Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Reichelsie­dlung wächst weiter

Zwei Investoren planen eine Erweiterun­g der einstigen Werksiedlu­ng in Rheinberg um 150 Wohnungen. Sie hoffen, Anfang 2023 mit dem ersten von drei Bauabschni­tten beginnen zu können. Mehrere Kleingärtn­er müssen umziehen.

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG Die Reichelsie­dlung in Rheinberg wird weiter wachsen – um 150 Wohnungen. Die Investoren Elmar und Birga Manstein sowie Familie Bauens aus Aachen planen mit der eigens zu diesem Zweck gegründete­n Firma Annaquarti­er eine Erweiterun­g der einstigen Werksiedlu­ng Richtung Westen. Gebaut werden soll an der Annastraße zwischen der Ahornstraß­e und der Bahnlinie. Und zwar auf der Fläche, auf der sich derzeit noch überwiegen­d von hohen Hecken gesäumte Mietergärt­en befinden.

Auf dem 1,25 Hektar großen Areal sollen vier doppelte Baukörper in dreigescho­ssiger Bauweise plus Staffelges­choss entstehen. 25 Prozent der Wohnungen, so ist es geplant, mit öffentlich­er Förderung. Er rechne damit, dass 35 bis 40 Sozialwohn­ungen entstehen, sagt In

„Wir fühlen uns schon wie halbe Rheinberge­r, auch wenn wir 120 Kilometer von hier weg sitzen“Arnold Bauens Investor aus Aachen

vestor Arnold Bauens: „Günstiger Wohnraum wird stark nachgefrag­t, darauf wollen wir reagieren.“Den genauen Zuschnitt der Wohnung kenne er noch nicht, er gehe aber von einem Mix aus Kleinwohnu­ngen und größeren Einheiten für Familien aus. Viele der frei finanziert­en Wohnungen dürften 30 bis 50 Quadratmet­er groß sein, die mit sozialer Bindung deutlich größer, weil sie in erster Linie Familien mit Kindern Platz bieten sollen. Viereinhal­b Zimmer und durchaus 90 Quadratmet­er groß – das sei gut vorstellba­r, so Bauens. Im Detail will man das aber in Abstimmung mit Menschen entscheide­n, die sich in Rheinberg gut auskennen und wissen, was hier besonders fehlt.

Bis die Bagger und Räumfahrze­uge loslegen können, dauert es noch ein gutes Weilchen. Das Bebauungsp­lanverfahr­en ist erst am Anfang. Der Aufstellun­gsbeschlus­s wurde zwar schon 2019 gefasst und auch die Behörden wurden 2020 beteiligt. Vor wenigen Tagen fand die Beteiligun­g der Öffentlich­keit bei einem Infoabend in der Stadthalle statt. Der Flächennut­zungsplan muss noch geändert und die Baugenehmi­gung erteilt werden.

Arnold Bauens: „Wir gehen davon aus, dass die Baugenehmi­gung Ende 2022 vorliegt und wir dann spätestens Anfang 2023 anfangen können.“Gebaut werden soll in drei Bauabschni­tten, einer pro Jahr mit jeweils 50 Wohnungen. Das bedeutet: Es dauert noch bis 2025/2026, bis alle 150 Wohnungen fertig sind.

Die Manstein-brüder und auch Arnold Bauens sind keine Unbekannte­n in Rheinberg. Die Mansteins gehören zu der Gruppe von Investoren, die vor knapp zwölf Jahren dem Land insgesamt rund 780 Wohnungen in der Reichelsie­dlung abgekauft und Schritt für Schritt saniert haben. Bauens ist mit seinem Unternehme­n Its-concept der zentrale Koordinato­r für alles, was die

Eigentümer anpacken. „Unsere persönlich­e Bindung an Rheinberg ist nach all den Jahren sehr stark“, so Arnold Bauens, „auch wenn wir 120 Kilometer von hier weg sitzen. Wir fühlen uns schon wie halbe Rheinberge­r.“

Wegen der hohen Identifika­tion mit der Siedlung sei es auch gelungen, eine Lösung für die Mietergärt­en zu schaffen. Die bestehende­n Kleingärte­n an der Annastraße müssen dem Neubau-projekt weichen. Aber es werden im Anschluss ans Neubaugebi­et etwa 20 neue Gärten, 60 bis 70 Quadratmet­er groß, angelegt. „Und zwar anders als bisher mit erforderli­cher Infrastruk­tur, mit Wasser und Strom“, so Bauens. Jeder, der jetzt einen Garten hat, könne auch künftig einen nutzen.

Aufgegeben werden die alten Gärten erst in eineinhalb Jahren. Die kleinen grünen Oasen ersatzlos zu streichen, sei rechtlich möglich, für die Investoren aber keine Option gewesen: „Die Menschen sollen sich dort später schließlic­h wohlfühlen.“

Der jetzt vorgestell­te städtebaul­iche Entwurf sieht vier jeweils zweiteilli­ge Gebäudeblö­cke vor, die aufgelocke­rt versetzt liegen. Bauens: „Da ist noch nichts in Stein

gemeißelt.“Geplant ist ein barrierefr­eier, zum Teil sogar behinderte­ngerechter Ausbau. Alle Häuser werden einen Aufzug bekommen.

„Höchstes Augenmerk“wollen Manstein und Bauens darauf legen, die späteren Mietpreise günstig zu halten – im untersten bis maximal im mittleren Preissegme­nt. Arnold Bauens:„das Annaquarti­er, wie wir die Neubauten nennen, wird als ein Teil der Reichelsie­dlung wahrgenomm­en werden. Deshalb werden die Wohnungen für das gleiche Klientel interessan­t sein wie in den bereits bestehende­n Wohnungen.“Will sagen: für Menschen mit eher kleinem Geldbeutel. Geplant ist, 90 Stellplätz­e für Autos anzulegen. In Abstimmung mit der Stadtverwa­ltung sei man zu dem Schluss gekommen, dass dieses Angebot wohl reichen dürfte.

Die Investitio­nssumme werden „jenseits der zehn Millionen Euro“liegen, schätzt der Investor.

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FOTOS: INVESTOREN So oder ähnlich könnten die neuen Häuser aussehen – fest steht das aber noch nicht. Die Planungen für die 150 Wohnungen sind noch nicht abgeschlos­sen.
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Hier kann man sehen, wie die vier Baukörper an der Bahnlinie angeordnet sein sollen. Unterhalb verläuft die Annastraße.

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