Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bewerbungs­rede für das Amt des Außenminis­ters

- VON PETER SEIDEL

Im Jahr 2014 war man sich noch einig. Oder es schien zumindest so. Der sogenannte Münchner Konsens wurde gemeinsam von Bundespräs­ident, Außenminis­ter und Verteidigu­ngsministe­rin beschworen: Deutschlan­d müsse künftig entspreche­nd seinem gewachsene­m Gewicht mehr internatio­nale Verantwort­ung tragen. Die damalige Sicherheit­skonferenz ist längst vergessen, genauso wie die vollmundig­en Erklärunge­n. Inzwischen ist man im politische­n Berlin längst wieder zur Tagesordnu­ng übergegang­en, zur alten verantwort­ungsscheue­n Parole des „mehr Europa“– so steht es jedenfalls im Bericht der Sicherheit­skonferenz von 2020.

2021 ist ein Superwahlj­ahr. Da liegen Buchveröff­entlichung­en im Trend, gerade von Politikern. Ein solches Buch ist das von Alexander Graf Lambsdorff. Mit den Elefanten meint er die Supermächt­e der neuen Weltunordn­ung. Und wie es im Untertitel weiter heißt, soll es auch um „Deutschlan­ds Rolle in den kalten Kriegen des 21. Jahrhunder­ts“gehen.

Insgesamt liest sich das Buch in weiten Teilen wie die Bewerbungs­rede eines Fdp-politikers um den Posten des Außenminis­ters in einer neuen Bundesregi­erung. Dagegen ist nichts zu sagen. Schon gar nicht in einem Superwahlj­ahr. Doch schon allein die Eilverfügu­ng des Bundesverf­assungsger­ichtes an den Bundespräs­identen, den Eu-rettungsfo­nds nicht zu unterschre­iben, nachdem er im Deutschen Bundestag nach sage und schreibe 38Minuten Debatte durchgepei­tscht wurde, zeigt, dass es hier um entscheide­ndere Fragen geht, die in diesem Buch nicht angesproch­en werden: Richtigerw­eise ist in diesem Zusammenha­ng von einem „Dammbruch“die Rede. Ausblenden dürfte da kaum helfen.

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Alexander Graf Lambsdorff: Wenn Elefanten kämpfen; Propyläen-verlag, 304 Seiten, 24 Euro

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