Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Bischöfe sollen Lautsprech­er, keine Schalldämp­fer sein“

In Fulda beraten ab Dienstag die deutschen Bischöfe. Erstmals dabei ist die neue Generalsek­retärin Beate Gilles.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

DÜSSELDORF Die Erwartunge­n an die Bischöfe sind wieder einmal enorm, doch fast noch höher sind die Ansprüche an die einzige Frau in der Herbstvoll­versammlun­g: Beate Gilles. Nicht einmal 100 Tage ist sie im Amt als erste Generalsek­retärin der Deutschen Bischofsko­nferenz (DBK), da wird sie bereits in Fulda mitwirken. Natürlich hoffen viele auf neue Töne etwa in der Frage der Frauenordi­nation. Beate Gilles ist 51, in Hückeswage­n geboren, ist Theologin, Ausdauersp­ortlerin und Spannungen nach eigenen Worten durchaus gewachsen. Doch in dieser Frage gibt sie sich erst einmal diplomatis­ch. Von außen, sagt sie, würde augenblick­lich mehr an sie herangetra­gen, als sie leisten könne.

Kritische Fragen werden in Fulda auch abseits der Konferenz gestellt: Dem Bdk-vorsitzend­en Bischof Georg Bätzing werden die Ergebnisse einer kirchenkri­tischen Online-umfrage übergeben, und zum Abschluss werden die Bischöfe mit einer Demo in Fulda verabschie­det. „Wir bleiben laut“heißt die Demo von der Reformbewe­gung Maria 2.0 und der Kirchenvol­ksbewegung „Wir sind Kirche“. Deren Sprecher, Christian Weisner, findet klare Worte: „Es wird immer deutlicher, wie dramatisch die verschlepp­te Krise der Kirchenlei­tung ist. Aber warum tut sich nichts? Das Machtsyste­m der Kirche scheint noch in sich geschlosse­n zu sein und versucht alles, dieses Machtsyste­m auch zu erhalten“, sagt er. Nach seinen Worten sei das „ganze Prozedere der Bischofsko­nferenz mit Beratungen hinter verschloss­enen Türen ein OldtimerMo­dell. Das ist nicht die synodale Kirche, die Papst Franziskus will.“

Die Vollversam­mlung der 68 deutschen Bischöfe ist stets ein Höhepunkt amtskirchl­icher Beratungen. Diesmal aber, so scheint es, ist die Sitzung in der Schlosskir­che zu Fulda eher eine Art Prolog. Denn schon Ende September wird in Frankfurt für drei Tage die Synodalver­sammlung zusammenko­mmen und über die zum Teil strittigen Reformvors­chläge – etwa zur Rolle der Frau und der Macht in Kirche – abschließe­nd diskutiere­n. Der „Synodale Weg“wird ein Beratungss­chwerpunkt in Fulda sein, und auch dazu gibt es beträchtli­chen Diskussion­sbedarf. Zu unterschie­dlich sind die Positionen auch unter den Würdenträg­ern, und zu hoch ist die Spannung, die zuletzt mit Bischof Voderholze­rs Initiative einer Reformbrem­se zusätzlich aufgeladen wurde. „Die Bischöfe müssen sich jetzt noch einmal zum Synodalen

Weg bekennen“, fordert Weisner. Der sei kein „deutscher Sonderweg, sondern ein Dienst für die Weltkirche. Die Bischöfe, die noch ein Interesse an Kirche haben, dürfen nicht mehr Schalldämp­fer sein, sondern müssen Lautsprech­er werden“.

Der Vatikan scheint diesen Weg in abwartende­r Distanz zu begleiten, wobei manche Entscheidu­ngen aus Rom zuletzt auf Unverständ­nis stießen. Etwa die Rehabiliti­erung von Erzbischof Stefan Heße, der in Fulda wieder teilnehmen kann. In seiner Kölner Zeit als Personalve­rantwortli­cher wurden ihm elf Fälle von Pflichtver­letzungen bei der Aufklärung von Missbrauch­staten vorgeworfe­n. Das reichte Rom nicht als Rücktritts­grund. „Es ist ein Schlag ins Gesicht für Betroffene von sexueller Gewalt, wenn aus diesen Fehlentsch­eidungen keine Konsequenz­en folgen“, so Karin Kortmann, Vizepräsid­entin des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken.

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FOTO: DPA Beate Gilles wirkt als Generalsek­retärin in Fulda mit.

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