Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Rot-grün-rot kein Thema – Börse erzielt leichte Gewinne
DÜSSELDORF (gw) Für die deutsche Börse war eine mögliche rot-grünrote Koalition, also eine Regierungsbeteiligung der Linken, das Horrorszenario. Die galt stets als Belastung für den Aktienmarkt, aber die Gefahr besteht nach der Wahl nicht mehr. Dass es also eine sogenannte Koalition der Mitte geben wird, gilt als gutes Signal auch an ausländische Investoren, die ein Investment in Deutschland stets als sicheren Hafen empfunden haben. Entsprechend legte der Deutsche AktienIndex (Dax) am Montag leicht zu. Der Index stieg um 0,4 Prozent auf fast 15.600 Punkte.
Ein solch kleines Plus ist andererseits natürlich auch zu wenig, um den Ausgang der Wahl als Futter für die Aktienkurse bewerten zu können. Zum einen gelten traditionell sozialdemokratisch geführte Regierungen als weniger börsenfreundlich gegenüber einer Koalition, die von der Union geführt wird. Ob das gerechtfertigt ist, steht auf einem anderen Blatt.
Viel entscheidender ist aber: Die Börsianer schauen noch sehr vorsichtig auf die Regierungsbildung generell. Deren Tempo könnte mitbestimmend sein für das, was langfristig am Aktienmarkt passiert. Geht es schnell, wie die Wirtschaft hofft, könnte das einen weiteren Aufschwung auslösen. Dauert es lange und wird dabei vor allem über Themen gestritten, die neue Belastungen für die Unternehmen auslösen könnten, droht das zur Belastung zu werden – unabhängig von anderen Einflussfaktoren wie der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und den Diskussionen um den chinesischen Immobilienkonzern Evergrande.
Von der beinahe sicheren Regierungsbeteiligung der Grünen haben am Montag Aktien aus dem Bereich der erneuerbaren Energien profitiert. Der Windanlagenbauer Nordex gewann fast zwei Prozent, die Aktie des Solarparkbetreibers Encavis verteuerte sich sogar um fast fünf Prozent. Siemens Energy schafften ein Plus von mehr als drei Prozent. Rwe-aktien legten leicht zu, EonPapiere verloren geringfügig.
Zu den großen Gewinnern im Dax gehörte die Aktie des Bochumer Immobilienkonzerns Vonovia, die 2,7 Prozent gewann – trotz des Ergebnisses der Volksabstimmung in Berlin über eine mögliche Teilenteignung von Wohnungsriesen (siehe dritte Wirtschaftsseite). Der Aktienmarkt schätzt die Möglichkeit einer solchen Enteignung offenbar als eher gering ein.