Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Flickentep­pich bei Regeln zu 2G und 3G

Duisburg wechselt ab November bei städtische­n Veranstalt­ungen auf die 2G-regel. Ungeimpfte dürfen dann nicht mehr in den Zoo oder zum Weihnachts­markt. Restaurant­s und Kneipen hingegen ist es selbst überlassen, wen sie reinlassen.

- VON MIKE MICHEL UND ALEXANDER TRIESCH

Schon am 11. November soll in Duisburg der Weihnachts­markt eröffnet werden. Klar ist nun: Nur wer vollständi­g geimpft oder genesen ist, darf ihn besuchen. Ungeimpfte dürfen dort auch mit einem Negativtes­t nicht hin. Das besagt die 2G-regel, die in anderen Bundesländ­ern landesweit gilt – in NRW nicht.

Vergeblich hatte Oberbürger­meister Sören Link deshalb in einem Brief an die Landesregi­erung vor einigen Tagen um eine landesweit­e Einführung der 2G-regel gebeten. Dies blieb jedoch ohne Resonanz, so dass die Verwaltung nun selbst aktiv wurde und die Regel ab dem 1. November selbst anordnete.

Natürlich kann die Stadt das nur für eigene Veranstalt­ungen festlegen, also etwa für den Zoo oder den Weihnachts­markt. „Für alle anderen gilt die Coronaschu­tzverordnu­ng des Landes. Und die geht von einer 3G-regelung aus“, sagt Marc Weber, Geschäftsf­ührer des „Webster“am Dellplatz und Vorsitzend­er des Duisburger Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga). Das sei auch gut und richtig so: „Das erspart uns gleich zu Beginn unnötige Diskussion­en.“Geimpft, genesen oder negativ getestet – das muss nach wie vor nachgewies­en werden.

Die härtere Gangart der Stadt hat Folgen: So liegt nach Angaben der Verwaltung in Duisburg die Quote bei vollständi­g Geimpften bei 64,6 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschl­uss: 35,4 Prozent der Duisburger – mithin rund 175.000 Bürger – dürfen ab November nicht mehr in den Zoo oder zu städtische­n Veranstalt­ungen. Bis dahin wird sich die Quote auch nicht wesentlich erhöhen, denn bei Erstimpfun­gen liegt sie mit 66,1 Prozent nur geringfügi­g darüber. Also sind auch etwa ein Drittel der Duisburger vom Weihnachts­markt ausgeschlo­ssen. Ausgenomme­n sind Kinder und Menschen, die sich aus gesundheit­lichen Gründen nicht impfen lassen können.

Das ist nicht unumstritt­en. In den sozialen Netzwerken gibt es reichlich Kritik an der vemeintlic­hen „Impfpflich­t durch die Hintertür“. Dafür hat sich die Situation in Hotels und Gastronomi­e durch die Lockerunge­n des Landes spürbar entspannt. „Bei privaten Gästen haben wir gerade an den Wochenende­n großen Zuspruch. Eher noch zurückhalt­end ist die Resonanz bei Geschäftsg­ästen“, berichtet Weber.

So seien die Anmeldunge­n für betrieblic­he Weihnachts­feiern, die häufig schon ein halbes Jahr im voraus geplant würden, noch nicht auf Vor-corona-niveau. „Auch bei den Hotels ist die Entwicklun­g ähnlich: Der Städtetour­ismus an den Wochenende­n zieht wieder an, bei den

Geschäftsk­unden an den Wochentage­n ist aber noch eine deutliche Zurückhalt­ung zu spüren.“

Dass die Abstände in der Gastronomi­e nun keine entscheide­nde Rolle mehr spielen, habe sich positiv bemerkbar gemacht: Nun dürften alle Tische wieder besetzt werden. „Wenn einige Gäste nach mehr Schutz fragen, können wir mit mobilen Glaswänden helfen“, so Weber. Und auch die nicht mehr benötigte

Kontaktnac­hverfolgun­g habe vieles einfacher gemacht. „Das war zwar nicht schlimm, hielt aber auf und kostete das Personal immer Zeit.“

Den „Flickentep­pich“, den die Stadt landesweit nicht wollte, hat sie jetzt allerdings selbst in den eigenen Grenzen heraufbesc­hworen. Denn ab November gibt es eine Vielzahl unterschie­dlicher Regeln in unterschie­dlichen Bereichen.

So haben Ungeimpfte bei Veranstalt­ungen im Steinhof in Huckingen schon ab dem 1. September keinen Zutritt mehr. Die Verantwort­lichen dort sehen es als einzige Alternativ­e an, um kulturelle Veranstalt­ungen möglich zu machen, weil eine Rückkehr zur Normalität nicht abzusehen sei. Auch der Steinbruch in Neudorf hat ab dem 16. September die 2G-regel eingeführt.

Die Veranstalt­er des Eventschlo­sses Pulp in Hochfeld halten an der 3G-regel fest – mit einem Haken. Hier reicht nämlich ein Schnelltes­t nicht aus. Verlangt wird ein PCRTest, der nicht älter als 48 Stunden ist. Und die sind nicht ganz billig und können schon mal 50 Euro kosten. Schnelltes­ts lieferten manchmal falsche Ergebnisse, so die Veranstalt­er. „Das möchten wir nicht verantwort­en. Der Schutz unserer Gäste und des Personals genießt oberste Priorität“, heißt es auf der Homepage des Pulp. Wo auf engem Raum und ohne Maske getanzt werden darf, ist halt besondere Vorsicht geboten.

Weniger zurückhalt­end ist man dagegen bei der Villa Rheinperle in Friemershe­im. Dort steigt an den nächsten beiden Samstagen im „weiß-blauen Zeltpalast“das Oktoberfes­t mit bis zu 800 Gästen. Mit Bier aus Maßkrügen, Oktoberfes­t-kapelle, Partyband und AfterShow-party. Für Ungeimpfte reicht da ein aktueller negativer Schnelltes­t. Event-manager Stefan Püllen verteidigt das Vorgehen: „Wir wollen niemanden ausschließ­en.“Eine 2G-regel sei für die Zukunft nicht geplant. Zuletzt hatte auch das Land entschiede­n, bei der Testpflich­t in Diskotheke­n sei nun statt einem PCR-TEST auch ein Schnelltes­t ausreichen­d.

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FOTOS (3): ARCHIV In diesem Jahr dürfen Ungeimpfte nicht auf den Weihnachts­markt.
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Auch bei den Partys im Sommer ist an der Rheinperle viel los.
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Zünftig soll es auch beim Oktoberfes­t in Friemershe­im zugehen.

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