Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Stadt hat zu wenig günstigen Wohnraum
Die Verwaltung hat erstmals ein Monitoring mit Zahlen erstellt. Das Ergebnis: Nur 5,78 Prozent der Wohnungen sind öffentlich gefördert. Wesel liegt damit weit unter dem Landesschnitt. Bestimmte Gruppen sind besonders im Nachteil.
WESEL (rme) Dass öffentlich geförderte Wohnungen in Wesel dringend benötigt werden, ist keine neue Erkenntnis. Doch nun hat die Stadtverwaltung erstmals ein Monitoring mit Zahlen zum Markt für günstigen Wohnraum erstellt. Das Ergebnis: Aktuell gibt es 1743 öffentlich geförderte Wohneinheiten. Das sind gerade einmal 5,78 Prozent des Gesamtbestandes – die meisten in der Innenstadt. Damit liegt Wesel deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 9,3 Prozent.
„Das ist die Herausforderung für die Zukunft“Rainer Benien Sozialdezernent
235 Haushalte mit insgesamt mehr als doppelt so vielen Personen suchen derzeit nach bezahlbarem Wohnraum. Insbesondere kleinere Einheiten für Einpersonenhaushalte und große Wohnungen für Familien mit mehr als fünf Mitgliedern sind in Wesel Mangelware, resümierte Sozialdezernent Rainer Benien bei der Vorstellung des Berichts im Sozialausschuss.
Im Bericht heißt es dazu: „...vor dem Hintergrund des prognostizierten Rückgangs der (Miet)wohnungen wird sich diese Lage weiter zuspitzen.“Wunsch der Stadt ist, bei künftigen Bauprojekten auf eine bessere Verteilung der günstigen Wohnungen im gesamten Stadtgebiet zu achten. Denn die Analyse hat ergeben, dass sich 72 Prozent der öffentlich geförderten Einheiten auf wenige Ortsteile beschränken: Sie befinden sich hauptsächlich – nämlich zu einem Viertel – in der Innenstadt, in der Feldmark (17,2 Prozent), am Schepersfeld (15,8 Prozent) und Fusternberg (15 Prozent).
Nur neun Prozent aller Objekte sind für Single-haushalte gedacht, für größere Familien sieht es noch düsterer aus: Lediglich 2,8 Prozent der Wohneinheiten sind für fünf Personen geeignet, für sechs Bewohner sind 1,6 Prozent ausgelegt.
Zwischen 2016 und 2020 sind 206 Wohneinheiten aus der öffentlichen Förderung gefallen, weil die Frist abgelaufen war. In den kommenden zehn Jahren wird das bei weiteren 384 Einheiten der Fall sein. Die meisten davon befinden sich in Lackhausen, Feldmark, Schepersfeld und Fusternberg. Das heißt, dass bei den Mietwohnungen bis zum Jahr 2031 theoretisch für ein Viertel der Einheiten die öffentliche
Förderung beendet wäre. Allerdings gibt die Stadtverwaltung zu Bedenken, dass dies ein „Worst-case-szenario“wäre – für den Fall, dass keine neuen geförderten Flächen hinzukämen. Und: Zwischen 2016 und 2020 wurden mehr neue Wohnungen gebaut als aus der Förderung gefallen sind, sodass unterm Strich eine Positivbilanz von 119 Einheiten steht.
Dennoch sieht die Stadtverwaltung einigen Nachholbedarf beim Bau von neuen Wohnungen für Personen mit knappem Budget: Gerade kleine, barrierearme Wohnungen für Ältere und größere für Familien sind stark gefragt. Die meisten der Suchenden, nämlich fast die Hälfte, ist alleinstehend und somit auf Single-wohnungen angewiesen.
Die Neubautätigkeiten sollten sich nicht nicht nur auf einige innerstädtische Ortsteile beschränken, sondern sich auf alle Bezirke verteilen, so Benien. Besonders dort, wo die passende Infrastruktur wie Kitas, Schulen, Ärzte oder
Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind, sieht er künftiges Potenzial. Bei den Planungen sollte auf eine Mischung von Wohnraum geachtet werden. Als Positiv-beispiel nannte Benien die Neubaupläne an der katholischen Kirche in Flüren, wo frei finanzierter und öffentlich geförderter Wohnraum kombiniert wird.
„Das“, so Benien, „ist die Herausforderung für die Zukunft.“Die Stadt will das Monitoring nun alle drei Jahre überarbeiten und der Politik vorstellen.