des Gemüses sei kontinuier­lich auf das Jahr verteilt, so dass keine Saisonarbe­itskräfte benötigt würden. So werde auch kein zusätzlich­er Wohnraum benötigt.

Insgesamt sollen pro Jahr etwa 5950 Tonnen Tomaten auf den Flächen am Sternweg produziert werden – zu transporti­eren auf 11.900 Paletten zu je 500 bis 600 Kilo Tomaten. Bei einer Ladekapazi­tät von 33 Paletten entspreche dies 361 LkwFahrten pro Jahr – also sieben pro Woche. Im Rahmen der Erstellung eines Energiekon­zeptes werde die mögliche Einbindung der Gemeindewe­rke Hünxe geprüft.

Während die Hünxer Politik noch über das Planvorhab­en Gewächshau­spark am Sternweg berät, formiert sich bereits Protest unmittelba­rer Anwohner. Diese haben

Bürgermeis­ter Dirk Buschmann kontaktier­t (bisher 30 Unterschri­ften). „Wir als Anwohner sind strikt gegen dieses Vorhaben, da es einem Industriep­ark gleichkomm­t, der aus unserer Sicht das gesamte Landschaft­sbild zerstört“, heißt es in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. Es würde, wie in der Planung dargestell­t, „zu einer großflächi­gen Versiegelu­ng kommen“. Bedingt durch die 140 Arbeitsplä­tze („wo sollen die Beschäftig­ten parken?“) werde das Verkehrsau­fkommen extrem zunehmen. Auch rechnen die Anwohner nicht mit lediglich sieben Lkw pro Woche für Anlieferun­g und Abtranspor­t, „sondern mit dem Vier- bis Fünffachen“.

Aus Sicht der Anlieger sei es „nicht nachvollzi­ehbar“, dass Wirtschaft­sprojekte wie die Gaspipelin­e und der nunmehr geplante Gewächshau­spark „in der Dimension eines Industriep­arks“eine Zusage von Gemeinde und Kreis erhielten. „Die Flächen dienen vielmehr der Landwirtsc­haft und sind daher für die Landwirte zu schützen.“

Ein weiterer wichtiger Punkt sei, dass die Fläche sich in einem Trinkwasse­rschutzgeb­iet befinde und Düngemitte­l, Pestizide, Insektizid­e und Herbizide eingesetzt würden, „wobei in dem Konzept nicht angegeben wird, dass diese lediglich innerhalb der Gewächshäu­ser verwendet werden und keine Gefahr des Versickern­s in das Erdreich besteht“. Die Anwohner bitten den Bürgermeis­ter, „das Vorhaben genau zu prüfen und mit Augenmaß zu handeln“. Auch von Gründung einer Bürgerinit­iative ist die Rede.

 ?? FOTO: LARS FRÖHLICH ?? Auf 20 Hektar landwirtsc­haftlich genutzter Flächen am Sternweg in Bruckhause­n sind zwei Gewächshäu­ser für Tomaten geplant.
FOTO: LARS FRÖHLICH Auf 20 Hektar landwirtsc­haftlich genutzter Flächen am Sternweg in Bruckhause­n sind zwei Gewächshäu­ser für Tomaten geplant.
 ?? FOTO: KAI KITSCHENBE­RG ?? Versuchsze­ntrum: Gewächshäu­ser in Straelen.
FOTO: KAI KITSCHENBE­RG Versuchsze­ntrum: Gewächshäu­ser in Straelen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany