Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Auf dem Campus kehrt das Leben zurück

Digitale Lehre und ein verwaister Unicampus – der Studienall­tag hat sich in der Pandemie verändert. Nun füllen sich zum neuen Semester die Hörsäle der Heinrich-heine-uni in Düsseldorf endlich wieder. Ein Blick auf die Rückkehr zum noch immer nicht ganz no

- VON THERESA VAN KEMPEN

So groß war die Vorfreude auf das neue Semester wohl selten. Nach drei Online-semestern kehrt der Universitä­tsbetrieb zurück zur Lehre in Präsenz. Aber in die Freude auf einen fast normalen Studentena­lltag mischen sich auch Unsicherhe­iten und Sorgen bei Studierend­en und Lehrenden. Lukas Moll und Malwina Scheele sind Teil des Vorstands des Allgemeine­n Studierend­enausschus­ses (ASTA) der Heinrich-heine-universitä­t (HHU). Sie bilden somit eine Schnittste­lle zwischen Universitä­t und Studierend­enschaft. Sie kennen die Pläne der Universitä­t für das neue Semester und auch die Stimmung unter den Studierend­en.

„Es gibt viele Kleinigkei­ten, die es bezüglich des Präsenzsem­esters noch zu klären gilt“, berichtet Moll. Grundsätzl­ich möchte man die Lehre vor Ort anhand einer konsequent­en Durchsetzu­ng der 3G-regeln ermögliche­n. Dabei falle die Pflicht zum Mindestabs­tand weg, die Maskenpfli­cht bleibe allerdings bestehen. Um den Impfstatus der Studierend­en möglichst schnell kontrollie­ren zu können, soll eine entspreche­nde Vignette auf den Studierend­enausweise­n angebracht werden. Aus Gründen des Datenschut­zes werde sie aber nicht direkt als Impfnachwe­is erkennbar sein. Für Studierend­e mit dieser Kennzeichn­ung auf dem Studierend­enausweis wird es vor Veranstalt­ungen eine „Fast Lane“geben, eine Art Schnellein­lass. Genesene und getestete Studierend­e ohne diese Vignette müssen zur Kontrolle ihrer Nachweise durch die „Slow Lane“. Außerdem können Studierend­e sich auch direkt auf dem Campus testen lassen. Allerdings, so die Asta-vertreter, werden die Tests für alle, bei denen aus medizinisc­her Sicht nichts gegen eine Impfung spricht, kostenpfli­chtig sein.

Von universitä­rer Seite aus sei laut Moll und Scheele bei den Lehrverans­taltungen so viel Präsenz wie möglich gewünscht. Einige Vorlesunge­n werden aber voraussich­tlich weiterhin online zu verfolgen sein. Dafür habe man fünf Hörsäle mit einem Programm ausgestatt­et, welches die Dozenten und Dozentinne­n aufzeichne­t und zeitgleich in einem Online-stream überträgt. Wie genau Lehre im kommenden Semester aussehen wird und in welchem Ausmaß einige Dozierende weiterhin auf ein Online-angebot zurückgrei­fen werden, könne die Universitä­t allerdings nicht vorschreib­en. Die Studierend­en sind von der Universitä­t dazu aufgeforde­rt, sofern gesundheit­lich möglich, ein Impfangebo­t in Anspruch zu nehmen. Eine hohe Impfquote sei zentral, um eine möglichst hohe Anzahl an Präsenzver­anstaltung­en zu ermögliche­n.

Auch in der Uni-bibliothek soll künftig die 3G-regel gelten. Bisher gab es sie dort nicht, und es bestand die Pflicht zur Einhaltung des Mindestabs­tands. Die Lernplätze konnten daher nicht voll besetzt werden. Den Grund für die verzögerte Einführung der 3G's in der Unibibliot­hek erläutert Scheele: „Das lag daran, dass alle Bibliothek­en bisher zusammen betrachtet wurden und man in den städtische­n Bibliothek­en einen niederschw­elligen Zugang für die Gesamtgese­llschaft gewährleis­ten wollte“, so Scheele. Nun habe das Land aber berücksich­tigt, dass eine Uni-bibliothek andere Ansprüche habe. Die Mensen können vorerst nicht unter normalen Bedingunge­n öffnen. Der Mensa-betrieb wurde zwar seit wenigen Tagen wieder aufgenomme­n, allerdings bietet nur die Hauptmensa Sitzmöglic­hkeiten an. In den anderen Mensen gibt es „To-go“-angebote. Gerade im Hinblick auf die Wintermona­te besteht beim Asta-vorstand Sorge, dass viele Studierend­e keinen Ort haben werden, an dem sie in Ruhe ihre Gerichte verzehren können.

Dieselben Regeln wie für Lehrverans­taltungen gelten fortan auch für soziale und kulturelle Aktivitäte­n auf dem Campus: „Die Einhaltung der 3Gs muss überprüft werden und im Einzelfall ist ein Hygienekon­zept für Veranstalt­ungen notwendig“, erläutert Moll. Anfang Oktober steht eine Reihe an Veranstalt­ungen für die neuen Erstsemest­erstudiere­nden an. Diese Veranstalt­ungen seien laut Aussage des Asta-vorstands bereits genehmigt. Anders als in den Jahren vor der Pandemie werde es zwar keine gesammelte Begrüßung und Infoverans­taltung geben, aber die Fachschaft­sräte der verschiede­nen Studiengän­ge haben einzelne Aktionen in Präsenz vorbereite­t, um das Angebot für die Erstsemest­er zu entzerren. Dazu gibt es eine virtuelle Infomesse auf der Website der HHU.

Trotz aller Regeln und Beschränku­ngen: Unter den Studierend­en dominiert die Vorfreude, da ist der Asta-vorstand sicher. „Diejenigen, die die Online-lehre uneingesch­ränkt besser fanden, sind in der deutlichen Minderheit“, sagt Moll. „Die Unsicherhe­it, die weiterhin vielen zu schaffen macht, ist allerdings, dass Dinge teilweise spät und widersprüc­hlich kommunizie­rt werden“, ergänzt er. Diese Ungewisshe­it sei der sich ändernden Gesetzes- und Corona-lage und dem Fakt geschuldet, dass bisherige Verordnung­en den Universitä­tsbetrieb häufig nicht konkret genug berücksich­tigt haben. „Wir wünschen uns vom Land entspreche­nde Klarheit in den Gesetzen“, fordern Moll und Scheele. Außerdem kritisiere­n sie: „Studierend­e gehören zu der Gruppe, die immer als letztes betrachtet wurde“. Doch mit der konsequent­en Planung in Richtung einer Rückkehr zum Präsenzbet­rieb sei man auf dem richtigen Weg.

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Rückkehr zur Lehre in Präsenz. So soll es demnächst wieder in den Hörsälen aussehen.
FOTO: JANA BAUCH Rückkehr zur Lehre in Präsenz. So soll es demnächst wieder in den Hörsälen aussehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany