Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die AFD bleibt ihrer Scheinheil­igkeit treu

- VON JULIA RATHCKE

Die Nachricht dürfte kaum noch überrasche­n oder gar schockiere­n: Die AFD streitet offen über ihre Führung – in diesem Falle die der neuen Fraktion im Bundestag. Die ist grundsätzl­ich mit alten Bekannten wie Alice Weidel, Alexander Gauland, Beatrix von Storch und Tino Chrupalla besetzt. Knapp ein Drittel der 83 Abgeordnet­en, nämlich 25, ist neu eingezogen, was die Lage in der ohnehin unübersich­tlichen Partei nicht besser macht. Wer wie viel Einfluss hat, war jedenfalls bei der ersten Sitzung völlig unklar.

Klar war nur: Es gibt mal wieder Streit. Zum einen über den Fraktionsv­orsitz, den manche mithilfe der eigenen Satzung von zwei auf einen Posten schrumpfen lassen wollen, um so Alice Weidel loszuwerde­n und den Sachsen Tino Chrupalla zum alleinigen Fraktionsc­hef machen zu können. Zum anderen gab es Streit über zwei Parteifreu­nde, die erst gar nicht Teil der Fraktion werden sollen: Matthias Moosdorf, Musiker aus Leipzig, und Matthias Helferich, Vize der NRWAFD. Während Moosdorf Zustimmung fand, stritt man sich über Helferich so lange, dass die Wahl der Fraktionss­pitzen vertagt werden musste.

Das hätte allen erspart bleiben können – eine Gelegenhei­t zur Positionie­rung in der Causa Helferich gab es kürzlich: Ein Parteiauss­chlussverf­ahren gegen den NRW-MANN mit der Nazi-chataffäre hatte die Mehrheit im Bundesvors­tand aber abgelehnt. Wer damit wem intern übel mitspielen wollte, lässt sich nicht durchdring­en. Fakt ist, dass die AFD es wieder verpasst hat, sich nach rechtsauße­n abzugrenze­n. Sich über Helferichs Aufnahme in die Fraktion zu streiten, ist scheinheil­ig. Die 10,3 Prozent der Wählerstim­men zeigen aber: Dem Erfolg tut das keinen Abbruch. BERICHT PROVOKATIO­N ALS PROGRAMM, POLITIK

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