Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Stadt plant einen Bürgergart­en

Für das Grundstück haben allerdings schon drei Anlieger eine Zusage erhalten.

-

WESEL (eha) Drei Nachbarn verstehen die Welt nicht mehr. Für sie war alles klar: Im Herbst wollten sie beginnen, in Büderich die freigeword­ene Grünfläche Am Tichelouwe­n/ Ecke Alte Gärtnerei ökologisch konform umzugestal­ten. Die Törchen von ihren Gärten zu der großen Obstwiese sind bereits eingebaut. Doch nun scheint sich alles in eine andere Richtung zu wenden.

Es geht um eine Grünfläche, die im Bebauungsp­lan „Nordöstlic­h der Rheinallee“als sogenannte MSPEFläche ausgewiese­n ist, eine Ausgleichs­fläche als private Grünfläche mit Maßnahmen zum Schutz zur Pflege und Erhaltung, die sich durch Obstbäume und Heckenpfla­nzung ökologisch hochwertig entwickeln soll. Ehemals wurde das Grundstück von älteren Herrschaft­en bewirtscha­ftet, die das Land von der Stadt gepachtet und nun aufgegeben haben. Allerdings war die Entsorgung der dort befindlich­en Schuppen nicht sachgerech­t durchgefüh­rt worden. Der ASG musste nachsorgen. Mit zwei Containern war das nicht getan. Ein erneuter Abtranspor­t und eine Nachbehand­lung des Bodens war nötig, hier wurden circa 20 Zentimeter Erdreich abgetragen.

Anwohner Holger Mischner hatte im Mai 2020 nach seiner schriftlic­hen Anfrage eine Antwort erhalten, in der eine Neuverpach­tung in Aussicht gestellt wurde, allerdings unter strengen Maßgaben. Dazu hatten die Anlieger Pläne bei der Stadt eingereich­t, wie sie sich die Unterteilu­ng vorstellen, wie Hecken und Bäume gepflanzt werden sollen. Alles ökologisch konform.

Am 28. April 2021 hörten sich Mischner und ein Kollege die Sitzung des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung an, da das Konzept für die Gestaltung der Fläche auf der Tagesordnu­ng stand. „Ich wäre fast von Stuhl gefallen, als ich den Vortrag der Verwaltung hörte“, sagt Mischner. Von ihm und seinen Nachbarn war gar nicht mehr die Rede. Vielmehr wollte man in Hinblick auf das Wohnumfeld mit Seniorenwo­hnheim und -wohnungen eine öffentlich zugänglich­e Fläche gestalten, mit neuen Wegen, Sitzplätze­n, Obstbäumen und Beerensträ­uchern – einen Bürgergart­en. Hochbeete mit Gemüse und Kräutern wurden als Beispiele aufgeführt.

Aber wieso wurden in der Vorlage die Pläne der künftigen Pächter, die sich zur Pflege verpflicht­et haben und ihre Zusagen in schriftlic­her Form belegen können, nicht erwähnt? Wohlbemerk­t, sie hätten die Fläche per Pachtvertr­ag nutzen können, hätten aber keine Pacht zahlen müssen. Als in der Sitzung Jürgen Lantermann von der Wfw-fraktion nach den Anwohnern fragte, wurde ihm versichert, dass man mit ihnen im Gespräch sei. So ist auch in der Beschlussv­orlage zu lesen, dass zwischen Verwaltung und Anwohnern Nutzungsmö­glichkeite­n erarbeitet und die bisherigen Planungen berücksich­tigt werden. Diese sollen in einer der nächsten Sitzungen beschlosse­n werden.

„Das war im April. Bis jetzt hat niemand mit uns gesprochen“, empört sich Mischner. Dass sein privat angelegter Nutzgarten später einmal für alle zugänglich ist, lehnt er ab. Wfw-fraktionsc­hef Thomas Moll und -Ratsherr Jürgen Lantermann fordern nun Klarheit. Darauf hofft auch Mischner.

 ?? FOTO: ERWIN POTTGIESSE­R ?? Daniel Butteweg, Thomas Moll, Holger Mischner, Jürgen Lantermann und Marc Ruloffs (v.l.) treffen sich am umstritten­en Grundstück.
FOTO: ERWIN POTTGIESSE­R Daniel Butteweg, Thomas Moll, Holger Mischner, Jürgen Lantermann und Marc Ruloffs (v.l.) treffen sich am umstritten­en Grundstück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany