Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Tschüss, Einwegverpackungen
Pfandgläser statt Plastiktüten: In der Schermbecker Mittelstraße hat das neue Geschäft „Unverpackt & Buch“eröffnet. In der einen Ladenhälfte gibt es Lebensmittel ohne Verpackung, in der anderen Bücher.
SCHERMBECK An der Mittelstraße 31 wurde am Mittwoch das Geschäft „Unverpackt & Buch“eröffnet. Zu den ersten Gratulanten gehörte die gemeindliche Wirtschaftsförderin Sabrina Greiwe. Sie verband die Überreichung einer Orchidee mit dem Versprechen, den Mitarbeitern bei dem Bemühen zu helfen, in der Schermbecker Geschäftswelt Fuß zu fassen. Erste Informationen über die Werbegemeinschaft, den Marketingverein „Wir sind Schermbeck“, über das Online-portal www. schermbeck-deals.de wurden überreicht.
Hinter dem gemeinsamen Geschäftsnamen „Unverpackt & Buch“verbergen sich zwei Betriebe. Im rechten Teil des ehemaligen Kosmetik- und Nagelstudios ermöglicht Susanne Kremer ein für Schermbeck bislang unbekanntes Einkaufsmodell. Die ausgebildete Ernährungsberaterin hat sich von der Idee der Nachhaltigkeit gerne anstecken lassen. Um Verpackungsmaterialien einzusparen, bietet sie den Käufern einen Einkauf anderer Art an.
Die Kunden bringen ihre eigenen sauberen Gefäße von zu Hause mit. Die werden leer gewogen, bevor sie mit den angebotenen Waren gefüllt und dann erneut gewogen werden, um das Nettogewicht ermitteln zu können, mit dessen Hilfe der Verkaufspreis berechnet werden kann. Wer kein eigenes Glas-, Papier- oder Plastikgefäß mitbringt, kann auf die im Geschäft angebotenen Pfandgläser zurückgreifen. Wie viel Verpackungsmüll eingespart werden kann, machte Susanne Kremer am Beispiel eines mit 25 Kilogramm Reis gefüllten Sacks deutlich. Wenn der Inhalt in 500-Gramm-tüten umgefüllt wird, sind dazu 50 Tüten erforderlich, die im Unverpackt-laden eingespart werden.
Getreide, Müsli und Gewürze bietet Susanne Kremer ebenso an wie trockene Lebensmittel, Nudeln, Süßigkeiten und Gewürze, Trockenfrüchte und ein größeres Tee-sortiment. Auch für die Reinigungsmittel in einer Ecke des Raumes gilt das Prinzip des Einsparens von Verpackungsmaterialien. Wer ein Reinigungsmittel in einer kleinen Flasche kauft, kann nach dem Verbrauch des Inhaltes die Flasche beim nächsten Einkauf nachfüllen lassen.
Wer sich beim Betreten des Geschäftes in den linken Bereich begibt, gelangt in den kleinen Buchladen. Dass dieser Laden nun eine Marktlücke in Schermbeck füllt,
kam durch Susanne Kremer zustande. Da sie in Gladbeck aufgewachsen ist, hat sie als begeisterte Leseratte auch immer Kontakt mit der Gladbecker Buchhandlung
Humboldt unterhalten. Oliver Jäger, den neuen Inhaber der Buchhandlung mit ihren Filialen in Gladbeck, Bottrop und Kirchhellen, konnte sie von dem gemeinsamen Geschäftsprojekt in der Schermbecker Mittelstraße begeistern.
„Was andere Buchhandlungen können, das können wir auch“, versicherte Kirsten Wegerhoff, die Kirchhellener Filialleiterin der Buchhandlung Humboldt. Zwar gibt es nur eine begrenzte Auswahl von Büchern im Bestand, aber wer belletristische Literatur oder Sachund Kinderbücher bestellen möchte, kann sicher sein, dass die Auslieferung innerhalb von 24 Stunden erfolgen kann. Wie Kirsten Wegerhoff legt auch die Buchhändlerin Carolin Schenk großen Wert auf die Beratung der Kunden. Wer ein Buch bestellen möchte, kann sich den Weg zur Mittelstraße ersparen und die Bestellung per Telefon (02853/6046531) aufgeben. Über diese Nummer erreicht man auch den Geschäftsbereich von „Unverpackt“.
„Ich bin erstaunt, dass es Menschen gibt, die in Corona-zeiten den Mut haben, ein Geschäft zu eröffnen“, lobte Sabrina Greiwe die Inhaber der beiden Geschäftsbereiche. Gleichzeitig freute sie sich über die weitere Belebung der Mittelstraße, auf der es jetzt nur noch einen Leerstand gibt.