Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Spellener Auffangstation für Teichfische
Harald Hoelzner betreibt die bundesweit einzige Anlage dieser Art. Angefangen hat er in einer Doppelgarage, mittlerweile stehen rund 30 Becken mit hunderten Fischen in seinem Garten.
VOERDE (pst) Beim Gang in den Garten von Harald Hoelzner fällt zunächst einmal der 18.000 Liter fassende Privatteich ins Auge, in dem einige hochwertige Koi-karpfen ihre Bahnen ziehen. Wenn man den Blick dann in den hinteren Bereich schweifen lässt, entdeckt man knapp 30 weitere Becken, die mit unterschiedlichen Fischen wie Stören, Gründlingen oder Sonnenbarschen, überwiegend allerdings Kois und Goldfischen, gefüllt sind. Hoelzner betreibt in Spellen die deutschlandweit einzige Auffangstation für Teichfische.
„Wir haben in unserer Doppelgarage mit zwei Becken angefangen, schnell waren es dann vier und es hat sich immer weiterentwickelt. Im letzten Jahr ist es durch die Decke gegangen“, erklärt Hoelzner, der vor fünf Jahren mit der Tätigkeit begonnen hat und seit drei Jahren hauptberuflich in dem Bereich tätig ist.
Angefangen habe das Ganze, als ihn ein Bekannter gefragt habe, ob er seine Fische in Hoelzners Teich unterbringen könnte, über Mundpropaganda wären die Anfragen immer mehr geworden. „Wir haben uns mittlerweile ein sehr großes Netzwerk aufgebaut, weil wir ja auch deutschlandweit rausfahren“, verrät Hoelzner, der die Auffangstation zusammen mit seinem Sohn betreibt, der die meisten „Außer-haus-aufträge“erledigt. In dem Bereich habe er sich etwas zurückgezogen, sagt der Geschäftsführer.
Doch Arbeit gibt es genug. Täglich würden rund zehn Anfragen reinkommen. Dabei erstreckt sich das Tätigkeitsfeld von Teichauflösungen über Wasseranalyse, Abstriche/gesundheitsuntersuchungen bei den Fischen, Pflege von Teichanlagen, Aufnahme von Fischen zur Pflege bis hin zum Verkauf von Fischfutter und Zubehör. Beispielsweise hätte er Fische eines Kunden bereits für neun Monate zur „Aufbewahrung“, weil es Probleme mit der Baugenehmigung gebe, berichtet Hoelzner. Oder ein Koi, der sich einen Parasiten eingefangen hat, befindet sich zur Erholung in einem Quarantänebecken und kann nach Genesung wieder vom Kunden abgeholt werden.
Parasiten können zum Beispiel durch Vögel in die Teiche gelangen, wenn diese sich dort putzen und ihre Federn, die Erreger enthalten können, ins Wasser fallen. Mitunter werden die Fische aber auch angegriffen. Er habe einen Koi zur Pflege gehabt, der von einem Fuchs gebissen wurde. Obwohl sie zwei Wochen lang alles versucht hätten, konnten sie den Fisch nicht retten, bedauert Hoelzner.
Insgesamt laufe der Betrieb sehr gut: „Wir kriegen sehr viele Anfragen, man merkt, dass der Bedarf einfach da ist. Wir haben deutschlandweit Kunden, aus Köln, Berlin, Hamburg und so weiter. Wir nehmen viele Tiere auf und müssen diese auch vermitteln können, sonst haben wir irgendwann keine Kapazität mehr. Wir sind meistens knapp an der Grenze“, erklärt der Spellener, der schon überlegt, seinen Betrieb gewerbsmäßig aufzuziehen. „Aber dafür bräuchten wir erst einmal Platz und es soll ja auch ansprechend sein, das ist nicht einfach zu finden. Es wäre natürlich schön, wenn wir in Voerde bleiben könnten.“
Was den Betrieb angehe, habe man sich immer weiter angepasst. „Wir arbeiten mit ganz anderen Geräten und Techniken als in der Anfangszeit. Das Schöne ist, dass man unheimlich viele Teiche sieht und viele neue Leute kennengelernt. Wir machen das Ganze mit Begeisterung und Leidenschaft und das Tollste ist, die Dankbarkeit der Leute in den Augen zu sehen. Da wird man manchmal schon emotional“, räumt Hoelzner ein.
Was ihm hingegen sauer aufstößt, ist die fehlende Wertschätzung gegenüber den Tieren. „Wenn Fische ein Fell hätten, dann würden sie ganz anders wahrgenommen. Das sind auch Wirbeltiere, die aber oftmals grausam behandelt werden“, ärgert er sich. Darüber hinaus sei Ebay-kleinanzeigen ein rotes Tuch für ihn. „Hunde, Katzen und weitere Haustiere dürfen dort nicht angeboten werden, aber Fische schon, das kann doch nicht sein.“Darin sieht Hoelzner auch eine Bestätigung, „dass es wichtig ist, was wir machen. Wir nehmen jede Menge Tiere auf, aber wollen die natürlich auch weitervermitteln. Sonst geht es nicht. Letztendlich ist aber jeder für seinen eigenen Teich verantwortlich.“