Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Laschets Strategie hat viele Risiken
Man kann Armin Laschet eine gewisse Chuzpe nicht absprechen. „Eine Stimme für die Union ist eine Stimme gegen eine linksgeführte Bundesregierung. Deshalb werden wir alles daransetzen, eine Bundesregierung unter Führung der Union zu bilden“, sagte Laschet am Wahlabend. Fakt ist: Die Union liegt 1,6 Prozentpunkte hinter der SPD, Laschet verantwortet das historisch schlechteste Ergebnis der Union, es ging um 8,9 Prozentpunkte nach unten. Zeit für Selbstkritik? Zunächst Fehlanzeige. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident war gut sortiert, vermittelte mit seinem Auftritt im Adenauer-haus eine zumindest vorläufige Geschlossenheit der CDU. Er nahm die Deutungshoheit für sich in Anspruch. Spd-kandidat Olaf Scholz tat Laschet in der „Berliner Runde“dann auch den Gefallen, seltsam verhalten zu wirken.
Weniger verhalten war allerdings Sachsen-anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff. Er machte noch am Sonntag sehr deutlich auf das miserable Ergebnis der Union aufmerksam. Auch bei anderen Präsidiumsmitgliedern rumorte es, es gab in den Gremien harsche Kritik am Vorsitzenden. Und so ruderte Laschet zurück. Der Bundesvorstand sei sich einig, „dass wir zu Gesprächen über Jamaika bereitstehen“, hieß die Losung am Tag danach. Laschet betont zugleich, aus dem Wahlergebnis könne keine Partei einen Regierungsauftrag ableiten, „auch wir nicht“. Bundeskanzler werde derjenige, der eine Mehrheit im Deutschen Bundestag hinter sich bringe.
Wirklich stringent ist diese Argumentation nicht. Laschet hat nicht geliefert, was er versprochen hat – das Kanzleramt am Wahlabend zu erobern. Die Seinen murren. Es wird viele politische Volten brauchen, um Angela Merkel zu beerben. Möglicherweise zu viele. BERICHT DIE UNION ZWEIFELT AN LASCHETS KURS, TITELSEITE