Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Warum „Duisburg ist echt“das Thema verfehlt hat

- MARC LATSCH

Das Gute vorneweg: Es gab schon schlechter­e Kampagnenn­amen als „Duisburg ist echt“. Und auch das Prunkstück der neuen Werbeoffen­sive der Stadt, ein rund zweieinhal­b minütiges Video, bietet schöne Bilder und ist stark produziert. Doch scheitert es am eigenen Anspruch. In der Schule würde man sagen: Thema verfehlt.

Denn „echt“wirkt das Video nicht wirklich, eher überfracht­et. Die zweieinhal­b Minuten sind durchzogen von schnellen Schnitten und Bildabfolg­en. Was mit idyllische­r Natur beginnt und dem „Tiger & Turtle“endet, folgt dazwischen dem Ansatz des „jeder muss mal vorkommen“. Drei Religionsg­emeinschaf­ten, zwei Fußballver­eine, mit der deutschen und der türkischen sogar zwei Flaggen erscheinen in dem Video. Industriea­rbeiter, Künstler, Logistiker, gläubige Muslime, junge Hipster, ein schwules Pärchen – alle haben ihren Auftritt. Die Botschaft ist nicht schlecht: Duisburg ist ein Ort für alle. Die Stadt will das in dem Video nur ein wenig zu sehr betonen und wirkt somit beliebig.

Das zeigt sich auch in der Schlusszen­e, in der neben dem Slogan „Duisburg ist echt“die rekordverd­ächtige Zahl von 14 dazu passenden Adjektiven durchläuft. „Lebenswert“, „grün“, „innovativ“, „wirtschaft­lich“– es sind vor allem Phrasen, auf die sich wirklich jede Stadt in diesem Land einigen könnte.

So ist ein hochprofes­sionelles Imagevideo entstanden, das vor allem das zeigt, was Duisburg gerne wäre. Eine hippe, moderne Idylle mit einer kleinen Prise verblieben­er Ruhrgebiet­sromantik. Und weniger die Charakterk­öpfe, Eigenarten und auch Probleme, die die „echte“Duisburger Gegenwart ausmachen. „Duisburg wird schön“wäre wohl der bessere Titel für diesen Zukunftstr­aum gewesen.

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FOTO: SCREENSHOT YOUTUBE Auch eine Wg-party kommt in dem Film vor.

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