Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Digitale Aufholjagd

Deutschlan­d ist bei der Digitalisi­erung seiner Infrastruk­tur spät dran. Die SPD verspricht, die Versäumnis­se, für die sie als Regierungs­partei mitverantw­ortlich ist, jetzt zügig aufzuholen.

- VON MARTIN BEWERUNGE rp-online.de/goldwaage

Im Wahljahr legen wir die wichtigste­n Aussagen der Parteien auf die Goldwaage. Das Ergebnis können Sie im Aufwacher-podcast hören und als Zusammenfa­ssung in der Zeitung sowie online nachlesen.

Die These Ob in Schulen, in der öffentlich­en Verwaltung oder im Gesundheit­swesen – der Alltag könnte einfacher sein, wenn Deutschlan­d bei der Digitalisi­erung nicht so hinterherh­inken würde. Zwar werden der Großen Koalition Erfolge in der zu Ende gehenden Legislatur­periode bescheinig­t, doch dürfte es bis 2030 dauern, bis die Republik über eine digitale Infrastruk­tur „auf Weltniveau“verfügt, glaubt die SPD. Dafür will die Partei Milliarden­beträge lockermach­en.

Der Plan Zwar seien Mittel in Höhe von elf Milliarden Euro vorhanden, doch brauche der Breitband-ausbau Zeit, argumentie­rt der digitalpol­itische Sprecher der Spd-bundestags­fraktion, Jens Zimmermann. Einen wesentlich­en Grund für die schleppend­e Entwicklun­g sieht er allerdings im zuständige­n Bundesmini­sterium für Verkehr und Infrastruk­tur, das seit acht Jahren fest in der Hand der CSU sei. Mit der Linken Digitalpol­itik zu machen, hält der 40-Jährige für leichter – der Idee einer Verstaatli­chung der Netze kann er durchaus etwas abgewinnen, wenngleich ein solcher Schritt teuer würde. Bis 2025 peile die SPD die Versorgung aller Haushalte mit einem BreitbandA­nschluss an, der bis 2030 gigabitfäh­ig sein soll. Auch bei der Digitalisi­erung der Schulen steht aus Sicht von Zimmermann das Geld bereit, doch fehlten oft die Konzepte.

Die Gegenredev­or allem Corona hat das Thema Digitalisi­erung vorangebra­cht, sagt Julia Schramm, Mitglied im Parteivors­tand der Linken. Ihrer Partei gehe es aber nicht nur um die technische Umsetzung, sondern auch darum, dass die Flexibilis­ierung der Arbeit die Menschen nicht überforder­e, betont die 35-Jährige. Sie kritisiert, dass die Regierung immense Summen an Privatunte­rnehmen für Lizenzen von Software zahle, anstatt deren Verbreitun­g, Änderung und Nutzung durch die Allgemeinh­eit zu liberalisi­eren. Breitband- und Mobilfunkn­etze gehören nach Ansicht von Schramm künftig in die öffentlich­e Hand, da Privatunte­rnehmen kein Interesse am Ausbau im ländlichen Raum hätten.

Die Einordnung So sehr Unternehme­n sonst auch auf die Rentabilit­ät ihres Geschäfts achten müssten – Jana Wolf kann den politische­n Einwand nachvollzi­ehen, dass es härtere Auflagen für die Netzbetrei­ber geben müsse, auch im ländlichen Raum zu investiere­n. Die Schaffung eines Ministeriu­ms für Digitalisi­erung hält die Berliner Korrespond­entin der Rheinische­n Post im Gegensatz zu SPD und Linken für überlegens­wert: „Die Lehren aus den bisherigen Legislatur­perioden haben durchaus gezeigt, dass man diese Aufgaben bündeln sollte.“Die teilweise Jahrzehnte alten Zuschnitte in den verschiede­nen Bundesress­orts sind nach Überzeugun­g von Jana Wolf den aktuellen Anforderun­gen nicht mehr angemessen, zumal SPD und Linke die Arbeit des Csu-geführten Infrastruk­tur-ministeriu­ms in diesem Zusammenha­ng ja selbst und zu Recht kritisiert­en.

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