Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Landrat ärgert sich über Formular

Das Online-antragsver­fahren für die Wiederaufb­auhilfe steht in der Kritik.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

KREIS EUSKIRCHEN Kurz nach dem Start des Online-antragsver­fahrens für die Wiederaufb­auhilfe hagelt es bereits Kritik. „Vor allem ältere Menschen tun sich schwer. Bei der Anmeldung braucht man zum Beispiel eine E-mail-adresse, die viele aber nicht haben, und zum Teil sind sie auch gar nicht in der Lage, eine Adresse einzuricht­en“, sagte der Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers (SPD), unserer Redaktion. „Auch die Schritt-für-schritt-anleitunge­n sind nicht in einfacher Sprache formuliert. Wir merken, dass es ohne die Hilfestell­ungen unserer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r vor Ort nicht funktionie­ren wird“, so Ramers. Die technische­n Probleme müssten dringend gelöst werden. Es sei den betroffene­n Bürgerinne­n und Bürgern nicht zu vermitteln, dass sie sich mit Fehlermeld­ungen des Systems herumschla­gen müssten, wenn es um dringende finanziell­e Hilfen zur Sicherung ihrer Existenz ginge. „Ansonsten ist Frust programmie­rt“, betonte der Landrat.

Seit Freitag können vom Jahrhunder­t-hochwasser betroffene Privatleut­e, Unternehme­n und Kommunen in NRW Anträge zum Wiederaufb­au stellen. Für das Land sind 12,3 Milliarden der insgesamt bis zu 30 Milliarden Euro im Wiederaufb­au-paket von Bund und Ländern vorgesehen. Auf der Website des Ministeriu­ms sind Informatio­nen und Links zu den einzelnen Online-anträgen zu finden.

Bei aller Dankbarkei­t über die Aufbauhilf­en gebe es natürlich auch Unmut über einzelne Details der Förderrich­tlinie. So seien Gelder für durch die Flut zerstörte Autos nicht in der Hilfe enthalten. „Aber gerade bei uns in der ländlichen Region brauchen die Menschen Autos, sie sind darauf angewiesen – auch weil die Bahnlinien zum Teil von der Flut zerstört worden sind“, so Ramers.

Er fordert dringend eine bessere Unterstütz­ung vor Ort durch das Land für seine Leute. „Wir haben dem Kommunalmi­nisterium daher vorgeschla­gen, ein Back-office mit separater Hotline und klaren Ansprechpa­rtnern einzuricht­en“, so der Landrat. Stefan Kämmerling, kommunalpo­litischer Sprecher der SPDFraktio­n im Landtag, sagte unserer Redaktion: „Die Landesregi­erung hat den betroffene­n Menschen schnelle Hilfen versproche­n, aber bisher offenbar nur Chaos verursacht. Sie muss jetzt schnell nachbesser­n und vor allem für die nötige personelle Unterstütz­ung vor Ort sorgen.“

Das Nrw-heimatmini­sterium wies die Kritik zurück. Das OnlineAntr­agsverfahr­en sichere für die Geschädigt­en einen einfachen Zugang zu einem Antrag auf Wiederaufb­auhilfe. „Da zahlreiche Geschädigt­e lebensälte­r sind und möglicherw­eise im Umgang mit Anträgen nicht erfahren sind, richten die Kreise und kreisfreie­n Städte zusätzlich Beratungss­tellen ein“, hieß es aus dem Ministeriu­m. Zu den Autos, die nicht enthalten sind in den Hilfen, hieß es: „Autos sind in der Regel bereits über die Teilkasko-versicheru­ng abgedeckt. Des Weiteren sieht die Bundesvorg­abe eine Erstattung privater Kfz aus dem Wiederaufb­au nicht vor.“

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FOTO: DPA Die Flut richtete in vielen Städten, wie hier in Bad Münstereif­el im Kreis Euskirchen, massive Schäden an.

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