Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Historisch­er Erfolg für die Grünen im Westen

ANALYSE Die Partei erringt erstmals gleich vier Direktmand­ate. Die SPD erobert sich die meisten Wahlkreise im Ruhrgebiet zurück. Dass CDU und FDP in NRW regieren, hat den beiden Parteien bei der Bundestags­wahl nicht viel Rückenwind gegeben.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF In vier Großstädte­n konnten die Grünen bei der Bundestags­wahl erstmals in der Geschichte Nordrhein-westfalens Wahlkreise direkt gewinnen. Bisher war dies nur Kandidaten von SPD und CDU gelungen, wie aus dem vorläufige­n amtlichen Endergebni­s des Innenminis­teriums hervorgeht. So schaffte der grüne Spitzenkan­didat Oliver Krischer ausgerechn­et in Armin Laschets Heimatstad­t Aachen den Direkteinz­ug in den Bundestag. Er schlug einen prominente­n CDUKandida­ten, den langjährig­en Vorsitzend­en der Ärztegewer­kschaft Marburger Bund und amtierende­n Ärztepräsi­denten von Nordrhein, Rudolf Henke. In Köln erzielte Sven Lehmann für die Grünen das Direktmand­at, in Bonn Katrin Uhlig, in Münster Maria Klein-schmeink.

Unterm Strich gelingt es den Grünen, ihr Ergebnis gegenüber der Wahl von 2017 mehr als zu verdoppeln, auch wenn sie hinter ihren ursprüngli­chen Erwartunge­n zurückblie­ben. Mit 16,1 Prozent landeten die Nrw-grünen über dem Ergebnis im Bund, wo laut Bundeswahl­leiter 14,8 Prozent verzeichne­t wurden. Insgesamt schaffen es damit 28 Politiker aus Nordrhein-westfalen mit grünem Parteibuch in den nächsten Bundestag, darunter wie geplant auch der Co-landesvors­itzende Felix Banaszak, der auf Platz sechs der Liste stand.

Die Cdu-/fdp-landesregi­erung in NRW konnte bei der Bundestags­wahl ihren Parteien hingegen nicht viel Rückenwind geben. Sowohl CDU als auch FDP schnitten in NRW schlechter ab als bei der letzten Landtagswa­hl 2017. Mit 26 Prozent erreichte die CDU jetzt in NRW bei der Bundestags­wahl immerhin ein etwas besseres Ergebnis als im Bund mit 24,1 Prozent.

Die FDP wählten laut vorläufige­m amtlichen Endergebni­s bei der Bundestags­wahl 2021 in NRW 11,4 Prozent und damit in etwa so viele Bürger wie im Bund. Gegenüber der vergangene­n Landtagswa­hl verlor die Partei damit 1,2 Prozentpun­kte.

Der stellvertr­etende Nrw-ministerpr­äsident Joachim Stamp kommentier­te das Bundestags­wahlergebn­is gegenüber unserer Redaktion so: „Es ist eines der besten Ergebnisse in der Geschichte der FDP.“Ähnlich hatte sich auch tags zuvor Parteichef Christian Lindner geäußert und hinzugefüg­t, zum ersten Mal sei die FDP bei zwei aufeinande­rfolgenden Bundestags­wahlen zweistelli­g geworden.

Bei der Union gelang elf Kandidaten, darunter CDU-CHEF Armin Laschet und Nrw-integratio­nsstaatsse­kretärin Serap Güler, der Einzug über die Landeslist­e. 30 Kandidaten eroberten ihren Wahlkreis direkt – genauso viele wie bei der SPD. Für die Sozialdemo­kraten ziehen aus NRW zusätzlich 19 Kandidaten über die Landeslist­e in den Bundestag ein. Damit wächst die Zahl der SPD-ABgeordnet­en aus Nordrhein-westfalen um neun. Bei der CDU verkleiner­t sich die Nrw-landesgrup­pe trotz der starken Verluste aufgrund des komplizier­ten Wahlrechts mit Ausgleichs- und Überhangma­ndaten gerade einmal um einen Sitz auf 41 Abgeordnet­e.

Die SPD schnitt in NRW bei der Bundestags­wahl ebenfalls schlechter ab als noch bei der Landtagswa­hl. Mit 29 Prozent lag die Partei bei dieser Bundestags­wahl aber um gut drei Prozentpun­kte über dem Bundesschn­itt. Fast alle Wahlkreise im Ruhrgebiet gingen an Spd-kandidaten. „Für die nächste Landtagswa­hl im Mai gibt das Ergebnis der SPD Anlass zur Hoffnung. Aber man ist immer schlecht beraten zu glauben, ein solches Bundeserge­bnis wäre eins zu eins übertragba­r“, sagte Jochen Ott, Fraktionsv­ize der Sozialdemo­kraten im Landtag, unserer Redaktion.

Für die nächste Landtagswa­hl im kommenden Mai ließen sich aus dem Wahlerfolg Lehren ziehen: „Die drei wesentlich­en Erfolgsfak­toren für die SPD im Bund waren die große Geschlosse­nheit der SPD, der starke Kanzlerkan­didat und die klare Fokussieru­ng auf Themen wie Wohnungsno­t, Mindestloh­n und Rente“, so Ott. Ähnlich äußerte sich die parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin Sarah Philipp gegenüber unserer Redaktion: „Die Bundestags­wahl wird auch uns in Nordrhein-westfalen Rückenwind geben, aber es gibt keinen Grund, jetzt in Über-euphorie zu verfallen“, sagte sie.

 ?? FOTOS: C. HARDT, REVIERFOTO (2), M. JOHN/IMAGO | MONTAGE: A. KREBS ?? Diese Grünen-politiker haben ein Direktmand­at gewonnen (von oben links im Uhrzeigers­inn): Sven Lehmann (Köln), Oliver Krischer (Aachen), Katrin Uhlig (Bonn) und Maria Klein-schmeink (Münster).
FOTOS: C. HARDT, REVIERFOTO (2), M. JOHN/IMAGO | MONTAGE: A. KREBS Diese Grünen-politiker haben ein Direktmand­at gewonnen (von oben links im Uhrzeigers­inn): Sven Lehmann (Köln), Oliver Krischer (Aachen), Katrin Uhlig (Bonn) und Maria Klein-schmeink (Münster).

Newspapers in German

Newspapers from Germany