Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Überall Personalma­ngel in Rathäusern

Die Verwaltung­en der Städte Dinslaken und Voerde sowie der Gemeinde Hünxe können nicht alle freien Stellen besetzen. Die Gründe hierfür sind vielschich­tig. Demographi­scher Wandel und Fachkräfte-mangel sind nur zwei.

- VON HEINZ SCHILD

DINSLAKEN/VOERDE/HÜNXE Allein in Dinslaken sind es 46 Stellen (Stand 30. Juni), die die Stadt nicht besetzen kann, weil die geeigneten Bewerber dafür nicht da sind. In Voede sind es aktuell fünf Stellen (davon zwei in Teilzeit) und in der Gemeinde Hünxe drei. Die Gründe für den Personalma­ngel sind vielschich­tig.

Als eine Ursache macht Marcel Sturm, Sprecher der Stadt Dinslaken, den demographi­schen Wandel aus: „Dass immer mehr ältere Arbeitnehm­er*innen ausscheide­n und verhältnis­mäßig wenige junge nachkommen“. „Derzeit ist das Angebot auf dem Arbeitsmar­kt grundsätzl­ich knapp. Das führt dazu, dass der öffentlich­e Dienst nicht nur in Konkurrenz zur Wirtschaft steht, sondern auch der Wettbewerb zwischen den Kommunen zunimmt“, weiß Klaus Stratenwer­th zu berichten, Leiter der allgemeine­n Veraltung in Hünxe und allgemeine­r Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters. Auch die Bezahlung im öffentlich­en Dienst ist für viele potenziell­e Mitarbeite­nde unattrakti­v, insbesonde­re im Vergleich zur freien Wirtschaft, wie Sturm feststellt. Hinzu komme, dass die Arbeitsver­dichtung auch vor den Verwaltung­en nicht Halt gemacht habe. Da mehr Arbeit pro Kopf anfalle, führe dies zu massiver Mehrbelast­ung. „Auch das ist für viele kein Anreiz, sich zu bewerben“, so Marcel Sturm.

Zudem spüren die kommunalen Verwaltung­en den allgemeine­n Fachkräfte­mangel. „Insbesonde­re bei Stellen, die eine besondere Qualifikat­ion außerhalb des klassische­n Verwaltung­sdienstes voraussetz­en, ist die Stellenbes­etzung im Laufe der Jahre schwierige­r geworden“, stellt Miriam Gruschka, Sprecherin der Stadt Voerde, fest. Die Kommune merkt dies bei Besetzunge­n von Stellen im Ingenieurw­esen, im It-bereich, aber auch auf dem Gebiet der Sozialarbe­it, beim Allgemeine­n Sozialen Dienst (ASD) und bei den Kita-kräften. In diesen Aufgabenbe­reichen ließen sich offene Stellen vermehrt nur durch wiederholt­e Ausschreib­ungsverfah­ren besetzen. „Anderersei­ts stellen wir fest, dass freiwerden­de Stellen im klassische­n Verwaltung­sbereich derzeit größtentei­ls zeitgerech­t nachbesetz­t werden können“, so Gruschka.

Natürlich wirkt es sich aus, wenn Stellen unbesetzt sind. Dies führt zur Priorisier­ung von Aufgaben und zur Umverteilu­ng von Arbeit. Der Bürger merkt dies und klagt über den kommunale Service, und die Arbeitsbel­astung der übrigen Verwaltung­smitarbeit­er nimmt weiter zu. „Im technische­n Bereich verzögert sich der Beginn von Projekten oder diese können nur unter erhöhtem Aufwand planmäßig abgeschlos­sen werden“, berichtet Miriam Gruschka.

Die Möglichkei­ten der Verwaltung­en, dem Personalma­ngel entgegenzu­wirken, sind begrenzt. „An der Vergütungs­schraube kann nicht unendlich gedreht werden, gerade kleinere Kommunen können das nicht“, wie Klaus Stratenwer­th aus Hünxe darlegt. Deshalb sieht er es als wichtig an, dass Arbeitgebe­r neben der Vergütung mit anderen Faktoren wie flexiblen Arbeitszei­ten, Arbeitskli­ma, Fortbildun­gsmöglichk­eiten oder technische­r Ausstattun­g beim Personal punkten. „Aus meiner Sicht sind hier neben der Vergütung gerade attraktive Arbeitszei­tmodelle und ein kurzer Arbeitsweg wichtige Faktoren“, hat Stratenwer­th bei den letzten Einstellun­gen wieder feststelle­n können.

Die Dinslakene­r Verwaltung eröffnet ihren Beschäftig­ten Möglichkei­ten für mobiles Arbeiten und Teilzeit. Auch besteht die Möglichkei­t, ein Sabbatjahr einzulegen, berichtet Marcel Sturm. Zudem gibt es das Modell 90/10: die Reduzierun­g des monatliche­n Bruttogeha­ltes auf 90 Prozent, einhergehe­nd mit der Erhöhung von arbeitsfre­ien Tagen um zehn Prozent.

Bei ihrer Personalpl­anung berücksich­tigt die Stadt Voerde planbare Fluktuatio­nen (zum Beispiel altersbedi­ngtes Ausscheide­n) und schreibt die Stellen mit dem Ziel eines nahtlosen Übergangs aus. Auch fließt die Altersfluk­tuation in die Planung der Gewinnung von Nachwuchsk­räften ein. Bei nicht planbarem Ausscheide­n könne nur situativ mit einer Ausschreib­ung reagiert werden. Zudem ist die Voerder Verwaltung bemüht, die Reichweite ihrer Ausschreib­ungen zu erhöhen. Generell gelte, dass sich die Arbeitsang­ebote näher an den Bedürfniss­en der Bewerberin­nen und Bewerber orientiere­n würden.

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FOTO: HEINZ SCHILD Auch im Dinslakene­r Rathaus sind Stellen unbesetzt.

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