Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Eine spannende Stadt
Sehenswerte Ausflugsziele mit historischen Bauten und im Süden der Tagebau Garzweiler mit gewaltigen Baggern – Jüchen ist eine Stadt der Gegensätze und Chancen. Intensiv bereitet sie sich auf ihre Zukunft ohne Braunkohle vor.
Vor knapp drei Jahren erhielt Jüchen seine Stadtrechte und gehört damit zu den jüngsten Städten in NRW – sozusagen „gleichberechtigt“mit Mönchengladbach, Neuss, Düsseldorf und Köln. Jüchen ist als Wohnort auch wegen seiner Nähe zu den„großen“begehrt. Viele Familien zieht es in die Kommune, die über Autobahnen gut zu erreichen ist und hoffentlich in einigen Jahren S-bahn-anschluss erhält.
Ob mit Auto, Bahn oder Fahrrad, der Weg nach Jüchen lohnt sich: Etwa ins Dycker Ländchen mit dem kulturhistorisch bedeutsamen Wasserschloss Dyck mit fast 1000 Jahre alter Geschichte. Sein Park mit alten Bäumen und innovativen Gärten ist ein Publikumsmagnet. Für tausende Automobilisten sind dort die Classic Days ein Muss, wenn perfekt restaurierte Oldtimer vor der Schlosskulisse glänzen. Beschaulich und zugleich weltoffen präsentiert sich das Nikolauskloster. Die Freiluft-messen auf der Klosterwiese sind in der Corona-zeit beliebt.
Alt und neu: Jüchen ist eine Stadt der Gegensätze. Da sind die vielen Dörfer wie Kelzenberg, Aldenhoven, Waat, Wey, Hoppers und wie sie alle heißen, die ländliche Idylle pur bieten. Da sind die drei Siedlungsschwerpunkte Hochneukirch, Gierath/bedburdyck und Jüchen. Dessen Ortskern „Innenstadt“zu nennen, wäre ein wenig vermessen, auch wenn an mehreren Stellen
Schloss Dyck
Classic Days
Tagebau Garzweiler
Das Nikolauskloster
Neubauten entstehen. Gebaut wird überhaupt viel. Neubaugebiete sind entstanden, neue Kindergärten und Gewerbegebiete. Stolz ist die Kommune auf ihre Schullandschaft mit Gymnasium und Gesamtschule. Und da sind die Orte, in denen trotz langer Geschichte kein einziges altes Haus steht: Tausende sind in den Umsiedlungsorten wie Garzweiler und Otzenrath heimisch geworden, auch wenn der Schmerz des Verlustes der alten Heimat nie ganz verebben wird. Die alten Dörfer wurden Opfer der Kohle. Im Süden gähnt das große „Loch“, der Tagebau Garzweiler, der an den Aussichtspunkten den Betrachter mit seiner Weite und gewaltigen Baggern in den Bann zieht. Kommunalpolitiker dagegen schimpfen, der Tagebau behindere Jüchen an seiner Entwicklung, schließlich ist rund ein Drittel des Stadtgebietes betroffen. Der Braunkohleausstieg bis 2038 gibt Jüchen die Chance zu wachsen, die Tagebau-fläche „zurück zu erobern“. Etliche Strukturwandelprojekte sind, meist in Zusammenschlüssen mit Nachbarkommunen, angestoßen: die Siedlung Jüchen Süd, das „Grüne Band“um den heutigen Tagebau, das Innovation Valley und der Innovationspark erneuerbare Energien. Alles Zukunftsmusik? Entlang der A 44n ist bereits der Windpark Jüchen mit 238-Meter-windrädern entstanden. Die Zukunft Jüchens bleibt spannend.
Carsten Sommerfeld
Herr Zillikens, was muss der Besucher in Jüchen gesehen haben?
HARALD ZILLIKENS Den uns seit Jahrzehnten prägenden Tagebau und natürlich Schloss Dyck mit dem herrlichen Landschaftspark. Das Nikolauskloster ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.
Wie sieht Jüchen 2040 aus? HARALD ZILLIKENS Wir werden weiter ein attraktiver Wohnort sein. Im Bereich des verfüllten Tagebaus werden wir wohnen und arbeiten. Es wird deutlich mehr Grünzüge zur Naherholung geben. Über das Ostufer werden wir Zugang zum künftigen See im dann ehemaligen Tagebau haben. An beiden Bahnhöfen werden S-bahnen halten.
Die Kommune ist 1975 aus mehreren Orten entstanden. Wie stark ist heute das Gemeinschaftsgefühl?
HARALD ZILLIKENS Die Ortsteile haben ihre Eigenheiten, die sie bewusst pflegen, behalten. Das ist auch gut so. Bei den zentralen Einrichtungen, ich denke da an unsere weiterführenden Schulen, Sportstätten, Einkaufsmöglichkeiten und unsere Feuerwehr, wird deutlich, dass wir das nur gemeinsam als Stadt leisten können.