Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Einzug in das Haus 10 Downing Street

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Wenn der britische Premiermin­ister Boris Johnson eine Erklärung abgibt, steht er dabei oft vor der wohl bekanntest­en Tür Großbritan­niens: Sie ist schwarz, hat einen goldenen Türknauf, kein Schlüssell­och und trägt die Nummer 10. Die Tür gehört zur Adresse 10 Downing Street, die im Vereinigte­n Königreich auch als Synonym für die Regierung verwendet wird. Das Gebäude im Zentrum des Londoner Regierungs­viertels war im 18. Jahrhunder­t ein Geschenk König Georges II. an seinen Schatzkanz­ler Robert Walpole. Der auch als Premiermin­ister amtierende Politiker zog am 22. September 1735 in die Räume ein. Er und seine direkten Nachfolger bewohnten das Haus zwar nicht kontinuier­lich, sie begründete­n aber eine Tradition, die bis in die heutige Zeit anhält. Die Adresse ist sowohl Wohnals auch Amtssitz des amtierende­n First Lord of the Treasury – ein Amt, das untrennbar mit dem des Premiermin­isters verbunden ist. Nebenan, in Nummer 11, wohnt im Allgemeine­n der Second Lord of the Treasury, der Schatzkanz­ler. Beide Gebäude sind eng miteinande­r verbunden. 1997 fand ein Wechsel statt: Tony Blair tauschte die Wohnung mit seinem Schatzkanz­ler Gordon Brown. Der Grund: Die Wohnung im Obergescho­ss von Nummer 10 ist recht klein, die Räume in Nummer 11 sind großzügige­r. Brown war damals alleinsteh­end, Blair und seine Frau Cherie hatten drei zu Hause lebende Kinder – ein viertes wurde während der Amtszeit geboren. Auch der aktuelle Premier Johnson hat sich für die größere Wohnung entschiede­n, während seine Vorgängeri­n Theresa May die bescheiden­eren Räume wählte.

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