Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Das sind die bestbezahlten Aufsichtsräte
Mit 802.083 Euro bekam Paul Achleitner von der Deutschen Bank das höchste Gehalt. Der Anteil der Frauen ist zurückgegangen.
FRANKFURT/MAIN Auf den ersten Blick mag es verwundern: Die Krise hat auf die Aufsichtsratsvergütungen keinen nennenswerten Einfluss gehabt. Für die Aktionärsschützer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist das eine durchaus gute Nachricht: „Den Trend zu der fixen Vergütung begrüßen wir“, sagte der Vergütungsexperte der DSW, Frederik Beckendorff unserer Redaktion. Anders als früher spielten Boni bei der Bezahlung der Kontrolleure mittlerweile fast keine Rolle mehr in den Börsenunternehmen: „Der Trend ist zu begrüßen, weil die Unabhängigkeit der Aufsichtsräte gewahrt ist und man nicht einem möglichen Interessenkonflikt unterliegt.“
Während Vorstände von Dax-konzernen teilweise hohe Boni, also Erfolgsprämien, kassieren, ist das bei den Aufsichtsräten der Unternehmen unüblich geworden. Mittlerweile hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass das bei den Kontrolleuren der Unternehmen kontraproduktiv sein könnte. Denn das Interesse an guten Konzernergebnissen, um Boni zu bekommen, kann mit der Kontrollfunktion von Aufsichtsräten kollidieren.
Die Deutsche Bank bildet hier im Dax eine Ausnahme – sie bietet ihrem Aufsichtsrat langfristige variable Vergütungen in Form virtueller Aktien an. Das Geldhaus fällt auch an anderen Stellen der Studie auf. So hat die Bank im vergangenen Jahr demnach die höchste Gesamtvergütung für ihr Aufsichtsratsgremium gezahlt. Zudem hat auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, Paul Achleitner, mit über 800.000 Euro die höchste Vergütung für ein einzelnes Mandat eingestrichen; obwohl er – wie einige andere Aufsichtsräte auch– auf Teile seiner Vergütung verzichtet hat.
Siemens-chefkontrolleur
Jim Hagemann Snabe liegt mit 632.000 Euro auf Rang zwei, gefolgt von Bmw-aufsichtsratschef Norbert Reithofer mit 610.000 Euro. Inklusive sonstiger Vergütungen – etwa für zusätzliche Tätigkeiten bei Tochtergesellschaften im Konzern – ist Volkswagens Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch mit 900.000 Euro noch vor Paul Achleitner Spitzenverdiener unter den Aufsichtsräten. Insgesamt haben die in der Studie analysierten Unternehmen 2020 gut 83 Millionen Euro an ihre Aufsichtsräte ausgeschüttet – das entspricht einem Rückgang von knapp einem halben Prozent.
Der wichtigste Aufsichtsrat ist Michael Diekmann von der AllianzVersicherungsgruppe. Die Wichtigkeit bemisst sich der Studie zufolge etwa an den verschiedenen Ämtern einer Person im Aufsichtsrat und dessen Ausschüssen. Die stellvertretende Geschäftsführerin der DSW, Jella Benner-heinacher, sieht insgesamt eine tendenziell steigende Professionalität in den Kontrollgremien der Unternehmen: „Wir denken an die Folgen des Wirecard-skandals, infolgedessen wir das neue Gesetz haben. Das heißt, man kann ein Aufsichtsratsmandat nicht mehr nebenher machen, sondern das wird immer professioneller. Und wir brauchen dort entsprechend professionelle Leute. Denn nur so kann man Fälle wie Wirecard verhindern“, sagt sie. Eine weitere Neuerung ist, dass die Rolle des Prüfungsausschusses per Gesetz aufgewertet wurde. Der beschäftigt sich unter anderem mit der Bilanz und kann auch kritische Fragen an die führenden Manager stellen. „Das ist ganz wichtig“, unterstreicht Christiane Hölz, Co-autorin der Studie. „Die müssen mit Vorstand und Wirtschaftsprüfern auf Augenhöhe kommunizieren können.“
In einem gibt es auch in diesem Jahr kaum Fortschritte: Der Anteil der Frauen in den Aufsichtsräten ist mit 36,5 Prozent noch immer niedrig – und im Vergleich zum Vorjahr sogar um 0,1 Prozent zurückgegangen. Laut DSW ist dieser Rückgang auf die Arbeitnehmerseite zurückzuführen: Von 40,2 Prozent im Vorjahr ist hier der Frauenanteil auf 39,4 Prozent gesunken. Auf Seite der Anteilseigner dagegen gab es einen Zuwachs von 33,3 auf 33,9 Prozent.