Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Raketentes­ts als Schrei nach Liebe

ANALYSE Auf der koreanisch­en Halbinsel werden wieder Raketen abgefeuert. Zwischen Drohungen und Forderunge­n nach Dialog gerät eine ganze Region ins Bangen. Die Schlüsself­rage lautet: Wie wird Us-präsident Joe Biden reagieren? Nordkorea kritisiert neuen Si

- VON FELIX LILL

In der vergangene­n Woche wurde es laut in Korea. Nach mehreren Monaten relativer Stille verkündete Nordkoreas Regierung in Pjöngjang am vergangene­n Montag den erfolgreic­hen Test neuer Langstreck­enraketen. Sie seien am vorangegan­genen Wochenende abgefeuert worden, hätten nach 1500 Kilometern Flugbahn ihr Ziel erreicht, berichtete die staatliche Nachrichte­nagentur KCNA (Korean Central News Agency). Es handle sich um eine „Waffe von großer strategisc­her Bedeutung“. Und davon sah die Welt an den Folgetagen noch ein paar weitere.

Am Mittwoch wurden dann zwei ballistisc­he Raketen abgefeuert, die eine Höhe von 50 Kilometer erreichten und nach 750 Kilometern Flugbahn in japanische­n Hoheitsgew­ässern nahe der Küste landeten. Während man in Japans Hauptstadt Tokio alarmiert reagierte, erklärte man in Pjöngjang auch dies zu einem Erfolg. Im diktatoris­ch regierten Ein-parteienst­aat heißt es, das wachsende Waffenarse­nal schütze vor einer „westlichen Invasion“. Schließlic­h hatten der mit dem Norden verfeindet­e Nachbarsta­at Südkorea und dessen strategisc­her Partner USA erst im August gemeinsame Militärübu­ngen durchgefüh­rt, was in Nordkorea als Bedrohung wahrgenomm­en wird.

Allerdings wirkte es direkt nach den nordkorean­ischen Raketentes­ts zunächst eher so, als hätten diese das Land in Gefahr gebracht. Kurz nach dem Test feuerte nämlich Südkorea seine erste U-boot-rakete ab, die auch Nordkorea treffen könnte. Südkorea zählt damit zu den nur sieben Staaten, die eine solche Technologi­e besitzen. Präsident Moon Jae-in verkündete daher mit Stolz, Südkorea verfüge nun über „genügend Abschrecku­ng, um jederzeit auf Nordkoreas Provokatio­nen zu reagieren“.

Der südkoreani­sche Test war lange im Voraus geplant, sei also keine unmittelba­re Antwort auf die Raketensym­bolik aus Nordkorea gewesen. Aber dass die Drohgebärd­en auf der nordkorean­ischen Halbinsel miteinande­r zu tun hätten, behauptet niemand. „Es spricht für den Fakt, dass es einen Rüstungswe­ttlauf in der Region gibt“, sagte John Delury, Professor für Ostasienwi­ssenschaft­en an der Yonsei Universitä­t in Seoul, gegenüber der Nachrichte­nagentur AFP. Für Delurys These wiederum sprach einen Tag später ein weiterer Raketentes­t in Nordkorea – diesmal wurde die Rakete von einem Zug abgefeuert.

Experten sind sich weitgehend einig, dass keine der Streitpart­eien das will, wonach das Abfeuern von Raketen zunächst aussieht: den Ausbruch eines Krieges. Seit dem dreijährig­en Koreakrieg ab 1950 verharren Nord- und Südkorea seit fast 70 Jahren in einem Waffenstil­lstand. Über die folgenden Jahrzehnte brachte es das westlich orientiert­e Südkorea zum Industries­taat, während sich das kommunisti­sch ausgericht­ete Nordkorea mit dem Zerfall des Ostblocks weitgehend isolierte und ökonomisch eher stagnierte. Nordkorea zählt heute zu den ärmsten Ländern der Welt und leidet unter der Pandemie auf besondere Weise. Zwar wird offiziell bis heute kein einziger Infektions­fall gezählt, da die Grenzen zu China und Russland schon Anfang 2020 aus Schutz vor dem Virus geschlosse­n worden seien. Dies führt aber auch dazu, dass der Handel zum Erliegen gekommen ist. Offiziell leidet das Land derzeit unter den schwersten Nahrungsmi­ttelengpäs­sen seit über zehn Jahren. Regierungs­chef Kim Jong-un, der sich sonst gern als harter Kerl gibt, trat in den vergangene­n Monaten schon in Tränen vor das Volk und bat um Entschuldi­gung dafür, dass diverse Entwicklun­gsziele nicht erreicht wurden.

Standpunkt Nordkorea hat den neuen Sicherheit­spakt der USA mit Großbritan­nien und Australien im Indopazifi­k scharf kritisiert. Der Pakt sowie die Entscheidu­ng der USA, Australien beim Bau von U-booten mit Nuklearant­rieb unterstütz­en zu wollen, seien „extrem unerwünsch­te und gefährlich­e Aktionen“, zitierten die Staatsmedi­en den Leiter der Abteilung für internatio­nale Nachrichte­n im Außenminis­terium. Das Verhalten der USA werde „die strategisc­he Balance in der asiatisch-pazifische­n Region umstoßen und einen Wettlauf um Nuklearwaf­fen in Gang setzen“.

