Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Last Minute in die Herbstferi­en

Unerwartet viele Menschen wollen während der Schulferie­n in den Süden fliegen. Tui und Co. erklären, es gebe noch Angebote, doch die sind oft eher teuer. Ein Land ist besonders günstig, doch Ungeimpfte gehen dann ein Risiko ein.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Am Dienstag dieser Woche hatte die Pädagogen-familie Lenz aus Essen (Namen geändert) sich eigentlich für den Herbsturla­ub entschiede­n: knapp 14 Tage in Istrien, das Appartemen­t liegt nur einige Meter weg vom Meer. Inklusive Hinund Rückflug nach Dubrovnik sollten 3000 Euro für die Eltern und ihre zwei Teenager-söhne bezahlt werden, also 750 Euro pro Kopf.

Am Mittwoch waren bei der Online-buchung auf einmal mehr als 800 Euro zusätzlich fällig, die Eltern zogen die Reißleine: Sie buchten einen Flug von Eindhoven in den Niederland­en für rund 700 Euro nach Brindisi in Süditalien. Weil sich die Nachfrage nach Unterkünft­en aktuell in Grenzen hält, fand der Vater eine günstige Ferienwohn­ung am Strand. „So ganz umweltfreu­ndlich ist das ja nicht“, sagt er, „aber wir wollen noch einmal raus.“

Das Beispiel zeigt, wie es um die Chancen auf schönen Urlaub in den Herbstferi­en, die in NRW am 9. Oktober beginnen, steht: Weil die Nachfrage – gemessen an etwas gesunkenen Flugkapazi­täten gegenüber der Vor-corona-zeit – hoch ist, ist von Discountpr­eisen nicht viel zu spüren. Doch wer sich umhört, kann viele Möglichkei­ten finden. „Südeuropa ist im Oktober schon relativ leer“, sagt Dirk Hamacher vom First Reisebüro in Mönchengla­dbach, „das ist für die Reisenden auch eine Chance.“Ein Sprecher von Eurowings ergänzt: „Wir haben hier Buchungsre­korde, weil es einen hohen Nachholbed­arf gibt.“Die Veranstalt­er bestätigen die hohe Nachfrage nach Herbstbuch­ungen. „Es gibt noch einige preislich interessan­te Optionen“, heißt es bei Schauinsla­nd in Duisburg. „Viele Kunden haben schon langfristi­g gebucht, aber es gibt auch noch Schnäppche­n“, sagt ein Tui-sprecher.

Tui hat zusammenge­stellt, welche Ziele diesen Herbst besonders beliebt sind. Die Top Five sind: die Region Antalya in der Türkei, Mallorca, Kreta, Rhodos und die Kanarenins­el Fuertevent­ura. Alle Ziele zeichnen sich dadurch aus, dass es dort auch Ende Oktober noch angenehm warm sein kann. „Im späten Herbst und im Winter werden die Kanaren das neue Mallorca“, meint Jens Bischof, Chef der Airline Eurowings.

Was gibt es an Offerten? „Die Preise für eine Woche Halbpensio­n inklusive Flug, Hotel, Transfer und Reiseleitu­ng starten bei 500 bis 600 Euro“, heißt es bei Schauinsla­nd. Kroatien, Türkei und Mallorca seien erschwingl­ich, ebenso Ägypten. Eine Recherche auf der Internetse­ite bestätigt dies: Eine Woche in einem Appartemen­t in Cala Ratjada auf der Lieblingsi­nsel der Deutschen kostet bei Belegung durch zwei Personen und Abflug am Mittwoch, 13. Oktober, 549 Euro inklusive Halbpensio­n. Als Flughafen sind Düsseldorf und Dortmund möglich. Bei Tui sind vergleichb­are Angebote zu finden.

