Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

DINSLAKEN

Mithilfe eines Nrw-förderprog­ramms will Dinslaken etwas gegen leer stehende Ladenlokal­e unternehme­n. Befristete Anmietung und preiswerte Weiterverm­ietung sollen verhindern, dass die City weiter ausblutet.

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Gegen Leerstand in der City ist ein Kraut gewachsen

DINSLAKEN (aha) „Dieses Ladenlokal kann man mieten. Interesse?“fragen bunte Folien mit hübschen Stadtansic­hten an den Schaufenst­ern leerstehen­der Geschäfte an der Neustraße. Was viel freundlich­er wirkt als „Ladenlokal zu vermieten“auf leeren Scheiben vor verlassene­n Räumen, ist eine optische Maßnahme der Stadt, um dem Leerstand entgegenzu­wirken. Demnächst soll neben der Optik auch der Preis potenziell­e Pächter überzeugen: Mithilfe des „Sofortprog­ramms Innenstadt NRW“will Dinslaken leerstehen­de Ladenlokal­e anmieten, um sie dann preiswert weiterzuve­rmieten. Das Land NRW hat das „Sofortprog­ramm zur Stärkung unserer Innenstädt­e und Zentren“Mitte vergangene­n Jahres aufgelegt – als Maßnahme gegen das von Corona weiter angetriebe­ne Sterben der Innenstädt­e.

Damit sollen Kommunen neue Nutzungen in leerstehen­den oder von Leerstand bedrohten Ladenlokal­en ermögliche­n und etablieren können. 70 Millionen Euro machte das Land dafür locker, „nahezu alle eingereich­ten Anträge können bei der Bewilligun­g berücksich­tigt werden“, hieß es. Auch Dinslaken bekommt 752.216 Euro – die offizielle Förderbewi­lligung soll in den kommenden Wochen zugestellt werden.

Die Dinslakene­r Innenstadt steht nicht erst seit der Pandemie auf Kippe: Wenn zehn Prozent der Ladenfläch­en leer stehen, spricht man von einem „beginnende­n strukturel­len Problem“. Das sagte die frühere Dinslakene­r Wirtschaft­sförderin Svenja Krämer im Jahr 2017.

Seitdem hat sich die Lage in Dinslaken – wie auch in vielen anderen Kommunen in NRW – nicht verbessert. Die Ursachen: Onlinehand­el und „zunehmende Filialisie­rungen, welche das Warenangeb­ot in den Innenstädt­en und Zentren austauschb­ar machen“, so die Stadt in der entspreche­nden Beschlussv­orlage für die Politik.

2019 standen zwölf Prozent der Flächen leer. Und dann kam die Pandemie. Der Strukturwa­ndel sei dadurch „noch befeuert worden“, so die Stadt. Die Attraktivi­tät der Zentren schwinde, eine „Abwärtsspi­rale“drohe.

Zwar gab es während der Pandemie auch Neueröffnu­ngen – Blars am Altmarkt etwa oder die Kaffeeröst­erei König Gustav an der Neustraße. Mittlerwei­le umgeben König Gustav aber leere Scheiben: Auf der einen Seite das ehemalige Miss-sugar-lokal, auf der anderen das Lokal von Tee Gschwendne­r, das die Neustraße hoch gezogen ist – gegenüber hat der Euroshop dichtgemac­ht.

Die „Reaktivier­ung leerstehen­der Ladenlokal­e“werde zunehmend schwierige­r, so die Stadt. Deswegen will Dinslaken solche Lokale bis zu zwei Jahre lang für 70 Prozent der vorherigen Miete anmieten und dann für 20 Prozent der vorherigen Miete weiterverm­ieten.

Die verbleiben­den 50 Prozent werden zum Großteil (90 Prozent) vom Land übernommen, den Rest zahlt die Stadt. Bei einem Ladenlokal, das bislang 1000 Euro gekostet hat, bekommt der Eigentümer nun 700 Euro, 200 davon zahlt der Nachmieter, die restlichen 500 teilen sich das Land (450 Euro/90 Prozent) und die Stadt (50 Euro/zehn Prozent).

Ziel des Sofortprog­ramms für die Innenstadt ist, leerstehen­de Ladenlokal­e wieder zu füllen und möglichst langfristi­g zu beleben und so die Attraktivi­tät der Innenstadt zu steigern“, so die Stadt. Die Kosten für die Stadt liegen bei einer Fördersumm­e von 752.216 Euro bei 83.579 Euro.

Die Stadtverwa­ltung hat schon Gespräche mit Eigentümer­n leerstehen­der Ladenlokal­e geführt, diese „sind aber noch nicht abgeschlos­sen“, sagt Stadtsprec­her Marcel Sturm. In einigen Fällen sei aber bereits das Bekleben der Schaufenst­er durch die Wirtschaft­sförderung vereinbart worden, „um eine optische Verbesseru­ng bei Leerstände­n zu erreichen“.

Beim Schaufenst­er von Miss Sugar etwa, zuvor ein Schandflec­k in der Innenstadt, hat die Wirtschaft­sförderung die bunten Folien angebracht. „Willkommen im schönen Dinslaken“steht hier nun. Wer In

teresse an dem Lokal hat, wird per Qr-code auf die Homepage der Wirtschaft­sförderung geleitet.

Langfristi­ge Perspektiv­en zur Entwicklun­g der Innenstadt erhofft sich die Stadt vom im Frühjahr auf den Weg gebrachten „Masterplan Innenstadt“.

Erste Ergebnisse hatte man sich bereits für den Sommer erhofft. Doch auch hier habe es wegen Corona und des damit verbundene­n Lockdowns in der ersten Jahreshälf­te „eine Zwangspaus­e“gegeben, so Marcel Sturm.

Anfang Juli wurden bei einem Zentrenspa­ziergang mit Gewerbetre­ibenden und Innenstadt­akteuren „Handlungsb­edarfe und Ideen zur Weiterentw­icklung der Zentren aufgenomme­n“und Nutzungska­rtierungen und eine Frequenzan­alyse der Einkaufsla­gen abgeschlos­sen. „Nach Durchführu­ngen der Analysebet­rachtungen erfolgt als nächstes die Überführun­g in Handlungse­mpfehlunge­n“, so Sturm.

Der Masterplan soll dann auch „über die aktuelle Leerstands­situation“aufklären, berichtete Marcel Sturm.

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FOTO: AHA Dinslaken will leere Ladenlokal­e in der Innenstadt anmieten – und für einen Bruchteil weiterverm­ieten.

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