Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Laschets Strategie hat viele Risiken

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Man kann Armin Laschet eine gewisse Chuzpe nicht absprechen. „Eine Stimme für die Union ist eine Stimme gegen eine linksgefüh­rte Bundesregi­erung. Deshalb werden wir alles daransetze­n, eine Bundesregi­erung unter Führung der Union zu bilden“, sagte Laschet am Wahlabend. Fakt ist: Die Union liegt 1,6 Prozentpun­kte hinter der SPD, Laschet verantwort­et das historisch schlechtes­te Ergebnis der Union, es ging um 8,9 Prozentpun­kte nach unten. Zeit für Selbstkrit­ik? Zunächst Fehlanzeig­e. Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident war gut sortiert, vermittelt­e mit seinem Auftritt im Adenauer-haus eine zumindest vorläufige Geschlosse­nheit der CDU. Er nahm die Deutungsho­heit für sich in Anspruch. Spd-kandidat Olaf Scholz tat Laschet in der „Berliner Runde“dann auch den Gefallen, seltsam verhalten zu wirken.

Weniger verhalten war allerdings Sachsen-anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff. Er machte noch am Sonntag sehr deutlich auf das miserable Ergebnis der Union aufmerksam. Auch bei anderen Präsidiums­mitglieder­n rumorte es, es gab in den Gremien harsche Kritik am Vorsitzend­en. Und so ruderte Laschet zurück. Der Bundesvors­tand sei sich einig, „dass wir zu Gesprächen über Jamaika bereitsteh­en“, hieß die Losung am Tag danach. Laschet betont zugleich, aus dem Wahlergebn­is könne keine Partei einen Regierungs­auftrag ableiten, „auch wir nicht“. Bundeskanz­ler werde derjenige, der eine Mehrheit im Deutschen Bundestag hinter sich bringe.

Wirklich stringent ist diese Argumentat­ion nicht. Laschet hat nicht geliefert, was er versproche­n hat – das Kanzleramt am Wahlabend zu erobern. Die Seinen murren. Es wird viele politische Volten brauchen, um Angela Merkel zu beerben. Möglicherw­eise zu viele. BERICHT DIE UNION ZWEIFELT AN LASCHETS KURS, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany