Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Umgang mit digitalen Medien kennenlernen
Projekt an der Ernst-barlach-gesamtschule mit Experten des Vereins „Medienmonster“.
DINSLAKEN (big) Der Klassenraum der 5 d an der Ernst-barlach-gesamtschule (EBGS) ist an diesem Vormittag voll mit aufgeregten Jungen und Mädchen. Vor sich haben die Kinder Tablets stehen, auf einem Tisch steht ein Server, hinten an der Wand angebracht ist ein Greenscreen, eine grüne Wand, an der man herrlich demonstrieren kann, wie Bilder entstehen, die eigentlich in jenem Moment gar nicht vorhanden sind. „Darf ich bei einem Konzert den Künstler fotografieren und sein Bild anschließend posten?“, fragt Marc Velten von den Medienmonstern und deutet auf ein Foto. Die Finger der Kinder schnellen in die Höhe. „Ja“und „Nein“– so lauten ihre Antworten. Man einigt sich nach einigem Hin und Her auf ein „Ja“. Dann steht aber noch die Frage im Raum: „Warum darf ich ihn fotografieren?“„Weil er auf der Bühne steht“, so der richtige Teil einer Antwort.
Doch das ist nicht der einzige Grund. Jener Künstler darf fotografiert und sein Bild gepostet werden, weil er während des öffentlichen Konzertes eine Person der Zeitgeschichte ist, eine Person des öffentlichen Lebens, erklärt Velten und bringt den Schülern gleichzeitig bei, dass, sobald dieser Künstler privat eine Döner-bude besucht, um Erlaubnis gebeten werden müsse.
Medientage an der EBGS. „Die Medienmonster bringen uns Dinge bei, die nicht einmal ich wusste“, sagt Janine Großer, Klassenlehrerin der 5d. Unterstützt wird das
Projekt von einigen Sponsoren, darunter die Volksbank Rhein-lippe. „Seit fünf Jahren unterstützen wir mit sieben weiteren Unternehmen die Medienmonster für deren Projekte“, berichtet Claus Overlöper, Vorstandsmitglied der Volksbank. Da gibt es Weiterbildungen für Lehrer, Elternabende, Unterrichtskonzepte für die Schüler und Schülerinnen, wie eben für die 5 d. Alle fünften Klassen werden in Medienkompetenz geschult, so Marc Velten. Pro Klasse wird dafür ein Tag benötigt. „Wir wollen die Kinder sensibilisieren für die Gefahren des Internets, wollen ihnen zeigen, wie man verantwortungsvoll mit den digitalen Medien umgeht.“
Fit am Computer sind sie meist schon, nur mit dem Konkretisieren der einzelnen Teile im digitalen Ganzen, da fehlt ihnen natürlich noch viel Wissen. Nun, nicht nur ihnen. Auch um Cybermobbing geht es bei den Medientagen, die die Essener Medienmonster anbieten und durchführen. „Wir haben der EBGS die Medientage angeboten, aber man kann uns auch buchen. Hier allerdings hatten wir dank der Sponsoren ein reichliches Budget zur Verfügung“, so Velten.
Spielerisch werde den Kindern die Nutzerkompetenz vermittelt, lernen sie ihr Verhalten zu reflektieren, dass man aber auch seine eigene Kreativität in den digitalen Medien ausleben kann. Ganz schön anspruchsvoll geht es an diesem Tag zu.
„Durch Corona waren die Schüler verstärkt auf die digitalen Medien angewiesen, da ja der Präsenzunterricht ausfiel“, erklärt Janine Großer. An der Grundschule hätten die jetzigen Fünftklässler den Umgang mit den Geräten erlernt, nun bekämen sie Aufbauwissen. Nicht alle Kinder seien auf dem gleichen Stand, nicht alle besäßen ein eigenes Tablet, da helfe dann die Schule aus. Sponsoren für die Anschaffung weiterer Hardware sind also noch gesucht. Doch bereits vor der Pandemie haben an der Ernst-barlach-gesamtschule Medientage stattgefunden, allerdings seien erstmals die Medienmonster mit an Bord.
Tanja Kallweit ist sonst für die Medienausbildung verantwortlich und für die eingesetzten Medienscouts: Schülerinnen und Schüler, die sich mit den digitalen Medien beschäftigen, eigens ausgebildet wurden und nun ihrerseits ihren Klassenkameraden ihr Wissen vermitteln. Und vor allem bei Cybermobbing helfend zur Seite stehen. „Schüler klären Schüler auf, das macht mehr Sinn, als wenn wir Lehrer eingreifen“, so Tanja Kallweit.
Es falle vielen Schülern einfach leichter, mit Gleichaltrigen zu sprechen. Und nun könnten nach langer Enthaltsamkeit durch die Pandemie wieder Mediensprechstunden angeboten werden, so Kallweit. Und die Medienscouts könnten wieder angefordert werden, wenn ihre Kompetenz gefragt sei.