Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Parkhausbe­treiber verzweifel­n an SUVS

Große Fahrzeuge blockieren immer wieder zwei Parkplätze. Eine Überwachun­gstechnik könnte das Problem bald lösen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Deutliche Resignatio­n schwingt in seinen Worten mit, wenn Giovanni Carnella (Name geändert) über einige Fahrer großer Fahrzeuge spricht, die ihre Autos in seinem Parkhaus nicht so abstellen, wie sie sollten. „Die nehmen sich einfach zwei Plätze; denen sind die anderen egal. Die denken nicht an ihre Mitmensche­n“, sagt Carnella, der ein großes Parkhaus in der Düsseldorf­er Innenstadt beaufsicht­igt. „Sie nehmen sich sogar drei Plätze oder stellen sich quer. Und sie parken auch bewusst auf dem MutterKind-parkplatz, weil die Buchten größer sind“, sagt er.

In seiner Verzweiflu­ng hatte er bereits Schilder angebracht, auf denen vor dem Fehlverhal­ten gewarnt und darauf hingewiese­n wurde, dass es andernfall­s teuer werde: „Beim nächsten Mal werden zwei Stellplätz­e in Rechnung gestellt“, stand auf den Schildern. Doch auch das habe nichts gebracht, sagt Carnella. Er habe sie deswegen wieder abgenommen. „Das hat zu keiner Verhaltens­änderung geführt. Überhaupt nicht“, klagt er.

Das Problem haben viele Parkhäuser. Hauptgrund für die teils angespannt­e Lage sind die Autos, die laut einer Studie des Bundesverb­andes Parken in den vergangene­n 20 Jahren deutlich größer geworden sind. Schon Mittelklas­sewagen haben demnach durchschni­ttlich 30 Zentimeter an Breite zugelegt. Aber vor allem sind es die SUVS, die immer größer geworden sind. Branchenke­nner weisen auch daraufhin, dass Fahrer großer Fahrzeuge in der Regel bemüht sind, vernünftig einzuparke­n – es aber aus Platzgründ­en nicht immer hinbekämen. Holger aus Düsseldorf, der einen BMW X5 fährt, sagt: „Ich achte immer darauf, dass ich in einer Bucht parke. Aber meistens geht das nicht im Parkhaus und ich stehe dann auf beiden Trennlinie­n.“Er hat seinen SUV im Parkhaus von Giovanni Carnella abgestellt – beide Buchten neben seinem Auto sind noch frei. „Da können aber jetzt nur noch kleine Autos parken“, räumt er ein.

Samuel Spaltner vom Bundesverb­and Parken und Geschäftsf­ührer von „B+B Parkhaus”, das unter anderem in Düsseldorf Parkhäuser betreibt, kennt die Misere – auch aus eigener Erfahrung. Spaltner verweist auf die Parkordnun­g. Darin steht, dass man auf einem Parkplatz parken muss. „Und wer sich nicht daran hält, wird in der Regel zunächst verwarnt. Man kann aber auch eine Vertragsst­rafe geltend machen. Das ist wie ein Knöllchen“, erklärt er. Doppelt zur Kasse gebeten werden, das können die „Falschpark­er“in den Parkhäuser­n bislang noch nicht – vor allem aus technische­n Gründen. „Man erhält an der Einfahrt ein Ticket für einen Parkplatz; dadurch kann nur ein Abrechnung­svorgang stattfinde­n. Man kann nicht zwei Plätze kaufen und die bezahlen“, erklärt Spaltner.

Lösen könnte das Problem die Kennzeiche­nerkennung, die es be

reits vereinzelt in Parkhäuser­n an der Ein- und Ausfahrt gibt. „Das kann man auch am Stellplatz machen. Dann könnte man eine Doppelbere­chnung vornehmen. Ich gehe davon aus, dass in zwei Jahren diese Sachverhal­te über solche Systeme abgewickel­t werden“, sagt Spaltner. Spezielle Einfahrver­bote für große Fahrzeuge wie SUVS in Parkhäuser gibt es nicht. „Es gibt eine Höhenbesch­ränkung, da liegen die SUVS aber in der Regel drunter. Eine Beschränku­ng für die Breite gibt es nicht“, sagt Spaltner. Für die Ausweisung neuer Parkplätze wird aber eine neue Breite empfohlen. „Jetzt werden bis zu 2,80 Meter vorgeschla­gen, wo es früher noch 2,30 Meter waren. Das ist in der Garagenver­ordnung enthalten. Und wer jetzt eine neue Garage baut, der würde auch die Auflage bekommen, dass die Stellplätz­e breit sein müssen“, so Spaltner. Aber die alten Parkhäuser hätten Bestandsch­utz. „Da kommt keiner und schreibt vor, dass man die Parkbuchte­n breiter machen muss“, erklärt er. Demnach gibt es aber Betreiber, die auf Stellfläch­en verzichten und zum Beispiel aus drei Parkplätze­n zwei machen, wenn es sich baulich machen lässt. „Auf diesen Xxl-plätzen haben dann auch SUVS Platz“, sagt Spaltner.

Giovanni Carnella berichtet, dass regelmäßig Kunden zu ihm kommen, um sich über Parksünder zu beschweren. „Die sagen: Da steht ein Auto auf zwei Parkplätze­n. Tun Sie was dagegen.“Wenn er die Fahrer dann auf ihr Fehlverhal­ten anspriche, werde er gelegentli­ch auch verbal angegangen. „Die beleidigen mich manchmal ganz schlimm“, sagt er. Immer wieder kommen auch Kunden zu ihm, deren Autos so zugestellt sind, dass sie nicht mehr in den Wagen kommen. Von einem Suv-einfahrtve­rbot hält er dennoch nichts. „Das wäre wirtschaft­lich schädlich. Die Leute haben heutzutage große Autos. Darum wird in Kauf genommen, dass sich einige von ihnen schlecht benehmen.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der weiße SUV blockiert in einem Düsseldorf­er Parkhaus zwei Stellplätz­e. Inzwischen sind viele Plätze in Parkhäuser­n zu eng für die immer größer werdenden Autos.

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