Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die AFD bleibt ihrer Scheinheiligkeit treu
Die Nachricht dürfte kaum noch überraschen oder gar schockieren: Die AFD streitet offen über ihre Führung – in diesem Falle die der neuen Fraktion im Bundestag. Die ist grundsätzlich mit alten Bekannten wie Alice Weidel, Alexander Gauland, Beatrix von Storch und Tino Chrupalla besetzt. Knapp ein Drittel der 83 Abgeordneten, nämlich 25, ist neu eingezogen, was die Lage in der ohnehin unübersichtlichen Partei nicht besser macht. Wer wie viel Einfluss hat, war jedenfalls bei der ersten Sitzung völlig unklar.
Klar war nur: Es gibt mal wieder Streit. Zum einen über den Fraktionsvorsitz, den manche mithilfe der eigenen Satzung von zwei auf einen Posten schrumpfen lassen wollen, um so Alice Weidel loszuwerden und den Sachsen Tino Chrupalla zum alleinigen Fraktionschef machen zu können. Zum anderen gab es Streit über zwei Parteifreunde, die erst gar nicht Teil der Fraktion werden sollen: Matthias Moosdorf, Musiker aus Leipzig, und Matthias Helferich, Vize der NRWAFD. Während Moosdorf Zustimmung fand, stritt man sich über Helferich so lange, dass die Wahl der Fraktionsspitzen vertagt werden musste.
Das hätte allen erspart bleiben können – eine Gelegenheit zur Positionierung in der Causa Helferich gab es kürzlich: Ein Parteiausschlussverfahren gegen den NRW-MANN mit der Nazi-chataffäre hatte die Mehrheit im Bundesvorstand aber abgelehnt. Wer damit wem intern übel mitspielen wollte, lässt sich nicht durchdringen. Fakt ist, dass die AFD es wieder verpasst hat, sich nach rechtsaußen abzugrenzen. Sich über Helferichs Aufnahme in die Fraktion zu streiten, ist scheinheilig. Die 10,3 Prozent der Wählerstimmen zeigen aber: Dem Erfolg tut das keinen Abbruch. BERICHT PROVOKATION ALS PROGRAMM, POLITIK