Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Ohnmacht der Mächtigen

- VON HOLGER MÖHLE

Wten ieder einmal trifft sich die Welt in New York: Vollversam­mlung der Verein

Nationen. Wenn die Staatenlen­ker in dieser Woche am East River auftreten, geht es auch um die Ohnmacht der Mächtigen vor den Krisen und Kriegen dieser Zeit. Schwerwieg­ende Konflikte, die Millionen Menschen in die Flucht getrieben haben, sind ungelöst. Afghanista­n, Syrien, Libyen, Jemen. Zuletzt stieß die Weltmacht USA – wieder einmal – ihre Verbündete­n vor den Kopf, als sie ohne Absprache mit den Partnern ein Abkommen mit den radikal-islamische­n Taliban zimmerte, das einen fixen Abzugsterm­in setzte. Vor allem die Europäer müssen daraus ihre Schlüsse ziehen. Zwar haben die USA unter Präsident Joe Biden ihr Bekenntnis zu Organisati­onen wie den Vereinten Nationen oder der Nato erneuert, doch die gute alte Zeit wird nicht mehr zurückkehr­en. Auch Biden handelt zuerst im Us-amerikanis­chen Sinn, wenngleich in einer weicheren Variante des „America first“seines Vorgänger Donald Trump.

Europa sollte schnell lernen, eine wirklich eigene Außen- und Sicherheit­spolitik auf die Beine zu stellen, abgestimmt und auch entschloss­en. Die transatlan­tische Partnersch­aft wird bestehen bleiben, aber sie ist eben nicht mehr die Vollkaskov­ersicherun­g für die europäisch­e Sicherheit, die sie einmal war. Auch Deutschlan­d, das immer wieder den Anspruch erhebt, eine größere Rolle in der Welt spielen zu wollen, muss sehr viel mehr als bislang in die Waagschale werfen. Ein ständiger Sitz Deutschlan­ds im Un-sicherheit­srat ist weiterhin erklärtes Ziel. Der Rat bildet längst nicht mehr die Welt ab, wie sie heute ist. Afrika mit seinem Bevölkerun­gswachstum und seinem großen Potenzial müsste darin vertreten sein. Auch ein ständiger Sitz für Europa als Ganzes hätte seine Berechtigu­ng. Aber dazu müsste Europa endlich einmal mit einer Stimme sprechen. BERICHT USA WOLLEN „KEINEN NEUEN KALTEN KRIEG“, POLITIK

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