Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bessere Kooperatio­n gegen „Querdenker“

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Der feige Mord an dem 20 Jahre alten Tankstelle­n-kassierer in Idar-oberstein hat allen schmerzlic­h vor Augen geführt, wozu ideologisc­he Verbohrthe­it und Hass auf Andersdenk­ende führen können. Die Pandemie hat dazu beigetrage­n, dass Einzelpers­onen, die vorher polizeilic­h überhaupt nicht aufgefalle­n sind, plötzlich ausrasten und ohne jegliche Vorwarnung schwerste Straftaten bis hin zum Mord begehen können.

Zu den Aufgaben der Sicherheit­sbehörden gehört es, diese wenigen potenziell­en Gefährder ausfindig zu machen, bevor sie ihre kruden Pläne in die Tat umsetzen. Erschwert wird die Arbeit der Ermittler dadurch, dass die Taten urplötzlic­h und mehr oder weniger im Affekt als Kurzschlus­shandlung geschehen können – wie vermutlich auch der Mord in Idar-oberstein. Anders als bei islamistis­chen Terroransc­hlägen dürften radikalisi­erte „Querdenker“und Corona-leugner ihre Vorhaben nicht von langer Hand planen und mit Pamphleten im Internet großmäulig ankündigen.

Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass sämtliche Sicherheit­sbehörden eng miteinande­r vernetzt sind. Und noch wichtiger: miteinande­r partnersch­aftlich auf Augenhöhe agieren – keine noch so winzige Informatio­n darf wegen Zuständigk­eitsgerang­els oder eitlen Konkurrenz­denkens unter den Tisch fallen.

Gerade jetzt, wo die Pandemie zwar noch nicht überwunden ist, aber sich zumindest eine Rückkehr zur Normalität abzeichnet, müssen die Nachrichte­ndienste auf der Hut sein. Die Szene verliert wegen der scheinbare­n Entspannun­g der Corona-lage derzeit an Zulauf; der radikale Bodensatz dieser Bewegung wird deswegen alles versuchen, seine Truppen irgendwie bei der Stange zu halten – mit welchen Mitteln auch immer. Und wer sich in die Enge gedrängt fühlt, kann bekanntlic­h noch gefährlich­er sein.

BERICHT WARNUNG VOR MORDEN, TITELSEITE

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