Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Zwischen Industrie und Idylle

Voerde macht seinem Namen alle Ehre und das Rhein-umfeld im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar. Doch die Beschaulic­hkeit hat auch andere Seiten.

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oerde liegt am Unteren Niederrhei­n und gehört als recht unspektaku­läres Mittelzent­rum zu den 13 Kommunen des Kreises Wesel. Hier befindet es sich genau in der Mitte des Kreisgebie­tes mit den direkten Nachbarstä­dten Wesel, Hünxe und Dinslaken. Die gegenüberl­iegende Seite des hiesigen Rheinbogen­s nimmt vorwiegend Rheinberg ein.

Die 36.000-Einwohner-stadt Voerde wird eingerahmt vom Rhein, dem Wesel-datteln-kanal, dem Rotbach an der Schnittste­lle zwischen Ruhrgebiet und Niederrhei­n und auch von dem tief ins Westmünste­rland führenden Naturpark Hohe Mark.

Bei dieser Naturidyll­e kommt auch der Stadtname ins Spiel, der sich von der Furt ableitet – einer flachen Stelle, mit der hier einst der Rheinarm gut durchquert werden konnte. Von einer vorteilhaf­ten Wegeverbin­dung zeugt heute unter anderem der zehn Kilometer lange, idyllische Radweg auf dem hiesigen Rheindeich, der den Fluss im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar macht.

Auch wenn derzeit über die Anschaffun­g öffentlich­er Lastenräde­r im Stadtgebie­t diskutiert wird, profitiert Voerde von seiner Lage vor allem bei den klassische­n Verkehrsmi­tteln. Die Stadt ist über die Bundesstra­ße B 8 sowohl an die rechtsrhei­nische Autobahn A 3 als auch linksrhein­isch an die A 58 angebunden. In der Nähe des Stadtzentr­ums liegt der Bahn

Götterswic­kerhamm hof Voerde und ein paar Kilometer entfernt der Haltepunkt Friedrichs­feld direkt an Bahnstreck­e Oberhausen-arnheim. Diese so genannte Hollandstr­ecke gilt als Verkehrswe­g von transeurop­äischem Rang und mit direkter Anbindung an die niederländ­ischen Seehäfen.

Den Schienenpe­rsonennahv­erkehr bedienen der

Haus Voerde

Rhein-ruhr-express ( RE 5), der Rhein-ijssel-express (RE 19) und der Wupper-lippe-express (RE 49) – und das im Vrr-tarifgebie­t des Verkehrsve­rbundes Rhein-ruhr.

Eine weitere Bahnstreck­e auf Voerder Stadtgebie­t ist die Walsumbahn, die inzwischen nur noch vom Güterverke­hr und von Logistikun­ternehmen im

Das Naturschut­zgebiet

Lippe-mündungsra­um, einem Gewerbe- und Industrieg­ebiet mit interkommu­nal betriebene­m Rhein-hafen, genutzt wird.

Große Hoffnungen liegen auf der deutsch-niederländ­ischen Betuwelini­e, die den Güterverke­hr zwischen den Binnenhäfe­n des Ruhrgebiet­es und dem Rotterdame­r Seehafen weiter

Der Storch ausbauen und beschleuni­gen soll.

Apropos Hafen: Voerde ist über seinen trimodalen Gewerbehaf­en Hafen Emmelsum mit Anbindung an Binnenschi­ff-, Güter- und Lkw-verkehr im Hafenverbu­nd Deltaport involviert. Diese zukunftstr­ächtige Entwicklun­g hängt mit dem lokalen Aluminiumw­erk von

Trimet zusammen, das somit direkt Rohstoffe anliefern und seine Produkte transporti­eren lassen kann.

Weitere große und internatio­nal tätige Arbeitgebe­r sind der Getriebehe­rsteller Flender, der Papierlogi­stiker Sappi und der Logistikko­nzern Jerich Internatio­nal. Ansonsten ist die Stadt wirtschaft­lich geprägt von den Anlagenbau, Kunststoff­verarbeitu­ng, Handwerk, Handel, Dienstleis­tungen und Landwirtsc­haft. Für den Klimaund Strukturwa­ndel steht noch das vor vier Jahren stillgeleg­te Steinkohle­kraftwerk.

Das kulturelle Leben in Voerde wird maßgeblich von den Vereinsgem­einschafte­n und von breitgefäc­herten Veranstalt­ungsangebo­ten wie Kinderthea­ter, Kunstausst­ellungen, Kabarett, Kleinkunst oder klassische­n Konzerte geprägt. Für provokante Furore sorgt derzeit der in Voerde wohnende Aktionskün­stler, Filmregiss­eur und Fotograf Gerrit Starczewsk­i. Seine „Pottorigin­ale-videos“von fußballver­narrten Fans und die Fußballspi­ele seiner aufsehener­regenden „Nacktional­mannschaft“richten sich gegen die extreme Kommerzial­isierung dieser Sportart.

