Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Das ist der ganz große Wurf für Rheinhausen“
Mit einer Investition von rund 70 Millionen Euro soll rund um das Gelände des alten Glashauses ein ganz neues Quartier entstehen.
Selbst Industrie-romantiker oder Krupp-nostalgiker wie die Fraktionschefs von SPD und CDU in der Bezirksvertretung Rheinhausen, Mehmet Aslan und Ferdi Seidelt, gerieten ins Schwärmen. Seidelt sprach von einem „ganz großen Wurf für Rheinhausen“, Aslan zeigte sich erfreut darüber, dass auch für sozial Schwächere, Ältere oder Menschen mit Handicap ein ganz besonderes Angebot entstehe. Beide betonten aber, dass sie aus der abzureißenden Menage des ehemaligen Krupp-hüttenwerks das eine oder andere Exponat für museale Zwecke sichern wollten.
Denn für die Menage hat ebenso wie für den berüchtigten fünfstöckigen, 68 Meter langen und 48 Meter breiten „Glaskasten“das letzte Stündlein bald geschlagen. Daran ließ Dieter Düster und Jörge Cramer von der Duisburger dd Planquadrat Architekten Gmbh, die das Projekt am Mittwoch vorstellten, keinen Zweifel. Man habe überlegt, den „Glaskasten“zu sanieren, dass sei aber letztlich wirtschaftlich nicht sinnvoll. Die Architekten planen die „Quartiersentwicklung am Tor 1“für den Krefelder Investor Wim Schreuder, der hier für insgesamt rund 70 Millionen Euro ein ganz neues Stadtviertel errichten will.
Die Zahlen beeindrucken: Auf einer Fläche von insgesamt 31.300 Quadratmeter (fast viereinhalb Fußballfelder) entstehen insgesamt 194 Wohnungen, davon 50 Sozialwohnungen, 69 Wohnplätze in Gruppenwohnungen und 40 Rehabilitationsplätze. Das Quartier ist aufgeteilt in die Bestandsgebäude, die erhalten bleiben und drei Baufelder. Die Planungen im Einzelnen:
Bestand Hierzu gehören ein Haus als Reha-einrichtung für die kurzfristige Wiedereingliederung ehemals suchtkranker Menschen mit 40 Plätzen, dazu kommt „Haus Werth“, eine Einrichtung für die langfristige Eingliederung ehemals suchtkranker Menschen in Wohngruppen mit 27 Plätzen. Außerdem geplant sind 20 Servicewohnungen (35 bis 60 Quadratmeter) und 20 Appartments (20 bis 39 Quadratmeter) sowie ein Therapiezentrum für Suchtkranke mit zwölf Zimmern, eine Tagespflegeeinrichtung, eine VKMWohngruppe für Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen mit acht Plätzen, ein Kiosk und eine Hausarztpraxis. Die Gesamtinvestitionen betragen rund 20 Millionen Euro (siehe Box).
Baufeld 1 Hier geht es um vier viergeschossige (plus Staffelgeschoss) Mehrfamilienhäuser mit 50 öffentlich geförderten und 24 frei finanzierten Wohnungen zwischen 55 und 92 Quadratmetern. Sobald die Bauvoranfrage positiv beschieden ist, soll mit dem Abriss des Glashauses begonnen werden. Die Investitionen hier liegen bei 18 Millionen
Euro. Baubeginn wäre Anfang 2023, Fertigstellung Ende 2024.
Baufeld 2 Hier ist eine viergruppige Kita geplant, eine Tagespflegeeinrichtung mit 20 Plätzen, zwei Demenzwohngruppen mit insgesamt 22 Plätzen, 80 vom Roten Kreuz betreute Servicewohnungen zwischen 50 und 65 Quadratmetern, ein ebenfalls vom DRK betriebenes Café mit Außenterrasse als Bürgertreff. Hier liegen die Gesamtinvestitionen bei rund 23 Millionen Euro. Baubeginn soll hier Mitte 2023 sein, die Fertigstellung Mitte 2025.
Baufeld 3 Dies ist auf der Fläche, auf der zurzeit noch das Gebäude der alevitischen Gemeinde steht. Die alevitische Gemeinde könnte vielleicht schon 2023 in ein neues Gebäude an einem Ersatzstandort in unmittelbarer Nähe ziehen. Dann wäre an dieser Stelle Platz für ein sechsgeschossiges Haus plus Staffelgeschoss. Die Nutzung könnte gewerblicher Natur sein, so Düster, stehe aber noch nicht im Detail fest. Rund neun Millionen Euro sind für diese Immobilie veranschlagt, mit deren Bau 2024 begonnen werden könnte. Die Fertigstellung wäre dann im Lauf des Jahres 2026.