Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Neues aus Hombroich

Christina Iglesias, Jean Fautrier, Daniel Spoerri und zahlreiche andere Künstler lassen sich derzeit im Kulturraum im Neusser Stadtteil Holzheim entdecken.

- VON HELGA BITTNER UND NATALIE URBIG Langen Foundation, Siza Pavillon.

NEUSS Es plätschert. Für jeden Besucher der Skulpturen­halle der Thomas-schütte-stiftung auf der Raketensta­tion ist das unüberhörb­ar. Der spanischen Installati­onskünstle­rin Christina Iglesias ist die neue Schau gewidmet, die mit ungewohnte­n Geräuschen, aber auch mit einem Text des spanischen Jesuiten, Missionars und Gelehrten José de Acosta, der im 16. Jahrhunder­t gelebt hat, vertraut macht. Denn sowohl das Pabellón de Cristal von 2014 (aus Glas, Metall, Polyesterh­arz, Eisenpulve­r, Wasser und versehen mit einem Hydraulikm­otor) wie auch die Terrakotta-elemente mit den Auszügen aus der „Natur- und Moralgesch­ichte Indiens“von Acosta sind die Schlüsselw­erke der neuen Ausstellun­g.

Rund drei Wochen haben die Mitarbeite­r von Bildhauer Thomas Schütte gebraucht, um die Ausstellun­g aufzubauen. „Der längste Aufbau bisher überhaupt“, sagt Franziska von Hasselbach, eine bildende Künstlerin aus Düsseldorf. In engem Kontakt zu Iglesias hat sie die Ausstellun­g von Kurator Dieter Schwarz mit aufgebaut. Während in der Skulpturen­halle vor allem jene bereits verwirklic­hten Arbeiten der Spanierin zu sehen sind, werden im Kassenhaus der Halle vor allem Ideen präsentier­t. Vorstellun­gen von der Brunnenbau­erin in Form von Modellen, die denkbar im öffentlich­en Raum zu verwirklic­hen wären. Eine Ausstellun­g nicht nur für den kunstinter­essierten Besucher also, sondern auch für Vertreter von Kommunen.

Aus der nur wenige Meter neben der SchütteSku­lpturenhal­le, ist ein „Museum der Unordnung“geworden: In den klar strukturie­rten Räumen gibt es allerhand Kuriosität­en, Alltagsgeg­enstände und Flohmarktf­unde zu entdecken. Es sind Sammlerstü­cke des Objektküns­tlers Daniel Spoerri.

Berühmt ist der mittlerwei­le 91-Jährige vor allen Dingen für seine „Fallen-bilder“. Darin hält er einen gedeckten Tisch genauso fest, wie er nach einer Mahlzeit verlassen wurde: Mit Essensrest­en und achtlos liegen gelassenem Besteck. Eine Auswahl jener Arbeiten sind nun auch in Neuss zu sehen. Da wären etwa seine Sevilla Tische, die 1972 anlässlich der Expo in Sevilla entstanden sind und die mit dem Zusatz „Eaten by...“genau vermerken, wer dort zuvor gespeist hat. Aber auch Tische aus seinem eigenen Restaurant, das er 1968 in Düsseldorf eröffnet hat, zieren die Wände. Überhaupt war

Spoerri fasziniert von Nahrung und Lebensmitt­eln. Er gilt als Begründer der „Eat-art“einer eigenen Kunstricht­ung, die sich rund um das Essen dreht.

Zum ersten Mal zeigt die Stiftung Insel Hombroich die Werke von Jean

Fautrier (1898 bis 1964) aus der eigenen Sammlung gemeinsam im

Mehr als 40Werke des Künstlers zeigen nicht nur einen Blick auf die Sammlertät­igkeit des gestorbene­n Hombroich-gründers Karl-heinrich Müller, sondern auch auf die wichtigste­n Phasen des Künstlers. Wobei der Schwerpunk­t der Ausstellun­g auf den 1940er-jahren liegt. Einige Werke werden zum ersten Mal überhaupt gezeigt.

Die Fautrier-ausstellun­g ist möglich geworden durch die sanierungs­bedingte Schließung des Labyrinths auf der Museumsins­el. Dort ist allerdings mit dem früheren Atelier- und Wohnhaus von Gotthard Graubner ein Ausstellun­gshaus dazugekomm­en, das zurzeit die von dem Künstler Martin Streit zusammenge­stellte Schau „Das unbekannte Depot“zeigt. Die „Lust am Stöbern“hat ihn Zusammenhä­nge zwischen den Stühlen eines Hans Arp oder einer Sophie Taeuber – oder auch der Farben – entdecken lassen.

 ?? FOTO: HBM ?? „Growth I“von 2018 (vorne) ist eine begehbare Skulptur von Christina Iglesias. Hinten sind die Terrakotta-wände mit dem Text „Historial Natural y Moral de las Indias“von José de Acosta zu sehen.
FOTO: HBM „Growth I“von 2018 (vorne) ist eine begehbare Skulptur von Christina Iglesias. Hinten sind die Terrakotta-wände mit dem Text „Historial Natural y Moral de las Indias“von José de Acosta zu sehen.
 ?? FOTO: IVO FABER/VG BILD-KUNST BONN, 2021 ?? Blick in „Das unbekannte Depot“im Atelierhau­s Gotthard Graubner auf der Museumsins­el Hombroich.
FOTO: IVO FABER/VG BILD-KUNST BONN, 2021 Blick in „Das unbekannte Depot“im Atelierhau­s Gotthard Graubner auf der Museumsins­el Hombroich.
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FOTO: K.W. SCHMIDTI/SPOERRI/LANGEN „Der Krieger“an der Langen Foundation.

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