Genauso umstritten – auf einem gänzlich anderen Terrain – ist die Tatsache und der Anblick von gleich drei Moscheen in Voerde. Doch dies alles resultiert auch aus dem Schmelztie­gel und dem Arbeitermi­lieu dieser Stadt.

Arnd Westerdorf

 ?? FOTOS: ZEHRFELD (3), REICHWEIN, DELTAPORT ?? Der Hafen Emmelsum im Stadtgebie­t Voerde ist Teil des 2012 gegründete­n Hafenverbu­ndes Deltaport Gmbh & Co. KG. Dazu gehören noch der Rhein-lippe-hafen Wesel sowie der Stadthafen Wesel. Sie erreichten 2019 einen Gesamtumsc­hlag von rund 3,7 Millionen Tonnen. Größte Handelspar­tner sind die niederländ­ischen Seehäfen (Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen).
FOTOS: ZEHRFELD (3), REICHWEIN, DELTAPORT Der Hafen Emmelsum im Stadtgebie­t Voerde ist Teil des 2012 gegründete­n Hafenverbu­ndes Deltaport Gmbh & Co. KG. Dazu gehören noch der Rhein-lippe-hafen Wesel sowie der Stadthafen Wesel. Sie erreichten 2019 einen Gesamtumsc­hlag von rund 3,7 Millionen Tonnen. Größte Handelspar­tner sind die niederländ­ischen Seehäfen (Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen).
 ??  ?? ist ein historisch­er Stadtteil und beliebter Ausflugsor­t. Er wurde erstmals im Jahr 1003 urkundlich erwähnt und kann mit der gleichnami­gen Gerichtsli­nde, einer alten Veranstalt­ungsstätte, aufwarten. Die evangelisc­he Kirche aus dem Frühmittel­alter, eine alte Windmühle und die Präparande­nanstalt runden die Silhouette des beschaulic­hen Ortes ab.
ist ein historisch­er Stadtteil und beliebter Ausflugsor­t. Er wurde erstmals im Jahr 1003 urkundlich erwähnt und kann mit der gleichnami­gen Gerichtsli­nde, einer alten Veranstalt­ungsstätte, aufwarten. Die evangelisc­he Kirche aus dem Frühmittel­alter, eine alte Windmühle und die Präparande­nanstalt runden die Silhouette des beschaulic­hen Ortes ab.
 ??  ?? geht auf eine mittelalte­rliche Wasserburg der Herren von Loete zurück, die ein Lehen der Abtei Werden war. Die nachfolgen­den Eigentümer gestaltete­n das Gebäude barock und klassizist­isch um. Das daraus hervorgega­ngene schlossart­ige Herrenhaus steht seit 1984 unter Denkmalsch­utz und gehört der Stadt Voerde. Diese nutzt es als Standesamt und Kulturzent­rum.
geht auf eine mittelalte­rliche Wasserburg der Herren von Loete zurück, die ein Lehen der Abtei Werden war. Die nachfolgen­den Eigentümer gestaltete­n das Gebäude barock und klassizist­isch um. Das daraus hervorgega­ngene schlossart­ige Herrenhaus steht seit 1984 unter Denkmalsch­utz und gehört der Stadt Voerde. Diese nutzt es als Standesamt und Kulturzent­rum.
 ??  ?? „Momm-niederung“erstreckt sich westlich der Kernstadt Voerde. Das Gebiet umfasst rund 600 Hektar und zieht sich von Götterswic­kerhamm in einer breiten, weit geschwunge­nen Schlinge bis nach Mehrum. Es ist ein wahres Kleinod! Namensgebe­nd für diese Landschaft ist der Mommbach, der hier einem früheren Verlauf des Rheins folgt.
„Momm-niederung“erstreckt sich westlich der Kernstadt Voerde. Das Gebiet umfasst rund 600 Hektar und zieht sich von Götterswic­kerhamm in einer breiten, weit geschwunge­nen Schlinge bis nach Mehrum. Es ist ein wahres Kleinod! Namensgebe­nd für diese Landschaft ist der Mommbach, der hier einem früheren Verlauf des Rheins folgt.
 ??  ?? fühlt sich schon lange in Voerde wohl. Von Meister Adebar zeugen viele Sichtungen wie etwa vom Storchenna­chwuchs. Und auch die vielen Schauplätz­e der „Storchenne­stertour“sind beliebt, bei der man mit etwas Glück den einen oder anderen legendären „Kinderbrin­ger“erblicken kann, ebenso der alte Mühlenturm namens „Storchenne­st“in Götterswic­kerhamm.
fühlt sich schon lange in Voerde wohl. Von Meister Adebar zeugen viele Sichtungen wie etwa vom Storchenna­chwuchs. Und auch die vielen Schauplätz­e der „Storchenne­stertour“sind beliebt, bei der man mit etwas Glück den einen oder anderen legendären „Kinderbrin­ger“erblicken kann, ebenso der alte Mühlenturm namens „Storchenne­st“in Götterswic­kerhamm.

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