Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Flickenteppich bei Regeln zu 2G und 3G
Duisburg wechselt ab November bei städtischen Veranstaltungen auf die 2G-regel. Ungeimpfte dürfen dann nicht mehr in den Zoo oder zum Weihnachtsmarkt. Restaurants und Kneipen hingegen ist es selbst überlassen, wen sie reinlassen.
Schon am 11. November soll in Duisburg der Weihnachtsmarkt eröffnet werden. Klar ist nun: Nur wer vollständig geimpft oder genesen ist, darf ihn besuchen. Ungeimpfte dürfen dort auch mit einem Negativtest nicht hin. Das besagt die 2G-regel, die in anderen Bundesländern landesweit gilt – in NRW nicht.
Vergeblich hatte Oberbürgermeister Sören Link deshalb in einem Brief an die Landesregierung vor einigen Tagen um eine landesweite Einführung der 2G-regel gebeten. Dies blieb jedoch ohne Resonanz, so dass die Verwaltung nun selbst aktiv wurde und die Regel ab dem 1. November selbst anordnete.
Natürlich kann die Stadt das nur für eigene Veranstaltungen festlegen, also etwa für den Zoo oder den Weihnachtsmarkt. „Für alle anderen gilt die Coronaschutzverordnung des Landes. Und die geht von einer 3G-regelung aus“, sagt Marc Weber, Geschäftsführer des „Webster“am Dellplatz und Vorsitzender des Duisburger Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Das sei auch gut und richtig so: „Das erspart uns gleich zu Beginn unnötige Diskussionen.“Geimpft, genesen oder negativ getestet – das muss nach wie vor nachgewiesen werden.
Die härtere Gangart der Stadt hat Folgen: So liegt nach Angaben der Verwaltung in Duisburg die Quote bei vollständig Geimpften bei 64,6 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss: 35,4 Prozent der Duisburger – mithin rund 175.000 Bürger – dürfen ab November nicht mehr in den Zoo oder zu städtischen Veranstaltungen. Bis dahin wird sich die Quote auch nicht wesentlich erhöhen, denn bei Erstimpfungen liegt sie mit 66,1 Prozent nur geringfügig darüber. Also sind auch etwa ein Drittel der Duisburger vom Weihnachtsmarkt ausgeschlossen. Ausgenommen sind Kinder und Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.
Das ist nicht unumstritten. In den sozialen Netzwerken gibt es reichlich Kritik an der vemeintlichen „Impfpflicht durch die Hintertür“. Dafür hat sich die Situation in Hotels und Gastronomie durch die Lockerungen des Landes spürbar entspannt. „Bei privaten Gästen haben wir gerade an den Wochenenden großen Zuspruch. Eher noch zurückhaltend ist die Resonanz bei Geschäftsgästen“, berichtet Weber.
So seien die Anmeldungen für betriebliche Weihnachtsfeiern, die häufig schon ein halbes Jahr im voraus geplant würden, noch nicht auf Vor-corona-niveau. „Auch bei den Hotels ist die Entwicklung ähnlich: Der Städtetourismus an den Wochenenden zieht wieder an, bei den
Geschäftskunden an den Wochentagen ist aber noch eine deutliche Zurückhaltung zu spüren.“
Dass die Abstände in der Gastronomie nun keine entscheidende Rolle mehr spielen, habe sich positiv bemerkbar gemacht: Nun dürften alle Tische wieder besetzt werden. „Wenn einige Gäste nach mehr Schutz fragen, können wir mit mobilen Glaswänden helfen“, so Weber. Und auch die nicht mehr benötigte
Kontaktnachverfolgung habe vieles einfacher gemacht. „Das war zwar nicht schlimm, hielt aber auf und kostete das Personal immer Zeit.“
Den „Flickenteppich“, den die Stadt landesweit nicht wollte, hat sie jetzt allerdings selbst in den eigenen Grenzen heraufbeschworen. Denn ab November gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Regeln in unterschiedlichen Bereichen.
So haben Ungeimpfte bei Veranstaltungen im Steinhof in Huckingen schon ab dem 1. September keinen Zutritt mehr. Die Verantwortlichen dort sehen es als einzige Alternative an, um kulturelle Veranstaltungen möglich zu machen, weil eine Rückkehr zur Normalität nicht abzusehen sei. Auch der Steinbruch in Neudorf hat ab dem 16. September die 2G-regel eingeführt.
Die Veranstalter des Eventschlosses Pulp in Hochfeld halten an der 3G-regel fest – mit einem Haken. Hier reicht nämlich ein Schnelltest nicht aus. Verlangt wird ein PCRTest, der nicht älter als 48 Stunden ist. Und die sind nicht ganz billig und können schon mal 50 Euro kosten. Schnelltests lieferten manchmal falsche Ergebnisse, so die Veranstalter. „Das möchten wir nicht verantworten. Der Schutz unserer Gäste und des Personals genießt oberste Priorität“, heißt es auf der Homepage des Pulp. Wo auf engem Raum und ohne Maske getanzt werden darf, ist halt besondere Vorsicht geboten.
Weniger zurückhaltend ist man dagegen bei der Villa Rheinperle in Friemersheim. Dort steigt an den nächsten beiden Samstagen im „weiß-blauen Zeltpalast“das Oktoberfest mit bis zu 800 Gästen. Mit Bier aus Maßkrügen, Oktoberfest-kapelle, Partyband und AfterShow-party. Für Ungeimpfte reicht da ein aktueller negativer Schnelltest. Event-manager Stefan Püllen verteidigt das Vorgehen: „Wir wollen niemanden ausschließen.“Eine 2G-regel sei für die Zukunft nicht geplant. Zuletzt hatte auch das Land entschieden, bei der Testpflicht in Diskotheken sei nun statt einem PCR-TEST auch ein Schnelltest ausreichend.