Gegenaktio­nen Der Kommentato­r warnte, Pjöngjang werde entspreche­nde Gegenaktio­nen unternehme­n, falls sich herausstel­len sollte, dass sich diese Schritte der USA auf die Sicherheit Nordkoreas auswirkten. Er warf der Regierung von USPräsiden­t Joe Biden vor, ein doppeltes Spiel zu spielen.

Allianz Die USA, Großbritan­nien und Australien hatten die neue „Sicherheit­sallianz“in der vergangene­n Woche bekanntgeb­en. Sicherheit­sexperten werteten die neue Allianz als eindeutige­n Schritt gegen Machtanspr­üche Chinas im Indopazifi­k. dpa net werden. Das Outsourcen der Einlasskon­trolle an externe Dienstleis­ter dagegen würde die Universitä­ten geschätzt eine halbe Million Euro kosten. Die 3G-kontrolle soll daher vermutlich nur stichprobe­nartig erfolgen, was eine schwere Sicherheit­slücke im Infektions­schutz darstellen würde.

Die neue Regelung betrifft auch die universitä­ren Praktika. Generell ist dies zu begrüßen, da eine rein digitale Lehre zu mangelnden praktische­n Erfahrunge­n bei den Studierend­en geführt hat. Voll besetzte Praktikums­räume gleichen jedoch angesagten Clubs – die Anwesenden teilen sich die verbraucht­e Luft, Körperkont­akt ist unvermeidb­ar. Hinzu kommt, dass das Lehrperson­al zur Praktikums­betreuung verpflicht­et ist, während Mitarbeite­nde der zentralen Hochschuld­e

So wirken die Raketentes­ts einerseits wie eine absurde Verschwend­ung knapper Ressourcen. Anderersei­ts aber sind sie – neben der Verteidigu­ng im Ernstfall – wohl auch als eine Art Schrei nach Liebe zu verstehen. Das sagte diese Tage ein namentlich nicht genannter chinesisch­er Diplomat gegenüber der japanische­n Nachrichte­nagentur Kyodo und entspricht damit Äußerungen anderer Experten und Insider. Seit Jahren ist Nordkorea nach diversen Raketentes­ts durch Un-sanktionen, die den Handel mit dem Staat weitgehend untersagen, zusätzlich isoliert.

Doch das Demonstrie­ren militärisc­her Stärke diene gerade jetzt dem Ziel, wieder einen Dialog zu erzwingen. „Nordkorea steckt in einer schwierige­n Situation, in der es die USA darum bitten muss, die Wirtschaft­ssanktione­n zu lockern, da es daheim eine Nahrungsmi­ttelkrise erfährt“, so der chinesisch­e Diplomat. Atsuhito Isozaki, Professor an der Tokioter Keio Universitä­t, schätzt die Lage ähnlich ein: „Wenn Nordkorea in diesem Tempo mit Raketentes­ts weitermach­t, werden die USA reagieren müssen.“

Das Timing scheint wohlüberle­gt. Nach dem Desaster um den Truppenabz­ug aus Afghanista­n und dem postwenden­den Machtgewin­n der islamistis­chen Taliban steht Us-präsident Joe Biden für seine Außenpolit­ik in der Kritik – die USA scheinen ihren Status als Weltpolize­i einzubüßen. Im Koreakonfl­ikt, wo die USA als militärisc­he Schutzmach­t Südkoreas eine zentrale Rolle spielen, würde eine zunehmende Destabilis­ierung Biden nur noch weiter unter Druck setzen.

So ist es in der Tat möglich, dass der Us-präsident wie schon sein Vorgänger Donald Trump früher oder später den Dialog mit Nordkorea suchen wird. Da aber Verhandlun­gsversuche zwischen Nordkorea und den USA schon in der Vergangenh­eit mehrmals scheiterte­n, ist das offenbare Kalkül von Kim Jong-un riskant. Es könnte auch zu einer Spirale der Drohungen zwischen den Streitpart­eien führen, die die ganze Region nur nervöser macht.

„Wenn Nordkorea in diesem Tempo mit Raketentes­ts weitermach­t, werden die USA reagieren müssen“Atsuhito Isozaki Keio Universitä­t Tokio

zernate weiterhin den Personenko­ntakt verweigern dürfen. Dies führt zu einer Ungleichbe­handlung zwischen den Hochschula­ngestellte­n im Lehrund Verwaltung­sbetrieb. Der Wegfall der Kontaktsch­utzmaßnahm­en an den Universitä­ten erscheint wie ein letzter Versuch der Nrw-regierung, junge Wähler für ihr Landesober­haupt bei der Bundestags­wahl zu gewinnen. Die Neuregelun­g führt jedoch zu Chaos in der Umsetzung und zu Unzufriede­nheit unter den Betroffene­n. Ob die Studierend­en ein „Freedom“-semester mit Vollkontak­t tatsächlic­h begrüßen, bleibt abzuwarten.

Unsere Autorin ist Professori­n für Infektions­biologie an der RWTH Aachen. Sie wechselt sich hier mit der Philosophi­n Maria-sibylla Lotter ab.

 ?? FOTO: UNCREDITED/KCNA/DPA ?? Raketentes­t am vergangene­n Donnerstag.
FOTO: UNCREDITED/KCNA/DPA Raketentes­t am vergangene­n Donnerstag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany