Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Warum „Duisburg ist echt“das Thema verfehlt hat
Das Gute vorneweg: Es gab schon schlechtere Kampagnennamen als „Duisburg ist echt“. Und auch das Prunkstück der neuen Werbeoffensive der Stadt, ein rund zweieinhalb minütiges Video, bietet schöne Bilder und ist stark produziert. Doch scheitert es am eigenen Anspruch. In der Schule würde man sagen: Thema verfehlt.
Denn „echt“wirkt das Video nicht wirklich, eher überfrachtet. Die zweieinhalb Minuten sind durchzogen von schnellen Schnitten und Bildabfolgen. Was mit idyllischer Natur beginnt und dem „Tiger & Turtle“endet, folgt dazwischen dem Ansatz des „jeder muss mal vorkommen“. Drei Religionsgemeinschaften, zwei Fußballvereine, mit der deutschen und der türkischen sogar zwei Flaggen erscheinen in dem Video. Industriearbeiter, Künstler, Logistiker, gläubige Muslime, junge Hipster, ein schwules Pärchen – alle haben ihren Auftritt. Die Botschaft ist nicht schlecht: Duisburg ist ein Ort für alle. Die Stadt will das in dem Video nur ein wenig zu sehr betonen und wirkt somit beliebig.
Das zeigt sich auch in der Schlusszene, in der neben dem Slogan „Duisburg ist echt“die rekordverdächtige Zahl von 14 dazu passenden Adjektiven durchläuft. „Lebenswert“, „grün“, „innovativ“, „wirtschaftlich“– es sind vor allem Phrasen, auf die sich wirklich jede Stadt in diesem Land einigen könnte.
So ist ein hochprofessionelles Imagevideo entstanden, das vor allem das zeigt, was Duisburg gerne wäre. Eine hippe, moderne Idylle mit einer kleinen Prise verbliebener Ruhrgebietsromantik. Und weniger die Charakterköpfe, Eigenarten und auch Probleme, die die „echte“Duisburger Gegenwart ausmachen. „Duisburg wird schön“wäre wohl der bessere Titel für diesen Zukunftstraum gewesen.