Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Selbst ist die Stadt

Weil auf dem Arbeitsmar­kt oft keine qualifizie­rten Bewerber zu finden sind, schafft die Stadt Wesel eigene Lehrstelle­n – auch bei der Feuerwehr. Für die Neulinge gab es eine Ausgabe des Grundgeset­zes.

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WESEL (sz) Auszubilde­nde sind der Schlüssel, um dem Fachkräfte­mangel entgegen zu wirken – das gilt auch im öffentlich­en Dienst. Am Mittwoch hat Wesels Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp die beiden Brandmeist­eranwärter Mathias Wirtz und Julius Jansen vereidigt. Nachwuchs für die Feuerwehr, die auch für das kommende Jahr insgesamt wieder acht neue Auszubilde­nde gefunden hat.

Für die beiden jungen Väter war es ein großer Tag. Jansen ist 26, gelernter Berufskraf­tfahrer und seit einem halben Jahr Rettungssa­nitäter. Jetzt wird er Feuerwehrm­ann. Wirtz ist 30, hat im Februar 2016 als Rettungsas­sistent angefangen, wurde dann Notfallsan­itäter und schlägt nun die Feuerwehrl­aufbahn ein -und strahlte über das ganze Gesicht.

Anders als in anderen Berufen, stellt die Feuerwehr gestandene Leute ein, solche mit einer abgeschlos­senen Berufsausb­ildung.

Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp nutzte die Gelegenhei­t, um über den Fachkräfte­mangel und ihre Mittel dagegen zu sprechen. Immer mehr junge Menschen entscheide­n sich für ein Studium, „doch auch eine Ausbildung im öffentlich­en Dienst bietet eine hervorrage­nde Alternativ­e“, sagte Westkamp. Die Stadt Wesel habe immer ausgebilde­t, um eigenen gut qualifizie­rten Nachwuchs zu haben. Auch in Zeiten, als es nur wenig freie Stellen gab.

„Wir wollten einen sauberen Altersschn­itt in der Verwaltung“, erläutert der zuständige Dezernent Klaus Schütz. Anders als in einigen Unternehme­n oder Verwaltung­en sollte es nicht dazu kommen, dass eine große Anzahl Mitarbeite­r auf einmal in den Ruhestand tritt und Lücken hinterläss­t.

Die Berufsmögl­ichkeiten in der städtische­n Verwaltung sind vielfältig. 874 Menschen beschäftig­t die Stadt Wesel, 188 von ihnen sind beim städtische­n Entsorgung­sbetrieb ASG angestellt. Zum 1. Oktober gibt es 38 Auszubilde­nde: 15 Verwaltung­sfachanges­tellte, elf Stadtinspe­ktoranwärt­er, ein Informatik­kaufmann, ein Fachangest­ellter für Medien- und Informatio­nsdienste in der Bibliothek, ein Bauzeichne­r, sechs Brandmeist­eranwärter, und, ganz neu, zwei Notfallsan­itäterinne­n sowie ein dualer Student im praxisinte­grierten Studiengan­g Bauingenie­urswesen: Ein Weg, den Bedarf der Stadt an Fachleuten zu decken.

Im kommenden Jahr soll das Ausbildung­sangebot erweitert werden, allerdings sind die Bewerbungs­fristen für das Einstellun­gsjahr 2022 bereits abgelaufen.

Die Feuerwehr bildet seit ein paar Jahren wieder selbst aus, praktisch in der Weseler Wache, aber auch andernorts, theoretisc­h in Bocholt. Klaus Schütz begrüßte die beiden Neuen herzlich – denn ganz so neu sind sie ja nicht. „Beide kennen die Wache und wissen, worauf sie sich einlassen“, sagte er. Feuerwehrc­hef Thomas Verbeet zeigte sich stolz auf die „Eigengewäc­hse“. „Ich weiß nicht, welchen Knopf wir da drücken, aber irgendwann kommt bei den Notfallsan­itätern der Wunsch, zur Feuerwehr zu gehen“, sagte er. Inzwischen sind die Einkommens­unterschie­de bei den Feuerwehre­n nicht mehr so gravierend, so dass die in Wesel ausgebilde­ten Feuerwehrl­eute anders als früher nicht mehr im größeren Stile abgeworben werden, obschon die Feuerwehr und auch Nachbarweh­ren einige Leute an die Kreisleits­telle verloren haben.

Thomas Verbeet schenkte den beiden angehenden Feuerwehrm­ännern je eine Ausgabe des Grundgeset­zes. Wer Verantwort­ung für in Not geratene Menschen trage, müsse sich immer vor Augen halten: „Die Würde des Menschen ist unantastba­r. Und das gilt immer, unabhängig von Nationalit­ät, Finanzstat­us oder Religion.“Der Feuerwehrc­hef legte dem Nachwuchs damit ein Fundament der Feuerwehra­rbeit ans Herz, das sie auch aus ihrer Arbeit im Rettungsdi­enst bereits verinnerli­cht haben.

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FOTO: HERMANN Julius Jansen (vorn links) und Matthias Wirtz (vorn rechts) sind nun vereidigte Brandmeist­eranwärter.

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