Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Bewerbungsrede für das Amt des Außenministers
Im Jahr 2014 war man sich noch einig. Oder es schien zumindest so. Der sogenannte Münchner Konsens wurde gemeinsam von Bundespräsident, Außenminister und Verteidigungsministerin beschworen: Deutschland müsse künftig entsprechend seinem gewachsenem Gewicht mehr internationale Verantwortung tragen. Die damalige Sicherheitskonferenz ist längst vergessen, genauso wie die vollmundigen Erklärungen. Inzwischen ist man im politischen Berlin längst wieder zur Tagesordnung übergegangen, zur alten verantwortungsscheuen Parole des „mehr Europa“– so steht es jedenfalls im Bericht der Sicherheitskonferenz von 2020.
2021 ist ein Superwahljahr. Da liegen Buchveröffentlichungen im Trend, gerade von Politikern. Ein solches Buch ist das von Alexander Graf Lambsdorff. Mit den Elefanten meint er die Supermächte der neuen Weltunordnung. Und wie es im Untertitel weiter heißt, soll es auch um „Deutschlands Rolle in den kalten Kriegen des 21. Jahrhunderts“gehen.
Insgesamt liest sich das Buch in weiten Teilen wie die Bewerbungsrede eines Fdp-politikers um den Posten des Außenministers in einer neuen Bundesregierung. Dagegen ist nichts zu sagen. Schon gar nicht in einem Superwahljahr. Doch schon allein die Eilverfügung des Bundesverfassungsgerichtes an den Bundespräsidenten, den Eu-rettungsfonds nicht zu unterschreiben, nachdem er im Deutschen Bundestag nach sage und schreibe 38Minuten Debatte durchgepeitscht wurde, zeigt, dass es hier um entscheidendere Fragen geht, die in diesem Buch nicht angesprochen werden: Richtigerweise ist in diesem Zusammenhang von einem „Dammbruch“die Rede. Ausblenden dürfte da kaum helfen.