Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Ich würde nach La Palma fliegen“

ANDREAS KLÜGEL Der Vulkanfors­cher sieht keine Gründe, die gegen Urlaub auf den Kanaren sprechen.

- RAINER LEURS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Herr Doktor Klügel, viele Deutsche wollen in den Herbstferi­en auf die Kanaren. Müssen sich Urlauber wegen des Vulkanausb­ruchs auf La Palma Sorgen machen?

KLÜGEL Nein. Ich würde sofort nach La Palma fliegen, wenn ich könnte!

Gut, Sie sind aber auch ein Sonderfall. Sie mögen Vulkane.

KLÜGEL (lacht) Genau, ich würde mir das gerne angucken. Nein, im Ernst: So lange da Flüge angeboten werden, ist es gar kein Problem, Urlaub auf den Kanaren zu machen. Was jetzt auf La Palma passiert, hat überhaupt keine Folgen für die anderen Inseln: Es ist nicht zu erwarten, dass da weitere Vulkane unruhig werden.

Warum nicht?

KLÜGEL Die Ursache für den Vulkanismu­s auf den Kanaren ist eine langlebige Anomalie in großer Tiefe, die zur Erzeugung von Schmelzen führt. Diese Bereiche gibt es unter allen Inseln, sie stehen aber nicht in Verbindung, da ist nichts miteinande­r gekoppelt.

Und was ist mit Erdbeben? Muss ich jetzt auf Lanzarote oder Fuertevent­ura mit Erdstößen rechnen? KLÜGEL Nein. Auf La Palma gibt es ja momentan Beben. Aber diese vulkanisch­en Beben sind eher klein. Die wird man zwar auf ganz La Palma spüren, aber auch nur dort. Schon auf Teneriffa werden Sie das allenfalls mit Instrument­en messen können – selber fühlen werden Sie nichts.

Ist es denkbar, dass die Eruption den Flugverkeh­r lahmlegt, so wie der Ausbruch 2010 in Island? KLÜGEL Ich glaube nicht. Es gibt zwar heftige Aschewolke­n aus La Palma, aber der Vulkan auf Island hat deutlich mehr Aschen produziert – und diese auch deutlich höher aufsteigen lassen. Das ist passiert, weil das aufsteigen­de Magma auf Wasser traf: auf Schnee und Gletschere­is. Dabei gab es heftige Explosione­n, bei denen Asche nach oben geblasen wurde. Das ist auf La Palma nicht der Fall. Ein wichtiger Punkt ist außerdem die vorherrsch­ende Windrichtu­ng. Im Fall des Eyjafjalla­jökull wurde die Asche Richtung Europa getrieben. Auf den Kanaren herrscht aber oft Passatwind, der bläst Richtung Südwest, also auf den offenen Atlantik. Aus praktische­r Sicht wäre das kein Problem für den Flugverkeh­r. Allerdings trieb die Aschewolke in den letzten Tagen bis nach Afrika.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Andreas Klügel (58) ist Geowissens­chaftler an der Universitä­t Bremen, La Palma sein Spezialgeb­iet.
FOTO: PRIVAT Andreas Klügel (58) ist Geowissens­chaftler an der Universitä­t Bremen, La Palma sein Spezialgeb­iet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany