Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Fünf Duisburger für Berlin

Das Ergebnis der Bundestags­wahl 2021 bot in Duisburg viel Grund zur Freude. Dass sich die Zahl der Abgeordnet­en aus der Stadt verdoppeln würde, war schnell klar. Am Ende wurde es sogar noch einer mehr. Ein Überblick.

- VON MARC LATSCH

Für manche Kandidaten gab es schnelle Gewissheit, andere mussten bis tief in die Nacht zittern. Christian Leye ist irgendwann schlafen gegangen. Im Glauben es nicht geschafft zu haben. „Ich habe von meinem Bundestags­einzug erst am Montagmorg­en erfahren“, sagte der Nrw-landesspre­cher der Linken auf Anfrage. Irgendwann im Laufe des für seine Partei frustriere­nd verlaufene­n Wahlabends habe er auch persönlich abgeschlos­sen.

Dass es am Ende für Leye doch knapp reichte, lag zum einen an den drei Direktmand­aten, die die Linken in Berlin und Leipzig gewannen. Nur deshalb zieht die Grundmanda­tsklausel, die es der Partei ermöglicht, trotz 4,9 Prozent Stimmantei­l in Franktions­stärke in den Deutschen Bundestag einziehen. Als dann auch noch die Nrw-landeslist­e genau bis zu Leyes Listenplat­z sechs zog, war der Einzug des 40-Jährigen sicher. Dennoch überwog am Montag noch die Katerstimm­ung. „Nach dem Ergebnis meiner Partei ist die Stimmung nicht so großartig“, sagte Leye.

Deutlich besser gelaunt war da Fdp-kandidatin Charline Kappes. Und das, obwohl sie den Einzug in den Bundestag am Ende doch verpasst hatte. Um drei Uhr nachts sei ihr klar gewesen, dass Listenplat­z 24 nicht ausreichen wird. „Das ist schade“, betont sie zwar. Nachhaltig belastet wirkt sie am Montag allerdings nicht mehr. „Ich bin erleichter­t, dass ich Klarheit habe“, sagt Kappes nach Wochen der Unsicherhe­it. Alles habe sie doppelt planen müssen – mit und ohne Bundestags­mandat. „Das war super nervig.“Nun will sich Kappes eine Woche Politikpau­se gönnen und sich dann wieder den kommunalen Themen in Duisburg widmen.

Als der Abend für Leye und Kappes erst langsam zur Nervenschl­acht wurde, herrschte bei vier anderen Politikern bereits ausgelasse­ne Stimmung. Bestens gelaunt standen die vier Direktkand­idaten von SPD und Grünen um halb acht am Sonn

tagabend vor dem Duisburger Rathaus. Zu diesem Zeitpunkt wussten sie bereits, woran auch im Vorfeld niemand ernsthaft gezweifelt hatte. Sie alle werden künftig dem Deutschen Bundestag angehören.

Für die Spd-kandidaten Bärbel Bas und Mahmut Özdemir geht die bereits bekannte Arbeit in Berlin damit weiter. Bas gewann zum vierten in Folge im Wahlkreis Duisburg I, Özdemir zum dritten Mal in Folge im Wahlkreis Duisburg II das Direktmand­at – so wie es den Sozialdemo­kraten in den vergangene­n sechs Jahrzehnte­n in Duisburg immer gelang. Dass Bas (40,3 Prozent) und Özdemir (39,4 Prozent) beide ihr 2017er-ergebnis deutlich verbessern konnten,

„Ich habe von meinem Bundestags­einzug erst am Montagmorg­en erfahren. Irgendwann im Laufe des Abends hatte ich auch persönlich abgeschlos­sen.“Christian Leye Die Linke

steigerte die Stimmung noch weiter. „Es zeigt sich, dass sich das Zuhören und Ackern ausgezahlt hat“, sagte Özdemir am Sonntagabe­nd.

Neu im Bundestag sind die beiden Grünen-abgeordnet­en Felix Banaszak und Lamya Kaddor. Sie verpassten mit 10,9 Prozent (Banaszak) und 14,3 Prozent (Kaddor) zwar deutlich das Direktmand­at, waren jedoch über die Landeslist­e abgesicher­t. Auch wenn das eher enttäusche­nde Bundeserge­bnis der Grünen die Stimmung ein wenig drückte, zeigten sich beide bereits am Sonntagabe­nd voller Tatendrang für die kommenden vier Jahre.

Da sich auch die Resthoffnu­ngen von Rainer Holfeld (AFD) und Thomas Mahlberg (CDU) auf ein Bundestags­mandat über die Landeslist­e nicht erfüllten, werden es somit auch in Zukunft eher linke Politiker sein, die die Duisburger Interessen in Berlin vertreten. Wie viel es der Stadt bringt, künftig fünf statt zwei Bundestags­abgeordnet­e zu stellen, werden die kommenden vier Jahre zeigen. Schaden dürfte es allerdings der Kommunalpo­litik nicht. Das zeigte sich an der guten Laune des Duisburger Oberbürger­meisters Sören Link, der sich am Sonntagabe­nd ausdrückli­ch auch über die Erfolge der Nicht-spd-kandidaten freute.

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FOTO: DPA Das noch leere Plenum des Deutschen Bundestags. Hier werden die fünf Duisburger Abgeordnet­en bald sitzen.

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