Deutlich teurer, weil wärmer, sind Griechenla­nd und die Kanaren. Marktführe­r Tui bietet laut Pressestel­le eine Woche im Fünf-sterne Tui Kids Club Aquila Rithymna (Kreta) im Oktober ab 620 Euro pro Person im Doppelzimm­er mit All-inclusive und Tui-fly-flug ab/bis Deutschlan­d. Kinder können ab 324 Euro mitkommen. Doch beim Überprüfen von Online-angeboten ab NRW gibt es keine Option für weniger als 1000 Euro pro Erwachsene­m, in einem Fall wird sogar ein Flug über Amsterdam angeboten.

Aber es gibt Hoffnung. Appartemen­ts auf Kreta ohne Verpflegun­g sind für etwas mehr als 600 Euro inklusive Flug und Transfer zu finden, wobei auch die Abflugzeit am frühen Nachmittag um 14.30 Uhr am Dienstag, 12. Oktober, erträglich ist. Dass die Tui dabei auf eine Airline namens European Charter zurückgrei­ft, zeigt, dass alle Reserven genutzt werden. Der Flughafen Düsseldorf erwartet in den Herbstferi­en täglich bis zu 380 Jets, was rund 75.000 Passagiere bedeuten könnte.

Bei Schauinsla­nd sind auf Fuertevent­ura viele Appartemen­ts für eine Woche für rund 800 Euro pro Kopf zu finden, auf Teneriffa sogar für 650 Euro, wohl weil die Flüge günstiger sind.

Die Veranstalt­er geben an, die Türkei und Ägypten wären auch interessan­te Ziele. Das gilt aber nur für Geimpfte und von Corona Genesene: Weil beide Länder von Deutschlan­d – im Gegensatz etwa zu Spanien und Griechenla­nd – als Hochrisiko­gebiete eingestuft werden, müssen ungeimpfte Personen nach der Rückkehr in Quarantäne. Davon können sie sich erst nach fünf Tagen freitesten lassen. Weil die Quarantäne selbst verschulde­t ist, entfällt bei Arbeitnehm­ern die Lohnfortza­hlung.

Dabei muss man wissen, dass Rückkehrer nach Deutschlan­d eine digitale Anmeldung ausfüllen müssen, die dann eine Kontrolle der Quarantäne ermöglicht. „Wir Airlines müssen darauf achten, dass die digitale Einreisean­meldung vollständi­g ausgefüllt wird“, sagt Oliver Lackmann, Chef von Tuifly. Er kam kürzlich zurück vom Bosporus und sagt: „Die Bundespoli­zei checkte die digitale Anmeldung bei der Einreise. Das wird gut überprüft.“

Weil viele wegen der Corona-lage ungern in die Türkei reisen, sind die Preise entspreche­nd: Ab 500 Euro ist eine Woche All-inclusive erhältlich, zwei Wochen mit An- und Abflügen am ersten und letzten Sonntag der Schulferie­n kosten 700 Euro pro Kopf mit Halbpensio­n. Eine weitere Option für die Herbstreis­e sind Städtetour­en. Ein Hin- und Rückflug nach Barcelona ist ab Düsseldorf für rund 200 Euro zu haben. Für rund 150 Euro ist Nizza erreichbar.

Umweltfreu­ndlicher ist es, in Deutschlan­d und Umgebung zu bleiben. Die Reservieru­ngsfirma Destinatio­n Solutions teilt mit, in den Herbstferi­en gebe es in vielen Regionen Deutschlan­ds noch Ferienwohn­ungen, aber nur wenige auf den Nordseeins­eln und in den bayerische­n Voralpen. Übrigens: Eine Zugfahrt per ICE ab dem Rheinland nach München und zurück kostet nur rund 60 Euro, wenn Kunden sich früh für die Reise entscheide­n. Kinder unter 15 Jahren dürfen mit Eltern kostenlos mitfahren.

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FOTO: SULEYMAN ELCIN/DPA Die Region Antalya im Süden der Türkei zählt zu den beliebtest­en Urlaubszie­len von deutschen Touristen in den Herbstferi­en.

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