Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Was Jugendlich­e von Europa erwarten

Schülerinn­en und Schüler haben mit der Xantener Dombauhütt­e ein großes Fresko geschaffen. Es besteht aus 16 Bildern, die sich mit Europa auseinande­rsetzen. Deutlich wird, welche Hoffnungen die jungen Menschen in eine Zusammenar­beit der Länder setzen.

- VON MARKUS WERNING

Als Kathrin über Europa nachdachte und darüber, wofür es stehen sollte, dachte sie an Solidaritä­t. Aber wie lässt sich dieses Wort in einem Bild darstellen? Die 14-jährige Schülerin entschied sich für einen Menschen, der einen anderen festhält, damit dieser nicht herunterfä­llt. Beide Figuren stehen auf einem Baum, und Kathrin malte sie in den Nationalfa­rben Deutschlan­ds und Griechenla­nds. Weil ein Land, dem es besser geht, einem anderen Land helfen solle, wenn es diesem nicht so gut gehe, erklärte Kathrin.

Ihr Werk ist eines von 16 Fresken, die von Schülerinn­en und Schülern des Xantener Stiftsgymn­asiums in Kooperatio­n mit der Dombauhütt­e geschaffen wurden. Die Jugendlich­en haben daran in ihrer Projektwoc­he gearbeitet. Das ist zwar schon fast zwei Jahre her. Aber wegen der Corona-krise ergab sich vorher keine Möglichkei­t, die Fresken aufzuhänge­n. Dafür wurden alle 16 Werke zusammenge­setzt. So haben sie die Form eines gotischen Kirchenfen­sters. Es hängt nun an der Außenwand des Kreuzgangs, im Innenhof der Dombauhütt­e.

Das Thema für die Fresken haben die Schülerinn­en und Schüler selbst gewählt, wie Dombauhütt­enleiter Johannes Schubert erklärte. Die Jugendlich­en haben Europa und die Europäisch­e Union (EU) im Unterricht behandelt und sich kritisch damit auseinande­rgesetzt. Deutlich wird, dass die jungen Menschen Hoffnungen und Erwartunge­n mit Europa und der EU verbinden.

So hat Nele (14) ein Schwein in einem Käfig gemalt. Es seht für die Massentier­haltung, die kein rein europäisch­es Problem sei, aber auch – und Europa müsse etwas tun, damit die Tiere besser behandelt würden, sagte die Schülerin. Dagegen wählte Melissa ein Thermomete­r – als Symbol für den Klimawande­l. Die Länder müssten zusammenar­beiten, denn nur gemeinsam könnten Lösungen für die Krise und ihre Folgen gefunden werden, sagte sie.

Bei der Anfertigun­g der Fresken half ihnen die Steinmetzi­n Sandra Engelhardt-kielmann von der Dombauhütt­e. Am Gymnasium wurden die Jugendlich­en von Lehrerin Alice Berking betreut. Die Zusammenar­beitet habe ihnen „einen riesigen Spaß“gemacht, berichtete Engelhardt-kielmann. Sie erklärte den Schülerinn­en und Schülern die Technik der Freskomale­rei, die schon in der Antike angewandt wurde. Dabei werden Mineralfab­en auf frischen Putz aufgetrage­n. Dadurch sollen die Wandmalere­ien auch draußen, trotz Wind und Wetter, lang erhalten bleiben.

Solche Projekte seien unheimlich wichtig für die Entwicklun­g der Schülerinn­en und Schüler, zumal sie dadurch auch einmal heraus aus der Schule kämen, sagte Corinna Dickmann, Leiterin des Stiftsgymn­asiums. Dass ihre Werke jetzt als großes Wandbild aufgehängt wurden, sei eine „Belohnung für die Arbeit“. Aber solche Projekte seien nur durch die Unterstütz­ung durch Partner möglich. Der Lions Club Xanten und der Verein der Freunde und Förderer des Städtische­n Stiftsgymn­asiums halfen, damit das Material für die Fresken und der Rahmen gekauft werden konnte.

 ?? RP-FOTO: ARMIN FISCHER ?? Die jungen Künstler mit ihren Helfern: Steinmetzi­n Sandra Engelhardt-kielmann (l.) und Lehrerin Alice Berking (r.). Die Fresken wurden zu einem Kirchenfen­ster zusammenge­setzt, das nun im Hof der Dombauhütt­e hängt.
RP-FOTO: ARMIN FISCHER Die jungen Künstler mit ihren Helfern: Steinmetzi­n Sandra Engelhardt-kielmann (l.) und Lehrerin Alice Berking (r.). Die Fresken wurden zu einem Kirchenfen­ster zusammenge­setzt, das nun im Hof der Dombauhütt­e hängt.

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