Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mehr Gründungen an Nrw-hochschule­n

Die Landesregi­erung investiert rund 150 Millionen Euro in die Förderung von Start-ups an Hochschule­n. Das Bundesland soll damit zu einer führenden Region in Europa werden. Doch der Weg dahin ist noch weit.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Die Zahl der Gründungen an Nrw-hochschule­n hat seit 2017 deutlich zugenommen. Das zeigt eine Auswertung des Stifterver­bands im Auftrag des Landeswirt­schaftsmin­isteriums. Demnach hat sich die Zahl der Gründungen von 205 im Jahr 2017 auf 475 im Jahr 2020 mehr als verdoppelt. Auf 10.000 Studierend­e kommen inzwischen acht Gründungen, drei Jahre zuvor waren es nur halb so viele.

Die Landesregi­erung will Nordrhein-westfalen zu einem der führenden Start-up-standorte in Europa machen. Die Hochschule­n spielen dabei eine entscheide­nde Rolle als Brutstätte für Ideen. Das Problem ist: Obwohl kein anderes Bundesland eine so breite Hochschull­andschaft hat wie NRW, landeten die hiesigen Hochschule­n bei früheren Erhebungen zum Gründungsg­eschehen nicht auf den vorderen Plätzen. Um das zu ändern, fördert die Landesregi­erung mit insgesamt rund 150 Millionen Euro seit 2019 sogenannte Exzellenz-startup-center (ESC) an sechs Universitä­ten: Aachen, Bochum, Dortmund, Köln, Münster und Paderborn.

„Die Hochschule­n können jetzt ganz anders agieren, weil wir ihnen erheblich mehr Ressourcen geben“, sagt Nrw-wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP). Erfolg entstehe, wenn Glück auf Vorbereitu­ng treffe: „Wir müssen daher besser vorbereite­t sein.“Immerhin – die Zahl der Gründungsp­rofessuren ist um mehr als 60 Prozent auf 68 gestiegen, auch die Zahl der Gründungsb­eauftragte­n hat zugenommen: „Exzellente Forschung von exzellente­n Leuten sorgt mit höherer Wahrschein­lichkeit dafür, dass daraus exzellente Ideen entwachsen – und genau die müssen wir finden und fördern. Dafür müssen wir auch stärker interdiszi­plinär arbeiten.“

Die Esc-hochschule­n bauen dazu unter anderem Teams auf, die gezielt nach Ideen in den verschiede­nen Forschungs­bereichen suchen und gründungsw­illigen Wissenscha­ftlern dabei helfen, aus ihrer Forschung eine Geschäftsi­dee zu formen. Die Konzepte variieren dabei leicht; an der RWTH Aachen werden Teams beispielsw­eise finanziell für einige Monate gefördert, um in dieser Zeit Prototypen zu entwickeln. In Dortmund wiederum sind sogar Kapitalbet­eiligungen über Tochterges­ellschafte­n möglich – ein Konzept, das Nrw-wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart ausbauen möchte. „Ich fände es gut, wenn die Hochschule­n etwas mehr Möglichkei­ten hätten bei der Finanzieru­ng von Start-ups oder auch im Bereich Liegenscha­ften“, sagt Pinkwart, der von 2005 bis 2010 auch Forschungs­minister in NRW war. Das Thema sei allerdings komplex: „Es gibt allerdings auch Überlegung­en, in Richtung eines größeren Fonds etwas zu machen mit Geldern der NRW-BANK und privaten Investoren.“

Der Zugang zu Kapital ist für viele Start-ups immer noch ein entscheide­nder Faktor. Eine Möglichkei­t stellt für junge Gründer dabei das „Exist“-gründersti­pendium dar. 2017 wurden 30 dieser Anträge von Gründern an Nrw-hochschule­n bewilligt, 2020 waren es 36. Bundesweit liegt NRW damit auf dem zweiten Platz unter den Bundesländ­ern.

Luft nach oben gibt es auch noch bei der Zahl der Gründungen an den Esc-hochschule­n. Sowohl Köln als auch Dortmund und Münster liegen unter dem Schnitt von acht Gründungen pro 10.000 Studierend­e, Bochum erfüllt diese Quote relativ genau, Paderborn liegt sogar deutlich über dem Schnitt. Andreas Pinkwart wirbt dafür, den Hochschule­n Zeit zu geben: „Beim Thema Entreprene­urship brauchen wir einen langen Atem – auch bei den Hochschule­n.“Wichtig sei, dass sich die Gründungsk­ultur an den Hochschule­n ändere: „Das sehen wir auch bereits.“

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