Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Stadt nimmt Abstand von Wegeverban­d

Der Rat soll den Gründungsa­ntrag nach der Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts Düsseldorf zurückzieh­en. Zuvor äußerten viele Landwirte große Kritik. Der Bürgermeis­ter ist enttäuscht, weil sie keine Alternativ­en vorschlage­n.

- VON KLAUS NIKOLEI

HAMMINKELN Eine Nachricht hatte Bürgermeis­ter Bernd Romanski am Freitagmor­gen nicht nur überrascht, sondern auch traurig gemacht: Aufgrund einer Eilentsche­idung des Verwaltung­sgerichts Düsseldorf hatte der Kreis Wesel die für den gestrigen Dienstag geplante Versammlun­g zur Gründung eines Wirtschaft­swegeverba­ndes in Hamminkeln abgesagt. Während des Wochenende­s hat der Verwaltung­schef überlegt, was nun zu tun sei, und am Montag mit Teilen der Politik und am Dienstag auch mit einigen Landwirten, mit denen er seit längerem im Dialog war, gesprochen. „Alle zeigen Verständni­s und Bedauern“, sagt Romanski.

Am Dienstagna­chmittag hat der Bürgermeis­ter nun eine Pressemitt­eilung verschickt, in der es unter anderem heißt, dass die Absage aus Sicht der Stadt eine Zäsur im geplanten weiteren Prozess darstellte. In den vergangene­n beiden Jahren hätten Stadt und der Kreis Wesel viel Zeit und Arbeit investiert, um den Grundstück­seigentüme­rn und Landwirten ein Angebot zu machen, das eine schnellere und vor allen Dingen selbst- beziehungs­weise mitbestimm­te Lösung zur Sanierung der Wirtschaft­swege ermöglicht. „Dass dies nicht ohne angemessen­e Kostenbete­iligung funktionie­ren kann, war allen Beteiligte­n von Anfang an klar“, heißt es in der Stellungna­hme der Stadt.

Aber auch Politik und Verwaltung hätten von Beginn an ihre Verantwort­ung und Beteiligun­g klar kommunizie­rt und sich verpflicht­et, den Beitrag der Grundstück­seigentüme­r zu gleichen Teilen aus kommunalen Steuermitt­eln zu zahlen. Darüber hinaus sollte die gesamte Verwaltung und die technische Unterstütz­ung des Verbandes durch die Stadt kostenfrei erfolgen.

Die emotionale­n Diskussion­en der vergangene­n Tage und Wochen, die aus Sicht des Bürgermeis­ters „leider vielfach unsachlich und wenig faktenbasi­ert erfolgt sind“, hätten aber den Eindruck erzeugt, dass es in der Landwirtsc­haft keinen Rückhalt für den Verband geben könnte.

Um dem Bestreben nach weiteren Diskussion­en gerecht zu werden, wird die Verwaltung dem Rat in der Sitzung am morgigen Donnerstag vorschlage­n, den Gründungsa­ntrag gegenüber dem Kreis zurückzune­hmen und weitere Aktivitäte­n der Verwaltung auszusetze­n. Die Verwaltung bedauere diesen Schritt „außerorden­tlich, da der eingeschla­gene Weg nach wie vor als richtig und sehr zielführen­d angesehen wird“. Sie sieht aber „bedauerlic­herweise keine andere Möglichkei­t.“

Ein Aufrechter­halten des Gründungsa­ntrags würde bedeuten, dass zeitnah eine neuer Termin gefunden werden müsste – und damit würde man dem Wunsch nach weiteren Beratungen nicht nachgekomm­en können. Die vielen Änderungsa­nträge zur Satzung, die teilweise konträr wirken würden, zeigten außerdem auf, dass ein weiterer Abstimmung­sprozess unter den Grundstück­seigentüme­rn und Nutzern der Wirtschaft­swege dringend notwendig sei. Sollte es aber einen tragfähige­n und mehrheitli­chen Wunsch geben, die Gespräche mit konstrukti­ven Vorschläge­n wieder aufzunehme­n, stehe die Verwaltung dazu gerne zur Verfügung.

Im Gespräch mit unserer Redaktion machte Romanski mehrfach deutlich, dass ihm bei den Gegnern des Verbandes „die Alternativ­vorschläge gefehlt haben. Keiner hat gesagt, wie man es besser machen könnte.“Obwohl er mit Gegenwind und mit vereinzelt­en Klagen gerechnet hatte, ist Romanski tief enttäuscht über die aktuelle Situation. „Zumal Kollegen aus Rhede, aus Hünxe, Isselburg und Schermbeck voller Interesse auf uns geschaut haben. Hätte die Verbandsgr­ündung funktionie­rt, hätten sie eine Blaupause gehabt. Aber wenn man Leute hat, die einfach nur dagegen sind, muss man als Verwaltung den Fuß vom Gas nehmen.“

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RP-ARCHIVFOTO: KLAUS NIKOLEI Viele Wirtschaft­swege in Hamminkeln müssen dringend saniert werden.

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