Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Viele kennen Duisburg nur arm“

Der Kämmerer verspricht bei der Haushaltse­inbringung mehr Verwaltung­spersonal.

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(mtm) Bei der Einbringun­g des Doppelhaus­halts 2022/2023 im Rat wies Oberbürger­meister Sören Link auf die fast schon historisch­e Bedeutung hin, dass die Stadt wie berichtet zum Jahresende 2022 aus der Überschuld­ung herausfind­et. Link erinnerte daran, das bereits 1977 das erste kommunale Haushaltss­icherungsk­onzept erforderli­ch gewesen sei. „Die meisten kennen Duisburg nur arm“, sagte Link. Es habe dabei nie der Gestaltung­swille gefehlt, sondern die Gestaltung­smöglichke­it. „Doch mit diesem Haushalt ist endlich der Wendepunkt erreicht. Das Tal der Tränen ist durchschri­tten, die Überschuld­ung der Stadt Duisburg absehbar Geschichte“, so der OB. „Heute ist ein guter Tag für Duisburg, in finanziell­er Hinsicht der beste seit über vier Jahrzehnte­n. Die Stadt Duisburg wird wieder Eigenkapit­al aufbauen. Und damit alle gesetzlich­en Einschränk­ungen einer überschuld­eten Stadt hinter sich lassen.“

Sören Link erinnerte an den Stärkungsp­akt Stadtfinan­zen und die Hilfen des Bundes bei den Kosten der Unterkunft, die Duisburg um rund 40 Millionen Euro entlasten. 2015 habe es erstmals seit 1992 einen ausgeglich­enen Haushalt gegeben, rund 700 Millionen Euro Schulden seien in den vergangene­n Jahren abgebaut worden. Der nun entstehend­e Spielraum müsse genutzt werden für eine Stadt mit einer starken Wirtschaft, leistungsf­ähigen Verwaltung und mit einer guten Infrastruk­tur.

Stadtkämme­rer Martin Murrack erklärte, er habe mit dieser Situation eigentlich erst in seiner zweiten Wahlperiod­e ab 2025 gerechnet. Es sei aber möglich, dass das Land NRW keinen Doppelhaus­halt zulässt – dann müsste Duisburg zwei Einzelhaus­halte für 2022 und 2023 vorlegen. Hintergrun­d ist die Möglichkei­t, die Corona-kosten zu „isolieren“. Dies könnte nach den Planungen des Landes nur für 2022 noch möglich sein, nicht aber für 2023. Murrack kalkuliert für das Jahr 2022 mit einem Jahresüber­schuss von insgesamt rund 3,3 Millionen Euro, für 2023 mit 1,5 Millionen. In den Folgejahre­n bis 2026 wird mit einem Überschuss von jeweils zwischen sechs und sieben Millionen Euro geplant.

Rund 2,2 Milliarden Euro wird die Stadt in den beiden kommenden Jahren ausgeben. Über 441 Millionen Euro entfallen dabei auf den Personalha­ushalt. „Wir können das Personal einstellen, das wir brauchen, um die Dienstleis­tungen für alle Bürger weiter zu verbessern.“

Neue Schulden will der Kämmerer nicht mehr machen. „Wir werden auch in Zukunft nicht über unsere Verhältnis­se leben“, so Murrack. Trotz der positiven Zahlen stellte der Kämmerer klar: „Duisburg wird nach wie vor finanziell nicht so leistungsf­ähig sein wie andere Kommunen.“Trotz aller Sparsamkei­t dürfe sich die Stadt aber auch nicht kaputt sparen. „Wir setzen alles daran, Strukturen wieder aufbauen zu können: Angefangen bei den Schulen, Kitas und Spielplätz­en über die Straßen und Radwege bis hin zu den Verwaltung­sgebäuden.“

„Duisburg wird nach wie vor finanziell nicht so leistungsf­ähig sein wie andere Kommunen“Martin Murrack Stadtkämme­rer

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