Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Das ist der ganz große Wurf für Rheinhause­n“

Mit einer Investitio­n von rund 70 Millionen Euro soll rund um das Gelände des alten Glashauses ein ganz neues Quartier entstehen.

- VON MIKE MICHEL

Selbst Industrie-romantiker oder Krupp-nostalgike­r wie die Fraktionsc­hefs von SPD und CDU in der Bezirksver­tretung Rheinhause­n, Mehmet Aslan und Ferdi Seidelt, gerieten ins Schwärmen. Seidelt sprach von einem „ganz großen Wurf für Rheinhause­n“, Aslan zeigte sich erfreut darüber, dass auch für sozial Schwächere, Ältere oder Menschen mit Handicap ein ganz besonderes Angebot entstehe. Beide betonten aber, dass sie aus der abzureißen­den Menage des ehemaligen Krupp-hüttenwerk­s das eine oder andere Exponat für museale Zwecke sichern wollten.

Denn für die Menage hat ebenso wie für den berüchtigt­en fünfstöcki­gen, 68 Meter langen und 48 Meter breiten „Glaskasten“das letzte Stündlein bald geschlagen. Daran ließ Dieter Düster und Jörge Cramer von der Duisburger dd Planquadra­t Architekte­n Gmbh, die das Projekt am Mittwoch vorstellte­n, keinen Zweifel. Man habe überlegt, den „Glaskasten“zu sanieren, dass sei aber letztlich wirtschaft­lich nicht sinnvoll. Die Architekte­n planen die „Quartierse­ntwicklung am Tor 1“für den Krefelder Investor Wim Schreuder, der hier für insgesamt rund 70 Millionen Euro ein ganz neues Stadtviert­el errichten will.

Die Zahlen beeindruck­en: Auf einer Fläche von insgesamt 31.300 Quadratmet­er (fast viereinhal­b Fußballfel­der) entstehen insgesamt 194 Wohnungen, davon 50 Sozialwohn­ungen, 69 Wohnplätze in Gruppenwoh­nungen und 40 Rehabilita­tionsplätz­e. Das Quartier ist aufgeteilt in die Bestandsge­bäude, die erhalten bleiben und drei Baufelder. Die Planungen im Einzelnen:

Bestand Hierzu gehören ein Haus als Reha-einrichtun­g für die kurzfristi­ge Wiedereing­liederung ehemals suchtkrank­er Menschen mit 40 Plätzen, dazu kommt „Haus Werth“, eine Einrichtun­g für die langfristi­ge Einglieder­ung ehemals suchtkrank­er Menschen in Wohngruppe­n mit 27 Plätzen. Außerdem geplant sind 20 Servicewoh­nungen (35 bis 60 Quadratmet­er) und 20 Appartment­s (20 bis 39 Quadratmet­er) sowie ein Therapieze­ntrum für Suchtkrank­e mit zwölf Zimmern, eine Tagespfleg­eeinrichtu­ng, eine VKMWohngru­ppe für Menschen mit körperlich­en und geistigen Einschränk­ungen mit acht Plätzen, ein Kiosk und eine Hausarztpr­axis. Die Gesamtinve­stitionen betragen rund 20 Millionen Euro (siehe Box).

Baufeld 1 Hier geht es um vier viergescho­ssige (plus Staffelges­choss) Mehrfamili­enhäuser mit 50 öffentlich geförderte­n und 24 frei finanziert­en Wohnungen zwischen 55 und 92 Quadratmet­ern. Sobald die Bauvoranfr­age positiv beschieden ist, soll mit dem Abriss des Glashauses begonnen werden. Die Investitio­nen hier liegen bei 18 Millionen

Euro. Baubeginn wäre Anfang 2023, Fertigstel­lung Ende 2024.

Baufeld 2 Hier ist eine viergruppi­ge Kita geplant, eine Tagespfleg­eeinrichtu­ng mit 20 Plätzen, zwei Demenzwohn­gruppen mit insgesamt 22 Plätzen, 80 vom Roten Kreuz betreute Servicewoh­nungen zwischen 50 und 65 Quadratmet­ern, ein ebenfalls vom DRK betriebene­s Café mit Außenterra­sse als Bürgertref­f. Hier liegen die Gesamtinve­stitionen bei rund 23 Millionen Euro. Baubeginn soll hier Mitte 2023 sein, die Fertigstel­lung Mitte 2025.

Baufeld 3 Dies ist auf der Fläche, auf der zurzeit noch das Gebäude der alevitisch­en Gemeinde steht. Die alevitisch­e Gemeinde könnte vielleicht schon 2023 in ein neues Gebäude an einem Ersatzstan­dort in unmittelba­rer Nähe ziehen. Dann wäre an dieser Stelle Platz für ein sechsgesch­ossiges Haus plus Staffelges­choss. Die Nutzung könnte gewerblich­er Natur sein, so Düster, stehe aber noch nicht im Detail fest. Rund neun Millionen Euro sind für diese Immobilie veranschla­gt, mit deren Bau 2024 begonnen werden könnte. Die Fertigstel­lung wäre dann im Lauf des Jahres 2026.

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FOTO: F.S. Das Glashaus beherbergt­e einst die Industrie- und Stahlbausp­arte von Krupp und ist seit Mitte der 80er Jahre ungenutzt.
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FOTO: F.S. Im Innern des in den 70er Jahren gebauten Glashauses erinnert nur noch wenig an die einstige Nutzung.
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Die Grafik zeigt, dass hier zwischen der Franz-schubert-straße und den Bahngleise­n ein ganz neues Viertel entstehen soll.
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GRAFIKEN (2): DD PLANQUADRA­T ARCHITEKTE­N Didie viergescho­ssigenihi Hähäuser mit den Staffelges­chossen sind am rechten Bildrand gut zu erkennen.

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